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Willy Haas-Preis


Auszeichnung einer bedeutenden internationalen Publikation zum deutschsprachigen Film bzw. zum Film in Deutschland.

Benannt nach dem in Prag geborenen, in Hamburg verstorbenen Literaten, Filmkritiker und Drehbuchautor Willy Haas.

Zuvor Nominierung von bis zu 6 Büchern (keine Beiträge in Anthologien) und bis zu 6 DVDs, erschienen im Laufe der letzten 2 Jahre.


— Verliehen durch eine unabhängige internationale Jury.

Willy Haas Preis 2011


2011 bestand das Juroren-Komitee aus Thomas Ballhausen (Wien), Erica Carter (London), Sabine Hake (Austin, Texas), Malte Hagener (Marburg) und Kay Hoffmann (Stuttgart).

Der Willy Haas-Preis wurde am 16.11. im Rahmen der Eröffnung des 24. Internationalen Filmhistorischen Kongresses verliehen.
Die Gewinner erhielten jeweils eine Urkunde und eine Originalgrafik von Franz Winzentsen.

Die Wahl der internationalen unabhängigen Jury fiel in der Kategorie Bücher auf:

Maßlose Unterhaltung. Zur Etablierung des Films in Deutschland 1896-1914”  von Joseph Garncarz. Frankfurt am Main/Basel: Stroemfeld 2010.
Joseph Garncarz bietet in dieser materialreichen Studie eine umfassende Übersicht über Aufführungsformen und Rezeptions-Zusammenhänge im frühen deutschen Kino. Über den Vertrieb war bereits einiges bekannt, Garncarz ergänzt dies um detaillierte Informationen zur Film-Aufführung. Die Untersuchung stützt sich auf  die Auswertung zahlreicher unterschiedlicher und bisher vielfach unbekannter Primärquellen. Interessierte haben es ferner Garncarz zu verdanken, dass diese und weitere Quellen in den unter Beteiligung von Garncarz entwickelten und online zugänglichen Siegener Datenbanken zum frühen Kino auffindbar zu machen sind. Es ist somit auch eine gelungene Kombination des traditionellen Buches mit ergänzenden Online-Angeboten.


Für die Short List waren außerdem die folgenden Bücher nominiert:

Filmgeschichte als Krisengeschichte. Schnitte und Spuren durch den deutschen Film” von Michael Wedel. Bielefeld: transcript 2011.
Mit Filmgeschichte als Krisengeschichte legt Michael Wedel einen neuen Ansatz zur deutschen Filmgeschichte vor, der nicht länger vom Kanon der großen Klassiker ausgeht, sondern der von den Rändern und Brüchen her denkt. In den Blick geraten so Personen, Werke und vor allem Problemkonstellationen, die die Filmgeschichte öffnen zur Medienarchäologie und Wahrnehmungs­geschichte. Damit präsentiert das Buch auch über den deutschen Film hinaus eine neue Konzeption der Verbindung von Theorie und Geschichte.

Geschichtsbilder im medialen Gedächtnis. Filmische Narrationen des Holocaust“  von Tobias Ebbrecht. Bielefeld: transcript 2011.
Mit der genauen Analyse von Erzählmustern und Geschichtsbildern in aktuelleren Spielfilmen über den Holocaust kommt Ebbrecht zu aufschlussreichen Ergebnissen. Diese Produktionen werden exemplarisch untersucht in ihrer Funktion als mediales Gedächtnis und der Erinnerung. Die Bilder zum Holocaust werden verdichtet und zu Ikonen, die von der populären Kultur, wie es Spielfilme sind, aufgegriffen und tradiert werden. Explizit beschäftigt er sich mit den Bildern des Schreckens, der Verfolgung und Ermordung der Juden und wie sie in den Spielfilmen dargestellt werden. Die deutschen Produktionen folgen dabei dem Muster des Familiengesprächs. Sie produzieren Erinnerungseffekte, die im medialen Umfeld weiterverwendet werden. So werden Geschichtsbilder zu Ikonen. Sie führen einen verdeckten Dialog mit früheren Filmen und Fotos. Es hat sich eine transnationale Geschichtsästhetik entwickelt. Das Buch liefert eine neue Herangehensweise und eine hervorragende Basis für weiterführende Analysen zu diesem Thema.

Nacht und Nebel. Ein Film in der Geschichte“ (Orig.: Nuit et Brouillard. Un film dans l’histoire, 2007) von Sylvie Lindeperg (Übersetzer: Stefan Barmann). Berlin: Vorwerk 8 2010.
Die längst überfällige Übersetzung von Sylvie Lindepergs vorbildlicher Studie beschert der deutsch­sprachigen Leserschaft eine Detailuntersuchung von Alain Resnais Filmklassiker "Nuit et Brouillard" – und noch wesentlich mehr. So wird nicht nur anhand eines konkreten Exempels die Frage nach dem Verhältnis von Film und Shoah gestellt, vielmehr rückt die Autorin nachhaltig die Frage nach Geschichte und Geschichtsschreibung wieder ins Zentrum filmwissenschaftlichen Arbeitens. Lindepergs Buch ist eine unverzichtbare Studie, die auch im deutschen Sprachraum schon bald als Standardwerk gelten wird.

Willi Forst. Ein filmkritisches Porträt“ von Francesco Bono. München: edition text + kritik 2010.
Francesco Bonos vorbildlich gearbeitete, kultur- wie filmwissenschaftlich überzeugende Studie zum Schauspieler und Regisseur Willi Forst ist eine Bereicherung für jede Bibliothek: Äußerst lesbar, Fehler und Schwächen früherer Studien nach Möglichkeit ausgleichend und neue Erkenntnisse bzw. Materialien berücksichtigend, ist diese Monografie ein Musterbeispiel seriöser Forschungsarbeit.


