Auszeichnung einer bedeutenden internationalen Publikation zum deutschsprachigen Film bzw. zum Film in Deutschland.
Benannt nach dem in Prag geborenen, in Hamburg verstorbenen Literaten, Filmkritiker und Drehbuchautor Willy Haas.
Zuvor Nominierung von bis zu 6 Büchern (keine Beiträge in Anthologien) und bis zu 6 DVDs, erschienen im Laufe der letzten 2 Jahre.
Kino, Sprache, Tanz. Ästhetik und Vermittlung in den Filmen der Berliner Schule,
von Wenke Wegner, Bremer Schriften zur Filmvermittlung 5. Marburg: Schüren 2015.
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Ausgehend von den Filmen der Berliner Schule bewegt sich die Autorin in einem komplexen interdisziplinären Feld zwischen den ästhetischen und pädagogischen Aspekten des Mediums Film. Nicht nur das Thema Filmvermittlung wird mit dieser Publikation um ein spannendes Werk bereichert. Als kleiner Wermutstropfen ist zu vermerken, dass der akademische Ton die potentielle Leserschaft leider etwas einschränken und sich damit um einen wesentlichen Teil der wünschenswerten Resonanz bringen könnte. Unser Fazit: Ein originelles Buch mit interessanten und einleuchtenden Analysen – wie ein Jury-Mitglied es ausdrückte: „Hier sprühen die Funken“.
Lobende Erwähnung der Jury:
Mehrere neue Publikationen befassen sich mit der Geschichte der Filmarchive und -museen: zwei mit jener des Staatlichen Filmarchivs der DDR, drei Bände sind dem fünfzigjährigen Jubiläum des Österreichischen Filmmuseums Wien gewidmet. Diese erfreuliche Würdigung jener Institutionen, die das filmische Erbe pflegen und das Interesse an ihm wachhalten, fand die Jury einer Besonderen Erwähnung wert.
Für die Short List waren außerdem die folgenden Bücher nominiert:
Filme für die Zukunft. Die Staatliche Filmdokumentation am Filmarchiv der DDR,
hg. von Anne Barnert. Berlin: Neofelis 2015.
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Umfassende Darstellung über die Staatliche Filmdokumentation der DDR, die zwischen 1972 und 1985 die Aufgabe hatte, uninszenierte Filmdokumente (also keine Dokumentarfilme) zu erstellen, die zukünftigen Generationen einen unverstellten Blick auf die Anfänge des Aufbaus des Sozialismus ermöglichen sollten. Diese Filme waren nicht für die Vorführung vorgesehen, sondern für die sofortige Archivierung. Dabei ging es auch darum, Widersprüche deutlich zu machen. Der minutiös recherchierte Band bewahrt diesen bisher unentdeckten Teil der deutschen Filmgeschichte vor dem Vergessen.
Über Thomas Heise,
hg. von Matthias Dell und Simon Rothöhler. Berlin: Vorwerk 8 2014.
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Thomas Heises präzise dokumentarische Beobachtungen der gesellschaftlichen Situation der DDR kamen zu DDR-Zeiten nicht zur Aufführung, und erst nach der Wende wurde er bekannt, mit Filmen, die nach wie vor Kontroversen entfachen. Der von Dell und Rothöhler herausgegebene Band versammelt Aufsätze zu Heises wichtigsten Filmen, sowie zu einigen seiner Rundfunk-Arbeiten, ergänzt durch persönliche Berichte über die Filmarbeit mit Heise und eine Fotostrecke. Differenziert und zugleich unterhaltsam bietet der Band einen hervorragenden Einblick in das Werk eines der wichtigsten zeitgenössischen Dokumentaristen.
Good bye, Fassbinder! Der deutsche Kinofilm seit 1990,
von Pierre Gras, aus dem Französischen Übersetzt von Marcus Seibert. Berlin: Alexander Verlag 2014, aktualisierte deutsche Erstausgabe.
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Das Buch ist ein informativer Anlauf zu einer differenzierenden Bestandsaufnahme für den deutschen Film der letzten 25 Jahre. Die Außensicht hat den Vorteil einer wohltuenden Distanz und begünstigt den Überblick, auch wenn Zufälligkeiten der Filmpräsenz in Frankreich dem Text teilweise anhaften. Einzelne Passagen lesen sich eher wie aktuelle Filmrezensionen, doch insgesamt handelt es sich um eine umfang-, detail- und kenntnisreiche Darstellung der deutschen Filmgeschichte nach der Wende.
Drei Sensationen und zwei Katastrophen. Feuilletons zur Welt des Kinos,
von Joseph Roth, hg. und kommentiert von Helmut Peschina und Rainer-Joachim Siegel. Göttingen: Wallstein 2014.
