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Willy Haas-Preis



Auszeichnung einer bedeutenden internationalen Publikation zum deutschsprachigen Film bzw. zum Film in Deutschland.

Benannt nach dem in Prag geborenen, in Hamburg verstorbenen Literaten, Filmkritiker und Drehbuchautor Willy Haas.

Zuvor Nominierung von bis zu 6 Büchern (keine Beiträge in Anthologien) und bis zu 6 DVDs, erschienen im Laufe der letzten 2 Jahre.

— Verliehen durch eine unabhängige internationale Jury.

Willy Haas Preis 2016


Buch
DVD

2016 besteht das Juroren-Komitee aus Peter Bossen (Hamburg), Adelheid Heftberger (Wien), Uli Jung (Trier), Heike Klippel (Braunschweig) und Fabian Tietke (Berlin).

Der Willy Haas-Preis wurde am 23.11. im Rahmen der Eröffnung des 29. Internationalen Filmhistorischen Kongresses verliehen.
Die Gewinner erhielten jeweils eine Urkunde und eine Originalgrafik von Franz Winzentsen.

In der Kategorie Buch wurde folgende Publikation ausgezeichnet:

Kapitulation im Kino. Zur Kultur der Besatzung im Jahr 1945,
von Ina Merkel. Berlin: Panama Verlag, 2016.
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Ina Merkels origineller Ansatz fragt danach, ob es 1945 neben der militärischen auch eine kulturelle Kapitulation gegeben hat, indem etwa die Präferenzen der Deutschen die Alliierten bewogen hätten, NS-Unterhaltungsfilme neu zu zensurieren und neben ihren eigenen Produktionen wieder für die Kinoauswertung zuzulassen. Ihre rezeptionsorientierte Studie stützt sich neben ausführlichen Analysen der Filme aus den Siegerstaaten auch in großem Maß auf eine noch 1945 rasch wiederbelebte professionelle Filmkritik in deutschen Tages- und Regionalzeitungen. Insgesamt ist Merkel eine Mikrostudie gelungen, die bei aller akademischen Akkuratesse angenehm zu lesen ist.



Für die Shortlist in der Katagorie
Buch waren außerdem folgende Titel nominiert:

Geliebt und verdrängt: Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963, hg. von Claudia Dillmann, Olaf Möller. Frankfurt/Main: Deutsches Filminstitut, 2016.
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In den 32 fachlich fundierten Aufsätzen dieses opulenten Bandes wird der deutsche Nachkriegsfilm in allen seinen Facetten umfassend beleuchtet, wobei der Schwer-punkt auf dem westdeutschen Film liegt. Sie machen deutlich, dass der Nachkriegs-film wesentlich vielfältiger war und mehr zu bieten hatte als Klettermaxe und grüne Heide gemeinhin annehmen ließen. Abgerundet wird der Band durch reichhaltiges und gut reproduziertes Bildmaterial. Ein gleichzeitig informatives und traumhaft schönes Filmbuch.



Deutschsein (wieder-)herstellen: Weißsein und Männlichkeit im bundesdeutschen Kino der 1950er Jahre,
von Maja Figge. Bielefeld: transcript, 2015.
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Maja Figges Untersuchung analysiert das bundesdeutsche Kino der 1950er Jahre im Hinblick darauf, wie hier nationale Selbstfindungsprozesse ausgehandelt werden. Männlichkeit und Rassismus bezeichnen die Krisensymptome einer Gesellschaft, die Machtlosigkeit und Schuld zu überwinden sucht, und die Bildpolitik des Kinos spielten dabei eine wesentliche Rolle. Figge zeigt differenziert und überzeugend, wie Weiß-sein und Männlichkeit moralisch aufgewertet werden und deckt die darunter liegenden Widersprüche und Paradoxien auf.


Die Filme sind unter uns. Zur Geschichtlichkeit des frühen deutschen Nachkriegskinos: Trümmer-, Genre-, Dokumentarfilm,
von Bernhard Groß, Berlin: Vorwerk 8, 2015.
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Bernhard Groß legt eine sowohl im Umfang als auch im Inhalt beeindruckende Analyse des deutschen Nachkriegsfilms (1945 bis 1950) vor. Dabei behandelt er kenntnisreich das Genre des Trümmerfilms, das Genrekino und den Dokumentarfilm. Wenn der Stil auch etwas akademisch geraten ist, werden Interessierte das dichte Buch mit großem Gewinn lesen.


The promise of cinema: German film theory, 1907-1933,
hg. von Anton Kaes, Nicholas Baer und Michael Cowan, Oakland: University of Columbia Press, 2016.
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Der Band enthält eine Sammlung von fast 300 Aufsätzen deutschsprachiger Autor/inn/en zum Film von der Jahrhundertwende bis zum Ende der Weimarer Republik. Mehr oder weniger stark theoretisch ausgerichtet, geht es in allen Beiträgen darum, das Potential – das »Versprechen« des neuen Mediums Kino – zu entfalten. Der hervorragend recherchierte Band wird durch die Gliederung in 18 thematische Unterkapitel sehr übersichtlich, und jeder Beitrag ist einleitend kurz kommentiert. Eine vergleichbare Textsammlung liegt auf Deutsch bislang nicht vor, und eine Edition mit den Original-Texten wäre wünschenswert.