Die internationale unabhängige Jury zeichnete im Bereich DVD aus:

COCL & SEFF. Die Österreichischen Serienkomiker der Stummfilmzeit (1913-1929)
Filmarchiv Austria / Edition Film + Text Nr. 11
2 DVDs (224 min) + Begleitband (190 S.).
Die Filmgeschichte ist noch lange nicht vollständig erschlossen und bietet nach wie vor Raum für überraschende und aufschlussreiche Entdeckungen. Mit dieser mustergültigen Edition erschließt das Filmarchiv Austria eine wenig bekannte Episode aus der Zeit des europäischen frühen Films. Das österreichische Komikerduo Cocl & Seff wird damit auf der internationalen Landkarte der Filmkomik und des Slapsticks verortet, nicht zuletzt durch die vorzügliche Publikation, die die Filme begleitet. Und, nicht zu vergessen, noch heute bereiten die Filme Vergnügen.


Für die Short List waren außerdem die folgenden DVD-Editionen nominiert:

Der Erste Weltkrieg. Kunst und Krieg / Die Abwesenheit der Kriegskunst  
NZZ Format / dctp.tv
Box mit 4 DVDs (694 min), Booklet.
Das materialreiche, von Alexander Kluge und Heinz Bütler zusammengestellte, DVD-Set erlaubt einen erweiterten Blick auf die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Ergänzt durch ein Booklet, das in Quellenreichtum und Umfang den Filmdokumenten kaum nachsteht, geht diese Edition einer Vielzahl von Projekten voraus, die in den kommenden Jahren zu erwarten sind und sich auch an dieser Produktion werden messen lassen müssen. Erneut ist es Kluge und seinem Team gelungen, archivbezogene Editionsarbeit mit der konstruktiven Fortführung der sogenannten "Kritischen Theorie" zu einem ansprechenden und hochgradig interessanten Produkt zu verbinden.

Heinz Emigholz. The Formative Years (I)+(II)
Filmgalerie 451 / arsenal Edition
2 DVDs (209 min + 179 min), Booklets.
Endlich werden die frühen Filme von Heinz Emigholz, einem auch international viel beachteten Experimentalfilm-Regisseurs, auch auf DVD zugänglich gemacht. So wird die deutsche Filmgeschichte, die vielfältiger ist als die kanonische Sammlung abendfüllender Spielfilme, ergänzt. Man kann nur hoffen, dass das Werk von Emigholz damit die ihm gebührende Beachtung erfährt.

Julius Pinschewer. Klassiker des Werbefilms (1910-1959)
absolut MEDIEN / arte Edition
1 DVD (170 min) + ROM-Teil, Booklet.
Ein einflussreiches, doch vernachlässigtes Medium, der Werbefilm, wird hier am Beispiel des Produzenten und Filmmachers Julius Pinschewer gefeiert. Die Sammlung gewährt faszinierende Einsicht ins Oeuvre eines international tätigen Werbefilm-Pioniers. Von Filmhistoriker Martin Loiperdinger sorgfältig ausgewählt und präsentiert, ermöglicht sie ferner neue Einsichten in das Verhältnis Werbefilm/Avantgarde, und regt zur weiteren Beschäftigung mit der Geschichte des Mediums Werbefilm an.

Österreich-Box 1896-1995. Ein Jahrhundert Zeitgeschichte in originalen Filmdokumenten
Filmarchiv Austria. Box mit 6 DVDs (985 min), Booklet.
Ein Jahrhundert dokumentiert im bewegten Bild. Diesem Mammutprojekt hat sich das Filmarchiv Austria gestellt. Ziel ist eine visuelle Zeitgeschichte, sowohl die Geschichte des Landes als auch die Entwicklung der Gesellschaft nachzuzeichnen. Neben gekrönten Häuptern, Diktatoren und demokratisch legitimierten Politikern stehen immer auch Alltag der Bevölkerung, Kunst, Wirtschaft und technischer Fortschritt im Mittelpunkt. In umfangreichen Booklets wird über Hintergründe informiert und die Filmbeispiele so in einen Kontext gestellt und die Details ihrer Provenienz erläutert.
Auf sechs DVDs hat das Archiv die ihrer Ansicht nach wichtigsten Ereignisse und Bilder zusammengestellt. Dabei werden durchaus auch umstrittene oder schwierige Themen angesprochen. Die DVD-Box macht das Archivmaterial der Öffentlichkeit zugänglich und ermöglicht es, es beispielsweise im Unterricht oder in der Bildung einzusetzen. Zugleich kann die Geschichte des Films mit dieser Box nachgezeichnet und Entdeckungen gemacht werden wie frühe Tonaufnahmen der Messterfilm von 1909, Tonaufnahmen von Karl Kraus oder frühe Versuche mit farbigen Bildern. Es ist ein in jeder Hinsicht gelungenes Projekt, das eine wichtige Basis für filmhistorische Forschungen und Auseinandersetzungen ermöglicht. Zur Nachahmung empfohlen.



 

Willy Haas-Preis 2010

Willy Haas-Preis 2009


Willy Haas-Preis 2008

Willy Haas-Preis 2007


Willy Haas-Preis 2006

Willy Haas-Preis 2005

Willy Haas-Preis 2004


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