Enttäuscht von der mangelnden Erotik in ihrer Ehe mit dem älteren pedantischen Emil Jerman, flieht Eva zurück zu ihrem Vater und beantragt die Scheidung. Als sie nackt in einem See badet, läuft ihr Pferd samt Kleidung davon. Ein junger Bauingenieur bändigt das Pferd und gibt Eva ihre Kleidung zurück, die sie trotzig annimmt. In der Nacht überkommt Eva eine starke Sehnsucht nach dem jungen starken Mann und sie rennt zu seiner Bleibe, wo sie eine stürmische Nacht zusammen verbringen. Am nächsten Morgen findet sie zuhause Emil vor, der sich mit ihr versöhnen will, aber es ist zu spät. Auf der Fahrt in die Stadt nimmt Emil den Bauingenieur mit, ohne zu wissen, dass dieser zu einem Treffen mit Eva unterwegs ist. Anhand einer Perlenkette, die der Ingenieur in der Hand hält, erkennt er die Wahrheit. Schließlich erschießt er sich in demselben Hotel, in dem Eva mit dem Ingenieur tanzt. Erschüttert beschließt Eva, ihren Liebhaber zu verlassen.
Disappointed with the lack of eroticism in her marriage with Emil Jerman, whose only passion is maintaining his normal routine, his young wife Eva goes back to her father and files for divorce. One morning, while she is swimming naked in a pond, her horse runs off with her clothes. Eva chases the horse across the fields until Adam, a young engineer catches the horse and gives Eva back her clothes. That evening, Eva follows her desire to see Adam again, runs to his modest home and during a passionate night together, breaks her pearl necklace. The next morning, Emil comes to see her planning to reconcile their differences, not knowing that it’s already too late. By chance and oblivious to Adam's affair with Eva, Emil offers Adam a ride into the city. During the trip, he notices Eva’s pearl necklace in Adams hand and awakens to the truth. In frustration, Emil shoots himself in the same hotel where Eva is dancing with the engineer. Shocked, Eva decides she is unable to stay with Adam and leaves him.
Ein LIED VOM LEBEN erklingt: Eine junge Frau läuft dem Gatten davon, der ein pedantischer Philister ist, begegnet einem jungen Mann, wird seine Geliebte, geht auf in einem Rausch des Blutes, in einer EXTASE der Leidenschaft, will nur diese Liebe leben – da tritt groß und gespenstisch ein Schatten zwischen sie und den Geliebten: der Gatte begeht Selbstmord. Der Tote trennt die Lebenden. Der junge Mann findet Trost in seiner Arbeit, die Frau in ihrem Kind. Am Ende des Films, der mit der Schilderung einer Brautnacht begann, die ohne Liebe war, der in einer beinahe poetischen Gestaltung der unwiderstehlichen Gewalt des Sexus gipfelte, stehen Bilder arbeitsgespannter Leiber, schwingender Maschinen, in rasendem Schwung der Arbeit durch die Luft wirbelnder Werkzeuge steht das Bild einer glücklichen jungen Mutter. Der diesen Film schuf, Gustav Machatý, Filmregisseur von ungewöhnlicher Begabung und ungewöhnlichem Ehrgeiz, er führt die Filmfabel zu einem Abschluß, der harmonisch ist, ohne auch nur einen Augenblick sentimental zu sein, ohne auch nur im entferntesten an das übliche Happy-end zu erinnern.
Was in diesem Film geschieht, wird mit den optischen Mitteln stummer Filmkunst gestaltet. Menschen werden durch Bewegungen, durch sichtbare Vorgänge charakterisiert, die Handlung rollt bildhaft ab, das Wort, sparsam angewendet, ersetzt nur den Zwischentitel des stummen Films. Das visuelle Detail wird wieder zum wichtigsten künstlerischen Ausdrucksmittel. [...] Der Mensch ist in dieser von Jan Stallich grandios photographierten filmischen Symphonie der Leidenschaft nicht Akteur, sondern nur winziger Teil des großen atmenden Alls, er bestimmt sein Schicksal nicht, es ist verwoben in den ewigen und unbegreiflichen Kreislauf von Werden und Vergehen, über dem die Gesetze der Natur wachen, gegen den Menschenwille machtlos ist. Sonst triumphiert im Film der Moralkodex der Philisterwelt über den Trieb des Blutes, wird die Leidenschaft in den dumpfen Käfig einer gutbürgerlichen Ehe weggesperrt; Gustav Machatý setzt den moralinsüßen Filmen mit der »Gartenlaube«-Ethik sein mit künstlerischer und geistiger Konsequenz durchgestaltetes Filmwerk entgegen. Es ist seit langer Zeit der erste Film, der künstlerische Probleme zur Debatte stellt, der von der Schablone der Kitschfilmfabrikation abweicht.
Fritz Rosenfeld: Rückkehr zum stummen Film? »Ekstase«
Arbeiterzeitung (Wien), 19.2.1933
Dieser tschechische Film hat den Originaltitel EKSTASE, sein Regisseur Gustav Machatý erhielt auf Grund dieses Werkes in Venedig den Preis für die beste Regieleistung. Dies muß in Erinnerung gebracht werden, damit das Urteil über die gestern gezeigte deutsche Fassung des Films seinem Schöpfer nicht Unrecht zufügt.
Der ursprüngliche Stoff ist noch einigermaßen erkennbar. [...] Die Spannung dieses Geschehens liegt in dem Vorliegen und Erkennen des Ehebruchs. In die deutsche Fassung hat man vor Beginn des Liebesverhältnisses die gerichtliche Scheidung der Eheleute hineinkonstruiert, den Abschluß bildet ein – völlig unverständlich geschnittenes – happy ending. Diese Änderungen rauben dem Film seine große Linie; sie machen ihn uninteressant, um nicht zu sagen langweilig. Die vorgenommene chemische Reinigung hat den Film nicht nur seine stark erotische Atmosphäre, sondern damit auch seine dramaturgische Stütze genommen.
Die Eigenart und Stärke der Regie Machatýs leuchtet noch aus vielen Szenen und Details. Die Tragödie der jungen Ehe wird zu Anfang dargelegt durch die Trostlosigkeit einer Hochzeitsnacht, die der angetrunkene Ehemann schlafend im Badezimmer verbringt. In diesen völlig stumm angelegten Szenen feiert das Spielen mit Requisiten Triumphe. Das Brautbukett im eben ausgepackten Blecheimer, die Stecknadeln im Schlafanzug, die vielen Anzeichen für die erotische Uninteressiertheit des Mannes sind kleine Regiekostbarkeiten. Aber bald häufen sich diese Symbole derart, daß man abgestumpft wird und schließlich ermüdet.
Allen Szenen eigen ist eine mitreißende Photographie. Als Kamerastudie verdient der Film auch in der deutschen Fassung noch einen Preis. [...]
Die Darsteller können sich bei der sparsamen Dialogverwendung nicht recht entfalten; es entstand eine unbefriedigende Mischung aus Stumm- und Tonfilm. Die Schauspieler müssen zuweilen viele Meter hindurch fast unbewegt in Großaufnahmen verharren – manche Schnittwillkür zerstörte wohl auch ehemals vorhandene Wirkungen. [...]
Wenn wir uns einmal vorstellen, wie uns zumute wäre, wenn ein deutscher Spitzenfilm im Auslande so willkürlich »verarbeitet« würde, dann ist vielleicht doch die Frage berechtigt, ob man nicht auf den Import des Film in dieser Form besser verzichtet hätte.
G. H. [= Georg Herzberg]: Symphonie der Liebe
Film-Kurier, Nr. 7, 9.1.1935