Reinhold Schünzel-Preis
Ehrenpreis für langjährige Verdienste um die Pflege, Bewahrung und Verbreitung des deutschen Film-Erbes an eine oder mehrere Personen (nicht Institutionen).
Benannt nach dem 1888 in Hamburg geborenen Schauspieler und Regisseur Reinhold Schünzel, der aus dem Exil in Hollywood zurückgekehrt 1954 in München gestorben ist.
Der Reinhold Schünzel-Preis 2018 wurde am Abend der feierlichen Eröffnung des cinefests am Samstag, den 17. November, in Hamburg verliehen.
Verliehen durch eine Jury, die von den Trägern des Festivals berufen wird.
Jury 2018:
Michal Bregant, Direktor des Nationalen Filmarchivs in Prag
Barton Byg, University of Massachusetts Amherst, USA, Reinhold Schünzel-Preisträger 2011
Heike Klapdor, Filmhistorikerin, Berlin, Reinhold Schünzel-Preisträgerin 2016
Träger des Reinhold Schünzel-Preises 2018
Jan-Christopher Horak
Filmhistoriker, Direktor des UCLA Film & Television Archive, Los Angeles
Hans-Michael Bock, Jan-Christopher Horak, Karl Griep
Jan-Christopher Horak wurde 1951 in Bad Münstereifel geboren und wuchs in Chicago und Frankfurt/Main auf. Sein Studium an Universitäten in den USA und der Bundesrepublik schloss er 1984 in Münster mit seiner Dissertation »Anti-Nazi-Filme der deutschsprachigen Emigration von Hollywood 1939–1945« ab, das mit seinem lexikalischen Anhang »Fluchtpunkt Hollywood – Eine Dokumentation zur Filmemigration nach 1933« ein Standardwerk zum Film-Exil geworden ist. 1984-94 war er am George Eastman House, Rochester angestellt. 1994-98 war er Direktor des Filmmuseum Münchens. Danach arbeitete er wieder in den USA als Archivar im Universal Studio und im Hollywood Entertainment Museum. Seit 2007 ist er Direktor des UCLA Film & Television Archive in Los Angeles, einem der wichtigsten Filmarchive der Welt. Er hat an verschiedenen Universitäten gelehrt und zahlreiche Artikel und Bücher veröffentlicht, kam dabei häufig auf das Thema Film-Exil zurück. Ebenso war er als Kurator an Ausstellungen, Restaurierungen und DVD-Editionen beteiligt.
Die Laudatio hielt Karl Griep (ehemaliger Leiter der Abteilung Film des Bundesarchivs):
»Horaks Biografie weist ihn als deutsch/amerikanischen, bzw. amerikanisch/deutschen Kollegen aus, der an internationalen Zusammenhängen interessiert ist: Filmgeschichte als Spiegel der Kulturgeschichte begreift. […] Einer unserer ersten fachlichen Kontakte, an die ich mich erinnere, waren in den 80er Jahren Horaks Recherchen zu Helmar Lerski, diesem großartigen Fotografen, Kameramann und Produzenten, der, aus Polen in die Schweiz gekommen, in den USA, Deutschland und Israel wunderbare und sehr beeindruckende technisch und künstlerische Arbeiten geschaffen hat. Thema waren ganz besonders auch die zionistischen Filme von Lerski und anderen. Und dann natürlich die zahlreichen Arbeiten über den Exodus Deutscher, besonders deutscher Juden aus Berlin nach Hollywood: Von »Fluchtpunkt Hollywood« über »Anti-Nazi-Filme der deutschsprachigen Emigration von Hollywood« bis zu ›Middle European Émigrés in Hollywood 1933-1945Seine neuesten beiden Bücher heißen ›Cinema Between Latin America and Los Angeles. Origins to 1960‹ und ›Hollywood goes Latin. Spanish-Language Cinema in Los Angeles‹.
Neben den vielen, vielen Arbeiten zu Filmen der 1920er Jahre, zur Filmgeschichte der USA, ist Chris Horak dem einem – seinem – Thema, dem Film-Exil, was ja immer wieder auch Thema von CineGraph und cinefest war und ist, immer treu geblieben, in welcher Form es auch auftritt: von Lerski und den ursprünglichen Zionismus über die Deutschen in Hollywood bis hin zu den spanischsprachigen Filmen in US-amerikanischer Produktion. Verlust von Heimat, Verlust von Kultur, Neuaneignung von Sprache und Kultur – all dies, zusammen mit dem von ihm erarbeiteten ungeheuren Werk, seinem mächtigen Oeuvre, macht ihn zu einem würdigen Preisträger des Reinhold Schünzel-Preises. Seine Verdienste um die Pflege, Bewahrung und Verbreitung des Film-Erbes sind allgegenwärtig.«
Die bisherigen Preisträger:
2017: Lenny Borger (
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2016: Heike Klapdor (
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2015: Very Gyürey (
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2014: Horst Claus (
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2013: Wolfram Schütte (
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2012: Bernard Eisenschitz (
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2011: Barton Byg (
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2010: Heide Schlüpmann (
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2009: Volker Baer (
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2008: Vladimír Opěla (
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2007: Gero Gandert (
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2006: Vittorio Martinelli (
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2005: Wolfgang Klaue (
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2004: Ingrid Scheib-Rothbart (
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