Lenz (1969-71, George Moorse)
Quelle: Deutsches Filminstitut - DIF, Frankfurt/Main
Die Epoche zwischen Französischer Revolution 1789 und der strengen Wiederherstellung der »guten alten Ordnung« nach dem Scheitern der demokratischen Revolution in Deutschland 1848 bewegte Zeitgenossen wie auch Künstler und Literaten späterer Jahre.
Sie schwankten in ihrem Engagement für die demokratische Ordnung, wandten sich enttäuscht durch die Auswüchse des revolutionären Terrors ab, oder wurden durch die Zensur der zumeist reaktionären Regime in den europäischen Monarchien in ihrer Entfaltung behindert. Das spiegelt sich in den Werken von revolutionären Autoren wie Georg Forster und Georg Büchner; Heinrich Heine verzagte im revolutionären Paris an der deutschen Gegenwart, Schiller und Goethe entwickelten sich vom jugendlichen Sturm und Drang (Werther) zu Vertretern des höfischen Establishments. Bei den Autoren der Romantik finden sich die christlich-feudale Verklärung der Vergangenheit (Brentano, Fouqué) genauso wie die düster-geheimnisvollen Brechungen der damaligen Gegenwart (E. T. A. Hoffmann, Tieck).
Ähnliche Entwicklungen und Resonanzen finden sich in europäischen Ländern um die deutsche Kleinstaaterei, z.B. in der schwarzen Romantik englischer Aristokraten (Shelley, Byron), die ihr angenehmes Leben in der Schweiz durch Horrorgeschichten interessant macht.
Die literarischen Werke und Biografien dieser Künstler werden immer wieder von Filmschaffenden genutzt, um ihre eigene Realität unter den unterschiedlichsten Regimen (Monarchie, Republik, Diktatur) zu reflektieren. Dabei dienten die Vorlagen »klassischer Literatur« häufig auch als sichere Verkleidung, um die jeweilige Zensur zu umgehen und eigene Probleme im Kostüm darzustellen. So zeigen biografische Filme häufig die Zerrissenheit zwischen Kunst und Politik (Treffen in Travers, Michael Gwisdek, DDR 1988) einige Texte verlockten zu immer neuen Bearbeitungen – beispielsweise: Die Leiden des jungen Werthers (FR 1939, DDR 1976, BRD 1981, FR 1992) oder von E. T. A. Hoffmann Das Fräulein von Scuderi (AT 1930, DDR 1955, BRD 1968) sowie diverse Hoffmanns Erzählungen.
So reflektieren 2017 cinefest und Filmhistorischer Kongress in doppelter Brechung die filmischen Bearbeitungen künstlerischer und literarischer Werke aus einer politisch bewegten Zeit.
Zur Vorbereitung auf Festival und Kongress fand vom 11. - 14. Mai eine Sichtungsveranstaltung in Berlin statt.
Weitere Informationen bei:
CineGraph - Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V.
Schillerstr. 43, 22767 Hamburg
Tel: +49-(0)40-352194 / Fax: +49-(0)40-345864
email: info(at)cinefest.de
cinefest 2017 wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit
Kinemathek Hamburg - Kommunales Kino Metropolis
Deutsches Historisches Museum / Zeughauskino, Berlin
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden
Narodní filmový archiv, Prag
Cinémathèque Suisse Lausanne / Filmpodium Zürich
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Lebewohl, Fremde (1990/91, Tevfik
Başer)
cinefest 2016 beschäftigte sich mit den Karrieren von Drehbuchautoren und Schriftstellern, die aus politischen oder rassistischen Gründen ins Exil vertrieben wurden, vor allem aus Nazi-Deutschland. Gerade erfolgreiche Autoren hatten es besonders schwer, in einer fremdsprachigen Umgebung ihre gewohnte Arbeit fortzusetzen. Ihr vielfach zur Kunst entwickeltes Handwerkszeug, der differenzierte Umgang mit der Muttersprache und ihren kulturellen Traditionen galten nichts mehr. Während z.B. Musiker in Hollywood vielfach geehrt wurden und eine einflussreiche Schule der Filmmusik entwickelten, mussten sich bisher oft gefeierte Autoren erst in neue Methoden der Studios eingewöhnen.
Dennoch gelang es manchen, sich in der zunächst fremden Sprache zu etablieren. Bisweilen verbanden sie alte kulturelle Erfahrungen mit denen des fremden Land und kreierten interessante neue Misch-Genres.
Einigen gelang der Wechsel auf den Regie-Stuhl oder hinter den Produzenten-Schreibtisch, so z.B. Billie/Billy Wilder und Hermann Kosterlitz/Henry Koster oder Rudolf Katscher, der als Rudolph Cartier die Tradition der BBC-Fernsehspiele mitbegründete. Der in Hamburg geborene Felix Joachimson, machte als Felix Jackson in den USA mit Musical-Drehbüchern und als Fernsehproduzent Karriere.
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cinefest 2016 wurde veranstaltet in Zusammenarbeit mit
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Im Anschluß an die Veranstaltungen in Hamburg werden Teile des Filmprogramms auch in Berlin, Prag, Wiesbaden, Udine/Gorizia, Wien und Zürich gezeigt.
Termine:
Berlin:
3.-31. Januar 2017 (Zeughauskino)
Prag: 3.-8. April 2017 (Ponrepo Kino)
Udine/Gorizia: März 2017
Wiesbaden:
Filmprogramm 5.-9. April 2017 - Ausstellung 5. April - 6. Juni 2017 (Murnau-Filmtheater)
Die Faszination eines Ortes wie ein Hotel oder Oceanliner, an dem Menschen verschiedener sozialer und nationaler Herkunft aufeinandertreffen, war schon immer ein beliebter Stoff in Literatur und Film. Die Konflikte und Geschichten, die sich aus den Figurenkonstellationen ergeben, bieten unendliche Möglichkeiten für spannende Erzählungen, zeigen aber gleichzeitig auch einen Mikrokosmos der Gesellschaft. Die Grundsituation ist dabei eine besondere: Die Menschen sind unterwegs und befinden sich in der Regel nicht in ihrer gewohnten Umgebung. Es gibt, sowohl unter dem Personal als auch bei den Gästen, Hierarchien, die bisweilen durchbrochen werden. Identitäten sind oft trügerisch.
cinefest 2015 zeigt Filme aus den Anfängen des Kinos bis zur Gegenwart, die das gleiche Thema eint: Menschen treffen zufällig aufeinander, interagieren in einem relativ geschlossenen Raum und gehen wieder auseinander. Gleichzeitig bilden die Filme den Zeitgeist wie durch ein Vergrößerungsglas gesehen ab und bieten die Möglichkeit (film)historischer Reflektionen. Festival und Internationaler Filmhistorischer Kongress geben erstmalig eine Übersicht über die Formen und Mittel, mit denen diese Geschichten erzählt werden und stellen sie in einen kulturhistorischen Zusammenhang.
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cinefest 2015 wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit
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