CineFest und Filmhistorischer Kongress erkunden gemeinsam den "Kinoschauplatz See". Während beim CineFest in erster Linie dessen Schauwerte zum Tragen kommen, stehen beim Filmhistorischen Kongress Analyse und Bewertung maritimer Produktionen im Mittelpunkt des Interesses. Drei Tage lang werden Filmhistoriker und Kulturwissenschaftler aus dem In- und Ausland in Referaten und Diskussionen ausgewählte Bereiche in der Geschichte des maritimen Kinos erhellen vom filmisch festgehaltenen Stapellauf des Dampfers "Imperator" 1912 bis zum Untergang des letzten großen deutschen Frachtseglers, der "Pamir", 1957. Unter Berücksichtigung internationaler Verflechtungen und lokaler Schwerpunkte treten dabei die zeitgeschichtlichen Hintergründe ebenso hervor wie die motivgeschichtlichen Ausprägungen dieses "maritimen Genres". Zugleich werden über das Filmprogramm des CineFests hinaus Filmdokumente analysiert und in Hinsicht auf ihre Entstehung wie ihre intendierte Wirkung kritisch befragt.
Marine und Meer
Kunstgeschichtliche Voraussetzungen Stichwort: "Seestücke" werden ebenso Thema sein wie die marinegeschichtlichen Rahmenbedingungen, unter denen mediale Darstellungen der Seestreitkräfte in Deutschland zustande kamen. Dabei sollen insbesondere die Kaiserliche Marine, die K.u.K. Marine Österreich-Ungarns und die Wiedergabe des U-Boot-Kriegs in deutschen und englischen Filmproduktionen Gegenstand der Erörterungen sein. Ferner werden Marine-Werbefilme sowie Filme über Schiffbau und Stapelläufe auf motivische Kontinuitäten und Brüche in der Zeit vom Ersten Weltkrieg bis zum Kalten Krieg untersucht.
Crossing und Crusising
Der moderne überseeische Reiseverkehr wird in mehreren Beiträge thematisiert: Der Ozeanriese als ein Ort des Luxus und Vergnügens gerät in einer kleinen Geschichte der Bordkinos in den Blick, wie auch in den filmischen Arbeiten von Richard Fleischhut und Dietrich W. Dreyer, die beide für den Norddeutschen Lloyd tätig waren der eine als Bordfotograf, der andere als Werbefilmer. Verklärende Darstellungen des transatlantischen Linienverkehrs in Spielfilmen der 30er und 40er Jahre werden mit der Realität auf Auswandererschiffen und den Anfängen eines organisierten Seetourismus auf den KdF-Schiffen der Nationalsozialisten kontrastiert.
Schiffe und Häfen
Mit Southampton und Hamburg stehen ferner zwei Hafenstädte und ihre filmischen Inszenierungen als "Tor zur Welt" respektive "Hafen des Lasters" im Blickpunkt. Die beiden Städte waren darüber hinaus einst die Heimathäfen zweier Schiffe, die im Filmprogramm des CineFests und in Referaten des Filmhistorischen Kongresses besonders hervorgehoben werden: der legendäre Luxus-Liner "Titanic" (u.a. IN EIS UND SCHNEE, 1912; TITANIC, 1942/43) sowie der bis zu seinem Untergang auch als Segelschulschiff genutzte Frachtsegler "Pamir" (DIE LETZTEN SEGELSCHIFFE, 1930; DIE PAMIR, 1959).