timetable Programm (pdf)
Programm-Flyer (pdf)
16.11. 17.11. 18.11. 19.11. 20.11. 21.11. 22.11. 23.11. 24.11.
Alle Filmvorführungen werden durch fachkundige Einführungen begleitet.
19.00 Eröffnungsgala mit Gästen
Verleihung des Reinhold Schünzel-Preises
Kurzfilm-Programm
Wie sich der Kientopp rächt
D 1912/13. Gustav Trautschold. 12 min, stumm
Professor Moralsky zieht gegen den »Schundfilm«zu Felde, wird aber von findigen Filmleuten als Heuchler entlarvt.
Musikbegleitung: Marie-Luise Bolte
Polizeibericht - Überfall
D1928. Ernö Metzner. ca. 15 min
Ein »Verbrecherfilm«, der mit dem Fund eines falschen Geldstücks beginnt – »entsittlichend und verrohend«.
Musikbegleitung: Marie-Luise Bolte
Rafel mai amech izabi almi
CS 1969. Jiří Gold. 10 min
Experimentalfilm, der nach dem Ende des Prager Frühlings nur als Kurzfassung in Filmclubs laufen durfte.
Die Rebläuse
DDR 1965. Rudolf Thomas. 11 min
Kritischer Handpuppenfilm über mangelhaftes Krisenmanagement auf einem Güterbahnhof.
Musikalisches Rahmenprogramm mit dem Chor am deutschen Elektronen-Synchrotron Hamburg (DESY)
12.00 Hoří, má panenko! (Der Feuerwehrball / Anuschka – es brennt mein Schatz)
CS 1967, Miloš Forman. 74 min
mit Jan Vostrcil, Josef Sebánek, Josef Valnoha
Satirische Komödie um den Jahresball einer freiwilligen Feuerwehr in der tschechischen Provinz, der in lauter kleinen Katastrophen endet. Forman war mit seinen Komödien einer der erfolgreichsten Exponenten der Neuen Welle und machte nach Ende des Prager Frühlings auch in Hollywood Karriere – u.a. Oscars für ONE FLEW OVER THE CUCKOO'S NEST und AMADEUS.
Einführung: Wolf Schmid, DTG
Mit freundlicher Unterstützung der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft Hamburg
14.00 Bronenosez »Potëmkin« (Panzerkreuzer Potemkin)
SU 1925. Regie: Sergej M. Eisenstein. 50 min (Dt. Nadeltonfassung von 1930)
mit Aleksandr Antonov, Vladimir Barskij, Grigorij Alexandrow
Grandioser Höhepunkt der Stummfilmkunst oder »bolschewistische Zersetzungspropaganda«? Der jahrelange Zensurkrieg um das sowjetische Revolutionsepos in der Weimarer Republik führte zeitweilig zu einem Verbot wegen »Gefährdung der öffentlichen Sicherheit«.
17.00 Das Stahltier
D 1934/35. Regie: Willy Zielke. 70 min.
mit Aribert Mog, Max Schreck
Der Jubiläumsfilm zum 100. Geburtstag der deutschen Eisenbahn: Die eigenwillige Mischung aus historischen Spielszenen, einer Rahmenhandlung mit Bahnarbeitern und experimentellen Dokumentarsequenzen wurde wohl verboten, weil die Reichsbahn einen kundenfreundlichen Imagefilm und kein avantgardistisches Montagegewitter erwartet hatte.
Vorfilm: Zwei Windhunde
D 1934. Detlef Sierck [= Douglas Sirk]. 31 min
mit Fritz Odemar, Hans Herrmann-Schaufuß, Mady Rahl
Kurzfilm-Satire auf windige Geschäftspraktiken der »Systemzeit«. Die erste Fingerübung des späteren Meisterregisseurs wurde unter dem Titel »Zwei Genies« zunächst verboten und erst nach Überarbeitung zugelassen.
Einführung: Kay Hoffmann
mit freundlicher Unterstützung von
19.00 Besatzung Dora
D 1942/43. Regie: Karl Ritter. 91 min
mit Hannes Stelzer, Josef Dahmen, Georg Thomalla, Ernst von Klipstein.
Champagner in Frankreich, Pelzmäntel an der Ostfront und Bauchtanz in Nordafrika: Die Gruppendynamik einer Fernaufklärer-Besatzung gerät durch komplizierte Frauen/Männer-Verhältnisse ins Schleudern. Von Propagandaminister Goebbels aufgrund der Kriegsentwicklung verboten, von den Alliierten Militärbehörden wegen Luftwaffenpropaganda auf den Index gesetzt.
