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Cinefest 2014
XI. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes
Hamburg: 15. - 23.11.2014


Termine in Berlin, Prag, Udine, Wiesbaden, Wien und Zürich

eine Veranstaltung von CineGraph und Bundesarchiv


in Zusammenarbeit mit dem DFG-Forschungsprojekt »Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland (1945-2005)«


Gegen?Öffentlichkeit!
Neue Wege im Dokumentarischen

zum Archiv


c/o: Günter Zint


In den 1960er Jahren erlebte der dokumentarische Film einen fundamentalen Wandel. Zunächst wurden durch die 16mm-Kamera und tragbare Tonbandgeräte endlich unkompliziert synchrone O-Ton-Aufnahmen möglich, was auch großen Einfluss auf den Stil und Themen hatte. Klaus Wildenhahn hat diese Umbrüche in seinem Doppelporträt Ein Film für BOSSACK UND LEACOCK (1983/84) reflektiert. Mit mobilen Handkameras war es nun möglich, Situationen sehr direkt aufzunehmen. Eine weitere Veränderung brachten dann die leichten Kameras der unterschiedlichen Video-Formate mit sich: Sie ermöglichten längere durchgehende Aufnahmen, erschwerten zunächst allerdings auch die Montage.

Diese technischen Veränderungen trafen auf einen gesellschaftlichen Umbruch. Studenten demonstrierten in Paris, Berlin und anderswo gegen die etablierten, verkrusteten Gesellschaftsstrukturen. Daraus entwickelten sich dann verschiedene Protestbewegungen wie die Friedens-, Anti-Atom- und Öko-Bewegung. Ebenso erhob sich Widerstand gegen technische Großprojekte. Da die etablierten Medien diese oppositionellen Strömungen oft ignorierten oder sogar durch Verunglimpfungen massiv bekämpften, bildeten sich verschiedene Formen einer Gegenöffentlichkeit heraus – alternative Zeitungsprojekte, Piratenradios, Videogruppen oder progressive Medienzentren.

cinefest 2014 widmet sich diesem Thema, stellt es in einen internationalen Zusammenhang und schlägt einen Bogen zu aktuellen Filmen, die die Tradition dieser Themen – oft auch in innovativer Stilistik – weiterführen. Gerade durch die Globalisierung und die Finanzkrisen wächst wieder der Zweifel an der Tragfähigkeit des kapitalistischen Wirtschaftssystems. In vielen Bereichen sind Alternativen gefragt. Das Internet und die sozialen Netzwerke ermöglichen neue Formen einer Gegenöffentlichkeit.

Klassiker wie Peter Kriegs SEPTEMBERWEIZEN (1980) und der Anti-Strauß-Film DER KANDIDAT (1979/80, Stefan Aust, Volker Schlöndorff, Alexander Kluge u.a.) werden kontrastiert mit aktuelleren Produktionen wie WORKINGMAN'S DEATH (2002-05) von Michael Glawogger. Aus der Medienwerkstatt Freiburg (S'WESCHPE-NÄSCHT, 1982) gingen die Produzentin Miriam Quinte und die Regisseure Didi und Pepe Danquart  hervor. Kultstatus erzielte das Video ZÜRI BRÄNNT (CH 1980/81) über die Jugendbewegung in der schweizerischen Finanzmetropole. Aus dem Protest gegen Gorleben entstand die Wendländische Filmkooperative (GORLEBEN, DER TRAUM VON EINER SACHE, 1980/81). In Hamburg drehte das Filmmacher-Kollektiv »die thede« zahlreiche Video-Produktionen zur Bewegung, entwickelte sich jedoch im Laufe der Jahrzehnte technisch, inhaltlich und stilistisch weiter.

In der DDR bereitete sich die Protestbewegung zum Teil innerhalb der staatlich kontrollierten Medien vor. DEFA-Dokumentaristen stellten nun Einzelpersonen und ihre persönlichen Schicksale in den Mittelpunkt ihrer Filme. Der Unmut junger Arbeiterinnen über die Situation an ihrem Arbeitsplatz wird beispielhaft in Volker Koepps Wittstock-Reihe sichtbar. Die Stimmung der Wendezeit versuchten Studenten der HFF in verschiedenen Städten der DDR einzufangen (LEIPZIG IM HERBST, 1989).