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Wie viele seiner schreibenden Zeitgenossen war Joseph Roth vom noch jungen Kino fasziniert. Seine politisch fundierten, brillant formulierten Beiträge sind auch heute noch ein grosses Lesevergnügen, auch wenn die meisten besprochenen Filme längst vergessen sind. Roths Texte sind mehr feuilletonistisch als filmanalytisch, doch im Rückblick verblüfft die Treffsicherheit seines Urteils.
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Die Jury zeichnete in der Kategorie DVD aus:
Der sanfte Lauf, inkl. Kurzfilme und Booklet. Fridolfing: Absolut Medien 2015.
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DER SANFTE LAUF von Haro Senft, einem der Unterzeichner des Oberhausener Manifests, zeigt eine Generation zwischen Anpassung und Opposition, die letztlich keine Stellung bezieht. Statt inhaltlicher oder formaler Radikalität nimmt der Film auch in seiner Ästhetik und Erzählweise einen „sanften Lauf“ und und zeichnet in ruhigen Szenen ein Bild der westdeutschen Nachkriegsrepublik, deren Faktizität sich gegenüber kritischen Diskursen behauptet.
Mehr als nur „Bonusmaterial“ sind Senfts Kurzfilme aus den Jahren 1954 bis 1964, die einen Querschnitt verschiedener Genres bieten, von experimentellen Arbeiten bis zu Zeitdokumenten wie Kahl (1961) über den Bau des ersten Atomkraftwerks in der BRD. Darüber hinaus bietet die DVD-Edition eine ausgezeichnete Kontextualisierung der Filme von Haro Senft durch einen Aufsatz von Wilhelm Roth.
Für die Short List waren außerdem die folgenen DVD-Editionen nominiert:
Der Wittstock-Zyklus. 1975-1997, 7 Filme, 2 DVDs (393 min), Booklet, hg. von Ralf Schenk, DEFA-Archivschätze. Berlin: Absolut Medien 2014.
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1974 begann Volker Koepp, das Leben des aufstrebenden Industriestandortes Wittstock in der DDR am Beispiel von drei Mitarbeiterinnen einer großen Textilfabrik zu dokumentieren. In den folgenden 22 Jahren kehrte er immer wieder für die Fortsetzung des Projektes dorthin zurück. Die so entstandenen Filme werden mit dieser Doppel-DVD einem breiteren Publikum erstmals im Zusammenhang zugänglich gemacht. Dadurch ist ein einmaliges Dokument entstanden über die Entwicklung eines Filmemachers, seiner Protagonistinnen und eines gesellschaftlichen Umbruchs. Die Ausgabe wird durch ein ausführliches Beiheft ergänzt.
Friedliche Tage & Prinzenbad, Edition Filmmuseum 88, 2 DVDs (161 min), Booklet, hg. von Filmmuseum München und Goethe-Institut München. München: film & kunst 2014.
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Die zu ihrer Zeit wenig beachteten und heute weitgehend unbekannten Filme von Richard Blank beeindrucken als Wiederentdeckung eines eigenständigen Filmautors abseits der gängigen Strömungen. Gegen alle Regeln des Story-Telling gebaut, halten uns diese Filme durch eine beklemmende Atmosphäre (und, in PRINZENBAD, durch das einmalige Setting) in Bann. Den Einstieg erleichtert das sorgfältig gestaltete, schöne Booklet.
Panzerkreuzer Potemkin & Oktjabr', Edition Filmmuseum 82, 2 DVDs (280 min), 24-seitiges dreisprachiges Booklet, hg. von Filmmuseum München und Österreichisches Filmmuseum. München: film & kunst 2014.
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Diese DVD aus der Reihe Edition Filmmuseum leistet mit der Publikation der Nadeltonfassung des ikonischen Panzerkreuzers einen wertvollen Beitrag zur Film- und Musikgeschichte. Das ausführliche Booklet stellt Edmund Meisel umfassend vor, ebenso ausgesucht sind die Bonusmaterialien, z.B. eine digitale Rekonstruktion des Vorfilms DIE KLEINE SCHRAUBE. Lobend zu erwähnen sind auch die 3 Untertitelversionen, was keine Selbstverständlichkeit ist.
Schonzeit für Füchse, 24-seitiges Booklet. Stuttgart: Ascot Elite Home Entertainment 2014.
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1962 gehörte Peter Schamoni zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests, in dem junge deutsche Filmemacher ihren Anspruch erklärten, den neuen deutschen Spielfilm schaffen zu wollen. Drei Jahre später bewies er mit diesem Film, dass er in der Lage war, diesem Anspruch auch gerecht zu werden. Der mehrfach preisgekrönte und inzwischen kanonisierte Film liegt hier erstmals in einer Fassung für das Heimkino vor, sorgfältig in einer Auflösung von 4K restauriert, mit einem Kurzfilm Schamonis (DIE TEUTONEN KOMMEN), z. T. seltenem Bonusmaterial und einem informativen Beiheft.
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