21.15 Panelstory aneb Jak se rodí sídliště (Geschichte der Wände)
CS 1979. Regie: Věra Chytilová. 96 min, OmU
mit Lukáš Bech, Antonín Vaňha, Eva Kačírková
Angesichts der schlechten Wohnverhältnisse in Prag ziehen die Mieter bereits in einen neuen Plattenbau ein, während er noch in Bau ist. Chytilová, die mit Tausendschönchen (1966) einen der zentralen Filme der Neuen Welle gedreht hatte, legte sich auch zu Zeiten der »Normalisierung« mit den Mächtigen an. Panelstory wurde in der Tschechoslowakei unterdrückt, gewann aber in San Remo nur eine Goldmedaille.
mit freundlicher Unterstützung von
17.00 Cyankali
D 1930. Regie: Hans Tintner. 90 min.
mit Grete Mosheim, Nico Turoff, Margarete Kupfer, Paul Henckels
Die junge Hete wird schwanger, doch ihr arbeitsloser Freund kann keine Familie ernähren. Die Suche nach einem Ausweg endet tragisch. Das sozialkritische Abtreibungsdrama nach dem umstrittenen Bühnenstück des Arztes und Kommunisten Friedrich Wolf wurde zunächst als tendenziöses Pamphlet gegen den § 218 verboten und nur unter diversen Schnittauflagen freigegeben.
Einführung: Evelyn Hampicke
19.00 Ja milujem, ty miluješ (Ich liebe, Du liebst)
CS 1980. Regie: Dušan Hanák. 96 min. OmU
mit Roman Klosowski, Iva Janžurová, Milan Jelič
Die tragikomischen Abenteuer zweier Junggesellen in der slowakischen Provinz beschränken sich auf Alkohol und Frauen. Der Film des renommierten slowakischen Spiel- und Dokumentarfilmer entstand bereits 1980, konnte jedoch erst Ende 1988 aufgeführt werden und erhielt dann bei der Berlinale 1989 einen Silbernen Bären für die beste Regie.
Einführung: Alexandra Strelková, Direktorin des Slowakischen Filmcentrums
21.15 Die andere Seite
D 1931. Regie: Heinz Paul. 100 min.
mit Conrad Veidt, Theodor Loos, Wolfgang Liebeneiner, Viktor de Kowa
Fünf britische Offiziere warten im Frühjahr 1918 an der Westfront auf die deutsche Schlussoffensive. Das packende Kammerspiel im Schützengraben schilderte die verheerenden Auswirkungen des Stellungskriegs auf die Psyche der Soldaten so schonungslos, dass es von den Nationalsozialisten 1933 wegen »zersetzenden Einflusses auf den Wehrwillen« wieder verboten wurde.
mit freundlicher Unterstützung von
17.00 Tři přání (Drei Wünsche)
CS 1958.
Ján Kadár, Elmar Klos. 96 min. OmU
mit Rade Marković, Dítě Zdeněk, Tatjana Beljakova, Vlastimil Brodsk
Ein ironisches Märchen auf den sozialistischen Alltag. Der Slowake Ján Kadár und der Tscheche Elmar Klos, 1966 Oscar-Preisträger für Das Geschäft in der Hauptstraße, begannen ihre Film-Karriere bereits in den 1950er Jahren. Drei Wünsche entstand während eines kulturellen »Tauwetters« Ende der 1950er, wurde jedoch verboten, und die Filmmacher konnten erst nach fünf Jahren wieder einen Film drehen.
19.30 Kongress-Eröffnung mit Gästen und Verleihung der Willy Haas-Preise
Die Taube auf dem Dach
DDR 1972/73. Regie: Iris Gusner. 90 min
mit Heidemarie Wenzel, Günter Naumann, Lotte Loebinger
Die melancholische Liebesgeschichte einer Bauingenieurin zwischen einem älteren Brigadier und einem jungen Studenten auf einer der Großbaustellen des Sozialismus. Als Anfang der 1970er Jahre bei der DEFA der Schock des Kahlschlags von 1965 mit einer neuen Regie-Generation überwunden schien, wurde das Spielfilm-Debüt von Iris Gusner, einer der wenigen Regie-Frauen im DEFA-Studio, verboten.
zu Gast: Iris Gusner
mit freundlicher Unterstützung von
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17.00 Verbotene DEFA-Trickfilme (Kurzfilmprogramm)
ca. 90 min
Gibt es blaue Mäuse? Was hat ein Ballett aus Punkten und Strichen mit sozialistischem Realismus zu tun? Wie subversiv dürfen Parabeln sein? Mit solchen Fragen schlugen sich die Trickfilmmacher der DEFA herum. Aus rund 750 Animationsfilmen, die zwischen 1955 und 1990 entstanden, zeigen wir zwölf verbotene, beschnittene oder beargwöhnte Beispiele.
