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Willy Haas-Preis


Auszeichnung einer bedeutenden internationalen Publikation zum deutschsprachigen Film bzw. zum Film in Deutschland.

Benannt nach dem in Prag geborenen, in Hamburg verstorbenen Literaten, Filmkritiker und Drehbuchautor Willy Haas.

Zuvor Nominierung von bis zu 6 Büchern (keine Beiträge in Anthologien) und bis zu 6 DVDs, erschienen im Laufe der letzten 2 Jahre.


— Verliehen durch eine unabhängige internationale Jury.

Willy Haas Preis 2010


2010 bestand das Juroren-Komitee aus Thomas Ballhausen (Wien), Erica Carter (Coventry), Sabine Hake (Austin, Texas), Kay Hoffmann (Stuttgart) und Roel Vande Winkel (Ghent).

Der Willy Haas-Preis wurde am 17.11.im Rahmen der Eröffnung des 23. Internationalen Filmhistorischen Kongresses verliehen.
Die Gewinner erhielten jeweils eine Urkunde und eine Originalgrafik von Franz Winzentsen.

Die Wahl der internationalen unabhängigen Jury fiel in der Kategorie Bücher auf:

           
Das Kino und der Krieg. Deutschland 1914-1929
von Philipp Stiasny.
München: edition text + kritik, Dezember 2009.
 Der Erste Weltkrieg bedeutete den tiefsten Einschnitt vor der Einführung des Tonfilms. Produktion, Vermarktung und Rezeption durchliefen in der Zeit zwischen 1914 und 1929 einen rasanten Veränderungsprozess. Das damalige Kino kreiste ständig um das Thema Krieg und Kriegsfolgen. Philipp Stiasny untersucht die Entwicklung mit dem Ansatz der New Film History. Ein besonderes Problem war die Überlieferungssituation sowohl der populären Filme als auch der Quellen. Trotzdem gelingt es ihm, den Einfluss des Krieges auf die Filmproduktion in Fallbeispielen überzeugend nachzuzeichnen und es mit gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Rahmenbedingungen zu verknüpfen. Es ist ein gelungenes Beispiel dafür, Filmgeschichte als Kulturgeschichte zu erzählen


Philipp Stiasny und Kay Hoffmann


Für die Short List waren außerdem die folgenden Bücher nominiert:

Dismantling the Dream Factory. Gender, German Cinema, and the Postwar Quest for a New Film Language von Hester Baer
New York/Oxford: Berghahn Books, 2009.
Ein beeindruckender und origineller Beitrag zur westdeutschen Filmgeschichte der Nachkriegszeit. Überzeugend argumentiert Baer, dass das Ziel die Traumfabrik nach dem Zusammenbruch des Naziregimes zu zerschlagen zu einer neuen Filmsprache führte, die sich insbesondere um weibliche Zuschauerinnen kümmern wollte.  Das Buch liefert zehn symptomatische Filmanalysen, die in Relation gesetzt werden zu historischen und umfassenden Filmdebatten über Genre, Erzählstil, Geschlecht und Zuschauer. Baer greift dabei auf ein breites Spektrum an Quellen zurück wie Filmbesprechungen, Fan-Magazine, Zensurdokumente, Werbe- und PR-Material und Dokumente zur sozialen und politischen Entwicklung der Nachkriegszeit im Westen. Das Buch ist ein Muss für Studenten und Lehrende  des deutschen Nachkriegsfilms, aber es ist auch interessant für eine breitere Leserschaft, die an Genderfragen, Wiederaufbau und deutschem Film interessiert ist.

From Grain to Pixel. The Archival Life of Film in Transition von Giovanna Fossati
Amsterdam: Amsterdam University Press, 2009.
Die Digitalisierung verändert auch die Strategien der Filmarchive. Sie stehen unter einem wachsenden Druck der Öffentlichkeit, ihre Bestände zu digitalisieren und sich zu öffnen. Auf der anderen Seite ist den Archiven klar, dass sie ihre Bestände für eine längerfristige Archivierung auf 35mm speichern müssen. Dies ist eine besondere Herausforderung für elektronisch produzierte Filme. Giovanna Fossati, eine Mitarbeiterin des Netherland Filmmuseums, gelingt ein spannender Überblick über den aktuellen Stand der Dinge. Sie erläutert im Detail die Perspektiven für eine Filmrestaurierung und -archivierung im digitalen  Zeitalter.

Kooperation oder Konkurrenz? Das Verhältnis von Film und Fernsehen in der DDR von Thomas Beutelschmidt
Berlin: DEFA-Stiftung, 2010.
Erstmals wird in dem grundlegenden Buch von Thomas Beutelschmidt die Beziehungen des DDR-Fernsehens und der DEFA im Detail untersucht. Ihr Verhältnis ist geprägt von Kooperation und Konkurrenz. Es ist eine durchdachte Arbeit, die zahlreiche Dokumente erstmals veröffentlicht. So gewährt sie Einblicke in den Produktionsalltag einer zentralistisch organisierten Medienproduktion, die ihre Abhängigkeit zur Partei nicht verhehlen konnte. Verschiedene Fallstudien zeigen die Schwierigkeiten im Detail auf. Es überzeugt der Ansatz Fernsehen und Film zusammen als ein Stück Mediengeschichte zu erörtern. 

