Miss Blandish, die Tochter eines Millionärs, wird von Kleinganoven entführt. Sie wollen eigentlich nur die teure Halskette rauben, doch es geht einiges schief. Am Ende sind Miss Blandishs Verlobter und einige der Gauner tot und sie findet sich in den Händen der Bailey-Bande wieder. Aus diesen wird sie vom Gangster Slim Grisson befreit, der wiederum selbst das Lösegeld kassieren will. Doch Miss Blandish und Grisson verlieben sich und Slim weigert sich, den Befehl seiner Mutter auszuführen, die seine neue Geliebte tot sehen möchte. Blandish schreibt einen Brief an ihren Vater und erklärt, dass sie Grisson liebt und freiwillig bei ihm bleiben will. Ihr Vater hält den Brief für gefälscht und eine Hetzjagd beginnt. Slim und Miss Blandish wollen gemeinsam fliehen, doch sie kommen nur bis zu einer Waldhütte, die bald von der Polizei umstellt ist. Slim stirbt im Kugelhagel der Polizei, Miss Blandish wird zurück zu ihrem Vater gebracht. Aber ohne Slim will sie nicht mehr leben und stürzt sich aus dem Fenster.
Ich habe 32 heftige Schläge und Ohrfeigen gezählt (die freundschaftlichen Püffe nicht gezählt) sowie zehn Schusswunden. Dann haben sie begonnen, Maschinenpistolen zu benutzen und meine Rechenmaschine hat aufgegeben. Es gab etwa sieben gewaltsame Todesfälle, darunter auch der Heldin, die aus dem Fenster sprang, nachdem ihr Held von Polizeikugeln durchsiebt worden war.
Wir wollen nicht heuchlerisch sein über Miss Blandish, denn der Film nennt das Kind beim Namen und zeigt Gangster wirklich als höchst unerfreulich. Aber ich hoffe doch, dass uns unsere Produzenten weitere solcher Machwerke ersparen werden. Überlasst das Hollywood, Kumpels!
Jympson Harman: No Orchids for Miss Blandish
Evening News (London), 15.4.1948
Es handelt sich hier wohl um die ekelhafteste Zurschaustellung von Brutalität, Perversion, Sex und Sadismus, die man je auf einer Kinoleinwand gesehen hat. Mit pseudo-amerikanischen Akzenten kämpfen sich die Darsteller praktisch durch ein Drehbuch voll anzüglicher Dialoge. Alle Frauen sind Schlampen und die meisten Männer hinterhältige Mörder. Es reiht sich Szene an Szene mit unappetitlichen Schlafzimmerszenen und abstoßenden Orgien von Mord und Todschlag knapp an der Grenze zum Massaker. Der einzig rettende Aspekt des Films, abgesehen von seinen technischen Qualitäten, ist, dass er trotz all seiner Ekelhaftigkeit langweilig ist. Das reduziert vielleicht die Gefahr. Es erscheint eine außerordentliche Fehlleistung des British Board of Film Censors, dass diese Monstrosität freigegeben worden ist, was bedeutet, dass Jugendliche und die meisten Kinder mit etwas Zielstrebigkeit ihn sehen können.
No Orchids for Miss Blandish
Monthly Film Bulletin (London), Nr. 172, 30.4.1948
Seit Tagen hat das Globe Theatre darauf hingewiesen, dass niemand unter 18 Jahren Zutritt zu NO ORCHIDS FOR MISS BLANDISH gestattet würde, der seit gestern läuft. Solch eine Sorge um die Jugend ist wirklich rührend. Aber wer schützt eigentlich uns Ältere? Wir haben an diesem merkwürdigen britischen Melodram nichts finden können, das einen aufgeweckten Teenager in den Abgrund stoßen würde, doch es gibt auf der Leinwand des Globe genügend Beweise, dass NO ORCHIDS FOR MISS BLANDISH ein peinlicher Versuch seitens der Engländer ist, Hollywoods Gangster-Schema nachzuahmen. Es wäre besser gewesen, hätte man diesen Versuch unterlassen. Mit Jack La Rue, wohlerprobt in der Westküsten-Schule des abgebrühten Gangstertums, als Ober-Fiesling, versucht dieser Film alles, ein greuliches Bild des Verbrechens in New York zu zeichnen. Zu den nicht eben geringsten Peinlichkeiten des Films gehören die zahlreichen Ausrutscher eines Teils der Darsteller, die versuchen, New-Yorkerisch zu sprechen, und die drolligen Ausdrücke, die sie benutzen. Vier brutale Morde beinhaltet das Drehbuch, das zu erzählen versucht, wie eine üppige Erbin von einigen Schmalspur-Schlägern entführt wird, die sie an einen Gangsterboss (gespielt von Mr. La Rue) weiterreichen. Diese beiden entdecken plötzlich, dass sie füreinander bestimmt sind und verschwinden in einem Vesteck, während der Rest der Stadt nach dem verschwundenen Mädchen sucht. Das Drehbuch strotzt von unlogischen Situationen und bietet schließlich die Lösung, dass sich die Untergebenen des Bosses entschließen, ihn zu erledigen, ehe er den Plan ausführen kann, mit seiner Geliebten das Land zu verlassen. Es gibt eine Reihe kühner Versuche das Melodram aufzumotzen, doch wenn sich NO ORCHIDS FOR MISS BLANDISH dem Sex zuwendet, dann ist das bis zur Lächerlichkeit verklemmt. Und das Publikum gab sich mehr als einmal dem Gelächter hin.
Die Unter-16-Jährigen sollten dem Globe dankbar sein, von dieser Veranstaltung ausgeschlossen zu sein.
T. M. P.: No Orchids for Miss Blandish
The New York Times, 24.2.1951