Wichtig war zudem ein neuer kritischer Blick auf die Arbeitswelt, wie in den Klassikern ROTE FAHNEN SIEHT MAN BESSER. Eine Betriebsstillegung aus der Sicht der Entlassenen (1971, Theo Gallehr und Rolf Schübel) oder Hartmut Bitomskys DER VW-KOMPLEX (1989). 

Ergänzt wird das Programm mit internationalen Beispielen aus der Tschechoslowakei  und Großbritannien (Thatcher-Zeit).

Als Special Event präsentiert der Filmhistoriker und Oscar-Preisträger Kevin Brownlow zum 50. Jahrestag der Premiere seinen Filmerstling IT HAPPENED HERE, die fiktive Dokumentation der deutschen Eroberung Londons.

Auch heute erlebt der Dokumentarfilm wieder eine große Veränderung, immer wichtiger werden Handy- und Videoaufnahmen, die von den Beteiligten direkt vor Ort inmitten des Geschehens gedreht wurden. Bekannte Beispiele sind Dokumentationen über den arabischen Frühling. Cinefest und Filmhistorischer Kongress werden auch auf diese neuesten Entwicklungen eingehen.


Zum Festival erscheint wieder ein umfangreiches Katalogbuch, inkl. einer DVD-Beilage mit Filmen und Dokumenten zum Thema. Erhältlich ab 15.11.2014



Zur Vorbereitung auf Kongress und Festival fand vom 1.-4. Mai 2014 ein internes Sichtungskolloquium in Berlin statt.


Weitere Informationen bei:

CineGraph - Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V.
Schillerstr. 43, 22767 Hamburg
Tel: +49-(0)40-352194 / Fax: +49-(0)40-345864
email: info(at)cinefest.de

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Im Anschluß an die Veranstaltungen in Hamburg werden Teile des Filmprogramms auch in Berlin, Prag, Wiesbaden, Udine/Gorizia, Wien und Zürich gezeigt.

Termine:

Berlin: 17.-18.2.2015 (Zeughauskino)
Prag: 12.-16.3.2015 (Ponrepo Kino)
Udine/Gorizia: März 2015
Wiesbaden: April 2015 (Murnau-Filmtheater)



In Zusammenarbeit mit
Kinemathek Hamburg - Kommunales Kino Metropolis
Deutsches Historisches Museum / Zeughauskino, Berlin
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden
Narodní filmový archiv, Prag
FilmForum Udine/Gorizia
Filmarchiv Austria, Wien
Cinémathèque Suisse Lausanne / Filmpodium Zürich
Haus des Dokumentarfilms, Stuttgart
Filmuniversität KONRAD WOLF, Babelsberg
Universität Hamburg – Institut für Medien und Kommunikation

Mit freundlicher Unterstützung von
Agrar Koordination & FIA e.V., Hamburg
Arte, Straßburg
AV Visionen GmbH, Berlin
Bücherhallen Hamburg
British Council, Berlin
DEFA-Stiftung, Berlin
Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen, Berlin
Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt
Due Baristi Espressobar, Hamburg
Filmmuseum Potsdam
Gästehaus der Universität, Hamburg
Institut français de Hambourg
Hotel Fürst Bismarck, Hamburg

Laika-Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Omnimago, Ingelheim
umdenken – Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Hamburg
Skoda Auto Deutschland GmbH
Slovenský Filmový Ústav, Bratislava
Slowakisches Institut, Berlin
W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V., Hamburg


Medienpartner: FilmDienst


Die Arbeit von CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V. wird gefördert durch die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg




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AKTUELLES:


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Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Hamburg – Prag präsentiert CineGraph zusammen mit dem Národní Filmový Archiv (NFA), Prag, und dem Metropolis-Kino eine Retrospektive mit Filmen des Schauspielers und Regisseurs Karel Lamač (1897-1952). Programmflyer (pdf)

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