Shell Shock Cinema: Weimar Culture and the Wounds of War von Anton Kaes 
Princeton und Oxford: Princeton University Press 2009.
In diesem Jahr gab es zahlreiche Publikationen zum Ersten Weltkrieg und seinen Auswirkungen auf den Film der Weimarer Republik. Anton Kaes ist ein anerkannter Experte für diese Periode. Er spricht sich dagegen aus, das Thema Kriegsfilm zu eng zu behandeln. Denn die Auseinandersetzung des Kinos mit dem Krieg weise eine große Komplexität aus. In seinem neuen Buch erörtert er die Klassiker der Weimarer Republik mit dem neuen Ansatz, wie sich die Präsenz von Kriegspsychosen und Traumata und die Erinnerung an das massenhafte Sterben in die Filme eingeschrieben haben. Geschickt rekonstruiert er die Bedeutungsschichten mit dem Aspekt der zeitgenössischen Debatte um die Psychoanalyse. Dadurch erarbeitet er neue Sichtweisen auf die anerkannten Klassiker.


Die internationale unabhängige Jury zeichnete im Bereich DVD aus:

Klaus Wildenhahn – Dokumentarist im Fernsehen. (1965-1991)
absolutMEDIEN. Box mit 5 DVDs + ROM-Bereich, Booklet.
Klaus Wildenhahn gehört zu den wichtigsten westdeutschen Dokumentarfilmern. In der Aufbruchstimmung der19 60er Jahre wurde er zum deutschen Vertreter des Direct Cinema und beteiligte sich an Theoriediskussionen. In dieser Edition zu seinem 80. Geburtstag hat er aus seinem Oeuvre von rund 60 Filmen 14 ausgewählt, die ihm am wichtigsten waren und mit denen er Filmgeschichte geschrieben hat. Zusätzlich werden auf der DVD zwei seiner Bücher wiederzugänglich gemacht. Eine umfangreiche Broschüre enthält weitere Texte von ihm sowie eine umfassende Werk-Chronik. Diese vorbildliche Edition ermöglicht erstmals einen Zugang zu seinen Filmen, die in der Regel für das Fernsehen entstanden sind, und damit eine genaue Analyse seiner Werke. Von daher hat die Edition grundlegende Bedeutung.


Hans-Michael Bock, Peter Paul Kubitz, Klaus Wildenhahn und Kay Hoffmann



Für die Short List waren außerdem die folgenden DVD-Editionen nominiert:

Tresor I 1. Saturn Filme 1906-1910. Die erotischen Anfänge der österreichischen Kinematografie.
Filmarchiv Austria . 1 DVD (90 min)
Filme aus der Frühzeit des Films haben es schwer, veröffentlicht zu werden und Aufmerksamkeit des Publikums zu wecken. Eine vorbildliche Edition ist die vom Filmarchiv Austria kuratierte Edition zu frühen erotischen Filmen der Produktionsfirma Saturn. Es ist zugleich ein Stück Zeitgeschichte über den gesellschaftlichen Umgang mit Sexualität und Tabubrüchen. Eine Begleitbroschüre über die Geschichte der Produktionsgeschichte und zu Details der Filme. Für diese Pionierleistung vergeben wir eine Lobende Erwähnung, auch um das Filmarchiv zu ermütigen, ihre herausragenden DVD-Editionen zur Filmgeschichte fortzuführen.

Welt am Draht. Rainer Werner Fassbinder. (1973)
Kinowelt/Arthaus. 2 DVDs  (204 min), Booklet.
Eine aktuelle Edition von Fassbinders einzigem Science Fiction Film, einem zweiteiliger Thriller für das Fernsehen aus dem Jahr 1973. Der Film malt ein vorausschauendes Bild der digitalen Zukunft und berührt die sich verwischenden Grenzen zwischen Fiktion, gelebter Realität und im Computer generierten virtuellen Welten. Die Extras enthalten einen Dokumentarfilm über die Dreharbeiten mit dem Stab und der Crew, darunter der Schauspieler Karl-Heinz Voscherau, sowie der Kameramann Michael Ballhaus, der auch die Restaurierung von „Welt am Draht“ überwachte. 

Werner Schroeter-Collection. (1980-2008)
Filmgalerie 451. Box mit 4 DVDs mit 3 Filmen, Booklet.
Palermo oder Wolfsburg, Abfallprodukte der Liebe, Diese Nacht – Nuit de chien.
Die Zusammenstellung von drei späten Filmen des vor wenigen Monaten verstorbenen Filmmachers, der in seinem Werk Avantgarde, Trivialkultur und dokumentarische Ansätze verband. Für sein innovatives Gesamtwerk wurde er 2008 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

Wunder der Schöpfung. (1923 +1925)
Edition Filmmuseum 43. 1 DVD (92 min) + ROM-Bereich, Booklet.
Ab und zu wird die Chance genutzt, auch unbekannte Filme auf DVD zu veröffentlichen. Dies ist bei dem DVD-Projekt "Wunder der Schöpfung" vorbildlich realisiert. Nicht nur die beiden Mitte der 1920er Jahre für den Kulturfilm bahnbrechenden Produktionen “Wunder der Schöpfung” und "The Einstein Theory of Relativity" werden hier veröffentlicht. Ergänzt werden sie durch ein Interview mit dem nahezu vergessenen Filmmacher Hanns Walter Kornblum und zahlreiche Dokumente zu den Filmen. Eine umfangreiche Broschüre liefert Hintergrundinformationen. Diese Zusatzmaterialien ermöglichen auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Filmen.



Willy Haas-Preis 2009

Willy Haas-Preis 2008

Willy Haas-Preis 2007


Willy Haas-Preis 2006

Willy Haas-Preis 2005

Willy Haas-Preis 2004


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