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In der Katagorie
DVD wurde folgende Edition ausgezeichnet:

Der Student von Prag, Edition Filmmuseum, 2DVDs, 221 min, in restaurierter Fassung. Das Bonusmaterial enthält ein 20-seitiges Booklet in drei Sprachen, die originale Klavieruntermalung des Films sowie eine Version der Orchestermusik.
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Rekonstruktion von Hanns Heinz Ewers’ romantischem Schauermärchen auf Grundlage einer stark bearbeiteten Wiederaufführungsfassung von 1926, gekürzter englischsprachiger Exportkopien, des Exposés des Autors/Regisseurs sowie der Partitur der Originalmusik von Heinz Weiss in zwei verschiedenen Fassungen, die sich durch Vorführgeschwindigkeit und Musikbegleitung (Klavier/Orchester) unter-scheiden. Ein informatives Booklet und reichhaltiges Bonusmaterial runden die Doppel-DVD ab.


Für die Shortlist in der Kategorie
DVD waren außerdem folgende Titel nominiert:

MICHAEL KLIER – 10 Kurzfilme, Filmgalerie 451, 100 min, alle Filme mit Audiokommentar des Regisseurs und Trailer aller seiner Spielfilme, englische UT.
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Die Filmgalerie 451 hat zehn von Michael Kliers Kurzfilmen zusammengestellt, die er 1963-1965 und 1982-2013 gedreht hat. Dies macht erstmalig einige seiner selten zu sehenden Kurzfilme, darunter die Inkunabel »Ein Mann boxt sich durch« (2001) mit Axel Prahl und eine Dresden-Trilogie, die er zwischen 2011 und 2013 realisierte, zugänglich. Leider ist keines von Kliers Filmportraits über z.B. Rossellini, Truffaut und Godards Kameraleute berücksichtigt worden.


DEFA-Verbotsfilme, Icestorm, 10DVDs, 915 min, enthält zehn neu digitalisierte Verbotsfilme plus Bonusmaterial, englische UT.
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Wie umfangreich der Kahlschlag war, den das XI. Plenum des Zentralkomitees der SED für die Kultur der DDR bedeutete, ist heute kaum mehr vorstellbar. Die Icestorm DVD-Box »DEFA-Verbotsfilme«, auf der mit nur einer Ausnahme alle Verbotsfilme versammelt sind, gibt in vorbildlicher Weise Einblick in die Bandbreite der plötzlich unliebsam gewordenen Filmästhetiken. In der Begegnung mit den Filmen macht die Box den Einschnitt, den das Plenum für den Film der DDR bedeutete, erfahrbar.


Animationsfilme. 60 Jahre DEFA-Trickfilmstudio, Icestorm, 2DVDs, 238min, zeigt eine kleine Auswahl digital restaurierter Trickfilme verschiedenster Art aus der Zeit bis 1992 sowie Informationsbooklet.
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Von seiner Gründung 1955 bis zur Auflösung 1992 leistete das DEFA-Studio für Trickfilme einen beachtenswerten Beitrag zur Geschichte des deutschen Animations-films, dennoch wird die Formenvielfalt der entstandenen Produktionen selten wahrgenommen. Die Icestorm-DVD »Animationsfilme - 60 Jahre DEFA-Trickfilm-studio« beweist, dass Filme des DEFA-Studios für Trickfilme wie Günter Rätz Filopat und-Patafil-Reihe oder die von Klaus Georgi noch heute begeistern können.


Die Widerständigen, Edition Filmmuseum, 2DVDs, 301 min, enthält alle vier Filme von Katrin Seybold über die weiße Rose und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus sowie zwei Hörspiele.
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Katrin Seybold stellte ihren Dokumentarfilm, der sich mit der Widerstandsarbeit der Münchner Studenten, bekannt als »Weiße Rose«, beschäftigt, im Jahr 2008 fertig. Die edition filmmuseum versammelt den Film sowie eine Vielzahl an weiteren audio-visuellen Dokumenten der 2012 verstorbenen Regisseurin in einer gewohnt soliden DVD-Publikation. Positiv erwähnenswert sind Untertitel und Booklet in drei Sprachen, die die Werke potentiell einem internationalen Publikum zugänglich machen.

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Willy Haas Preis 2015

Willy Haas Preis 2014

Willy Haas-Preis 2013

Willy Haas-Preis 2012

Willy Haas-Preis 2011

Willy Haas-Preis 2010

Willy Haas-Preis 2009


Willy Haas-Preis 2008

Willy Haas-Preis 2007


Willy Haas-Preis 2006

Willy Haas-Preis 2005

Willy Haas-Preis 2004


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Trailer cinefest 2016


Teaser cinefest 2016



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