Der wahnsinnige Wissenschaftler Dr. Ood will die Transplantations-Medizin zu neuen Höhen zu führen und beginnt deshalb für den genialen Professor Abel zu arbeiten, dem es mithilfe eines geheimnisvollen Serums gelungen ist, einen abgetrennten Hundekopf vier Monate lang am Leben zu halten. Als Abel selbst dringend eine Herztransplantation braucht, führt Ood die Operation durch. Doch statt dem Professor das Herz eines Unfallopfers einzusetzen, trennt er dessen Kopf ab und hält ihn gegen seinen Willen am Leben. In seinem Wahn geht Ood immer weiter: Der hübschen doch buckligen Krankenschwester Irene, die er begehrt, verspricht er, ihren verunstalteten Körper zu operieren. Tatsächlich transplantiert er aber ihren Kopf auf den makellosen Körper einer Stripteasetänzerin, die er vorher getötet hat. Nach der Operation wird Irene langsam bewusst, welch schrecklicher Tat sie ihren neuen Körper in Wahrheit verdankt.
In the interest of exploring the unknown in the field of transplantation medicine, mad scientist Dr. Ood starts working for the ingenious professor Abel, who has kept a detached dog’s head alive for four months, using a secret serum. When Abel himself urgently needs a heart transplant, Ood offers to perform the operation. But instead of implanting an accident victim’s heart, he severs the professor’s head and uses the serum to keep him alive against his will, thereby making the professor his involuntary assistant. Ood, an inventive lunatic, doesn’t stop there: He promises Irene, a beautiful but hunchbacked nurse who he desires, that he will operate on her disfigured body and make it beautiful. In reality, he transplants her head onto the flawless body of a striptease dancer who he has killed. After the operation, Irene adores her transformation into a new body but gradually begins to realize what a horrible deed has been done.
Blößen hat der Film mehr als die eine Nackte im Titel, es sei denn, es gäbe noch eine südamerikanische Fassung, in der Christiane Maybach den Bikini und Karin Kernke ihr Laken fallen lassen, um dem Titel einigermaßen gerecht zu werden. Der Satan freilich, er geht um. Er ist schon ein bissel weiter als die Sowjets. Er verpflanzt nicht mehr Hundeköpfe, sondern Menschenschädel. Nebenbei mordet er und bringt um die Ecke, was ihm im Wege steht.
Die deutsche Filmproduktion ist auf dem Weg, den ihr Frankenstein vorzeichnete. Nur: wenn der alte Deibel in Aktion trat, dann tat er was. Hier dauert’s bis etwas geschieht. So mangelt’s an der nötigen Spannung, denn bis gesäbelt wird, wird nur geredet. Heimgezahlt wird Hartwigs Gruselplänen dennoch an der Kasse werden und diese Tatsache wird ihn sicher verlocken, demnächst auch einen deutschen »Dracula« Gestalt werden zu lassen, der das Blut einer ganzen Girl-Truppe aussaugt.
Man hat extra aus Frankreich den Vollblutschauspieler Michel Simon bemüht, um seinen Kopf auf einer Glasplatte sprich: Tricktisch dem Publikum zu präsentieren. Was sich Autor und Regisseur Victor Trivas dabei dachte, wird sicher sein Geheimnis bleiben. Horst Frank mimt einen vom Wahnsinn geplagten Halsabschneider mit einiger schauspielerischer Sicherheit, Helmut Schmid seinen stocksteifen Gehilfen, Dieter Eppler bastelt Mädchenleiber und Paul Dahlke klärt polizeilich einen Fall, an dem es nichts mehr zu klären gibt. Strip-teasend bewegt sich Christiane Maybach durchs Bild, abwärts vom Halse gehört ihr Körper später der zuvor buckligen Karin Kernke.
Nicht mal zum Feixen ist dieser deutsche Gruselfilm, denn jegliche Art parodierender Komik geht ihm ab. Weniger stahlharte Kinogänger werden feilich dennoch nicht umhin können, sich hinterher ein paar »Harte« zu genehmigen, denn hier und da, wenn er’s zu bunt treibt, greift der Film den Magen an.
Erwartet habe ich nicht viel von dem Film, aber selbst des Minimum an Erwartungen wurde nicht erfüllt. Nicht mal von der Kamera des Bundesfilmpreisträgers Georg Krause. Dafür ist Willy Mattes’ Musik einigermaßen deutlich und lautstark. Die Architekten könnte man rneinen haben sich ein wenig an CALIGARI orientiert. Den gewohnten Spinnweb-Staub der Frankenstein-Dekorationen ersetzten sie durch hochherrschaftliche Innenausstattungen. Der deutsche Film braucht es sich schließlich nicht nachsagen zu lassen, er sei nicht »foin«.
Heinz Reinhard: Die Nackte und der Satan
Filmwoche, Nr. 27, 4.7.1959
Kolportage muß sein, auch auf der Leinwand. Aber es muß nicht sein, daß sie so umständlich vorgetragen, so bedeutungsvoll zelebriert wird. Hier wird sie pseudo-modern aufgemöbelt. Wie man weiß, haben sowjetische Forscher Hundeköpfe verpflanzt. Also vertauscht ein fanatischer Chirurg mir nichts dir nichts Menschenköpfe und -körper, die Köpfe mitunter körperlos, nur mit Schläuchen und im Aquarium am Leben und Sprechen erhalten. Das ist schaufensterhaftes ausgebreitetes Kulissen-Arrangement, das ist billigster Trick. Dahinter wird das abgeklapperte romantische Motiv von »Genie und Wahnsinn« breiig ausgewalzt. Folgerichtig scheint immer wieder der Mond zwischen Wolken durch und die Musik schrillt unheilvoll unser bahnbrecherischer Kopfverpflanzer entpuppt sich als mondsüchtig. Also deklamiert Horst Frank in Conrad-Veidt-Pose und mit Minetti-Phonetik eine Arie: Ausbruch des Wahnsinns. Michel Simons zerklüftete Visage produziert unter Glas und Schlauch aufgepumpte, aufgeschwemmte Mimik. Karin Kernke, einem Krüppel mit Madonnenantlitz, wird der Körper einer schnell abgemurksten Striptease-Tänzerin appliziert. [...] Christiane Maybachs ordinäres Spiel als blauer Engel war eine deftige Oase inmitten falscher Dämonie.
w.k. [= Walter Kaul]: Die Nackte und der Satan
Der Kurier, 29.8.1959