Präsentiert von Ralf Schenk, DEFA-Stiftung
19.00 Jadup und Boel
DDR 1979-81. Regie:Rainer Simon. 103 min.
mit Kurt Böwe, Gudrun Ritter, Käthe Reichel, Michael Gwisdek
Ein selbstkritischer Rückblick der Aufbau-Generation in der DDR auf die Diskrepanz zwischen frühen Hoffnungen und düsterer Realität. Trotz – oder auch wegen – intensiver Beobachtung durch Studioleitung und Stasi wurde der Film zwar fertiggestellt, dann als letzter DEFA-Spielfilm verboten und erst kurz vor der »Wende« aufgeführt.
Zu Gast: Rainer Simon
21.15 Casablanca
US 1942. Regie: Michael Curtiz. 82 min. verstümmelte dt. Fassung von 1952!
mit Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Claude Rains
Nazis raus! Aus Rücksicht auf die Gemütsverfassung des Publikums in der Bundesrepublik eliminierte der Verleih 1952 kurzerhand die deutschen Nazi-Bösewichter um Conrad Veidt aus dem Film. Der Widerstandskämpfer Victor Laszlo verwandelte sich in einen Erfinder geheimnisvoller »Deltastrahlen«. Aus einem Antinazi-Melodram wurde ein exotischer Abenteuerfilm.
Einführung: Joseph Garncarz
17.00 Monolog für einen Taxifahrer
DDR 1962. Regie: Günter Stahnke. Buch: Günter Kunert. ca. 40 min
mit Fred Düren, Marianne Wünscher, Helga Göring, Agnes Kraus
Die Odyssee eines Taxifahrers durch das weihnachtliche Ost-Berlin. Nachdem die Fernsehoper Fetzers Flucht beim obersten Filmkritiker Walter Ulbricht Anstoß erregt hatte, wurde prompt die schon fertiggestellte, nächste Arbeit des Gespanns Stahnke und Kunert verboten, die weitere Zusammenarbeit untersagt. Ein Vorbote des »Kahlschlags« von 1965.
Einführung: Günter Agde
Zu Gast: Günter Stahnke, Günter Kunert
18.30 Anders als Du und ich (§175)
BRD 1957. Regie: Veit Harlan. 91 min
mit Christian Wolff, Paula Wessely, Paul Dahlke, Ingrid Stenn
Knabenverführer hören Elektronenmusik: Das Melodram um eine Mutter, die ihren Sohn mit der Haustochter verkuppelt, um ihn den Abgründen der gleichgeschlechtlichen Liebe zu entreißen, kam in Wien unbeanstandet zur Uraufführung. Von der FSK wegen »Propaganda für die männliche Homosexualität« erst nach gravierenden Kürzungen und Hinzufügung nachgedrehter Szenen freigegeben.
Zu Gast: Christian Wolff
21.15 Případ pro začínajícího kata
CS 1969. Regie: Pavel Juráčekn. 106 min
mit Lubomír Kostelka, Pavel Landovský, Klára Jerneková
Eine surrealistische Satire nach Motiven aus Swifts »Gullivers Reisen«. Als Juráček, einer der führenden Vertreter der Neuen Welle den Film 1970 ins Kino brachte, hatten die Truppen des Warschauer Pakts seine Heimat besetzt, und die Zeit der lähmenden »Normalisierung« setzte auch in der Filmindustrie ein. Der Film wurde kurz darauf verboten und Juráček konnte keinen weiteren Film realisieren.
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17.00 Karla
DDR 1965. Regie: Herrmann Zschoche. 133 min.
mit Jutta Hoffmann, Jürgen Hentsch, Hans Hardt-Hardtloff, Rolf Hoppe
Eine junge idealistische Lehrerin versucht das, was ihr theoretisch an der Hochschule beigebracht wurde, bei ihrer ersten Anstellung auch praktisch ihren Schülern beizubringen – und scheitert, wie auch andere kritische Geister. Star dieses schönsten der Verbotsfilme in Folge des 11. Plenums der SED war Jutta Hoffmann in der Titelrolle.
zu Gast: Jutta Hoffmann
20.00 Das Mädchen aus der Ackerstraße
D 1919/20. Regie: Reinhold Schünzel. ca. 90 min
mit Lilly Flohr, Otto Gebühr, Rosa Valetti, Reinhold Schünzel
Klassischer »Sittenfilm« aus dem berliner Großstadtmilieu: Als ein weltfremder Professor eines Abends ein verzweifeltes junges Mädchen bei sich aufnimmt, gerät er in einen verhängnisvollen Strudel aus Leidenschaft, Intrigen und Erpressung. Das Missbrauchsdrama kam zunächst ins Kino, wurde aber 1923 nachträglich wegen »entsittlichender Wirkung« verboten.
Ein Schünzel-Klassiker zu dessen 125. Geburtstag.
Musikbegleitung: Marie-Luise Bolte
Einführung: Evelyn Hampicke
22:00 A Clockwork Orange (Uhrwerk Orange)
GB 1970/71. Regie: Stanley Kubrick. 137 min, DF
mit Malcolm McDowell, Patrick Magee, Michael Bates
Nach dem Roman von Anthony Burgess drehte Kubrick diese negative Utopie über eine gewalttätige Jugendgang in London unter ihrem sadistischen Anführer Alex. Der Film wurde gefeiert, aber auch u.a. von Pauline Kael und Susan Sonntag verdammt. Auf Anraten der Polizei zog Kubrick den Film in Großbritannien für über 25 Jahre aus dem Verkehr – ein eigentümlicher Fall von Selbst-Zensur. In Deutschland lief er in einer von Kubrick gelobten Synchronfassung von Wolfgang Staudte.
Einführung: Olaf Brill
14.30 The Devils (Die Teufel)
GB 1970. Regie: Ken Russell. 111 min
mit Oliver Reed, Vanessa Redgrave, Dudley Sutton
Der exzentrische Kino-Berserker Ken Russell adaptierte Aldous Huxleys literarische Bearbeitung des Falls der Hexen von Loudon als wildes und bildgewaltiges Melodram. Wegen seiner freizügigen Abbildung der mittelalterlichen Verquickung von Sex und Religion musste der Film in verschiedenen Ländern gekürzt werden. Erst 2012 konnte das British Film Institute eine restaurierte Fassung herstellen.
In Kooperation mit Bizarre Cinema
Empfohlen von
17:00 Die Sünderin
BRD 1950. Regie: Willi Forst. 87 min.
mit Hildegard Knef, Gustav Fröhlich, Robert Meyn
Bewegendes Melodram um eine Hure mit Herz und einen todkranken Maler. Obwohl die Story während der Produktion in Bendestorf mehrfach entschärft wurde, sorgte die verständnisvolle Darstellung von Prostitution, Selbstmord und Tod auf Verlangen für große Probleme bei der FSK und provozierte heftige Kritik der Kirchen, Boykottaufrufe, Demonstrationen und Polizeiverbote.
Einführung: Olaf Brill
19.00 Ekstase
CS/AT 1932. Regie: Gustav Machatý. ca. 90 min.
mit Hedy Kiesler [=Lamarr], Aribert Mog, Zvonimir Rogoz
Avantgardistisch gefilmte Dreiecksgeschichte um eine unbefriedigte Ehefrau, ihren verknöcherten Gatten und einen knackigen Bauingenieur. Trotz offenherziger Nacktszenen in Prag und Wien problemlos zugelassen, in Deutschland wegen »gröbster Spekulation auf niedrigste Instinkte« verboten, sorgte der Skandalfilm noch 1950 für Kinotumulte katholischer Jugendgruppen.
Einführung: Swenja Schiemann
21.15 Das Beil von Wandsbek
DDR 1950/51. Regie: Falk Harnack. 110 min.
mit Erwin Geschonneck, Käthe Braun, Willy A. Kleinau, Blandine Ebinger, Maly Delschaft
Nach Arnold Zweigs Exil-Roman über einen hamburger Schlachtermeister, der sich von den Nazis als Henker anwerben lässt. Der erste spektakuläre Zensurfall in der DDR: Weil er Mitleid mit dem Schicksal eines Mitläufers erregte, statt die Verdienste des antifaschistischen Widerstands herauszustellen, wurde der Film – nach einem Wink aus Moskau – abgesetzt und erst 1981 in restaurierter Fassung wieder aufgeführt.
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Rückblick auf das Filmprogramm vom Cinefest 2012 - IX. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes (zum Archiv)