Klaus Martens wurde in der DDR wegen Mordes unschuldig zu 25 Jahren Haft verurteilt. Nach fünf Jahren wird er überraschend entlassen und fährt zu seiner Frau nach München. Allerdings weiß er nicht, dass sie inzwischen als Agentin für den Osten arbeitet, auch um so seine Freilassung zu ermöglichen. Als sie ihre Tätigkeit aufgeben will, da Klaus ihr die vorgeschobene Arbeit im Übersetzungsbüro nicht mehr abnimmt und immer misstrauischer wird, wird sie von ihren Auftraggebern kaltblütig ermordet. Klaus findet die Tote, doch aus Angst, dass man ihn verdächtigt, flüchtet er. Doch dann ist die Leiche verschwunden. Auf der Suche nach dem Verbleib seiner toten Frau gerät Klaus immer tiefer zwischen die Fronten der Geheimdienste. Denn auch West-Agent Braun interessiert sich für den Fall und hofft, nun endlich Janos, den berüchtigten Boss des feindlichen Agentenrings, zur Strecke bringen zu können.
Klaus Mortens has been sentenced to 25 years in jail in the GDR for a murder he did not commit. After serving only five years, he is unexpectedly discharged and returns to his wife in Munich. Unbeknownst to him, she has been working as an agent for the East in exchange for his release. As Klaus’ doubts and mistrust about her work in a supposed translation firm increase, his wife decides to quit her job and is quickly the victim of a cold blooded murder. Klaus discovers the body and, realizing that he will be a prime suspect, flees. Shortly thereafter, the body mysteriously vanishes. As the intensity of the hunt for his wife’s body increases, Klaus can’t help but deepen his involvement in the agents’ double-dealings. This even arouses the interest of Braun, an agent from the West who hopes to finally hunt down Janos, the notorious top agent of the enemy service, and bring him to justice.
Was diesem Film anzukreiden ist: daß er sich nicht entscheidet. Weder in seinem Stoff, noch in seiner Absicht, noch in seiner Form. Er wagt sich vor und sucht, was man »Zeitnähe« nennt. Er bringt das heutige Deutschland zwischen den geistigen Fronten auf die Leinwand. Mit dem Teleobjektiv holt er seine Menschen vor die Linse aber die richtige Wirklichkeit trifft er nicht. Warum nicht? [...]
Schon in seiner Anlage liegt die Unentschiedenheit: ging es den Drehbuchautoren und dem Regisseur nur um diesen Fall, von dem sie im Vorspann sagen, daß es schön wäre, wenn die Personen der Handlung nicht mit wirklichen Personen identisch wären? Ging es ihnen um die Tragödie zweier Liebender im Dschungel des kalten Krieges und der Geheimdienste? Oder hatten sie mehr im Sinn: die Warnung, die Anklage, den filmischen Hinweis auf die schäbigen und schrecklichen Geschäfte herüber und hinüber? Wollten sie, Zeitanalytiker und Zeitkritiker, das Verhängnis eines geteilten Landes beschwören, in dem sich die Spione tummeln wie die Schmeißfliegen auf einer schwärenden Wunde?
Franz Peter Wirth, ein tüchtiger Regisseur, wir können es nicht übersehen, hat wie es heißt an die Menschen gedacht, an ihr Leid, an die Qual ihrer Herzen. Warum hat er dann den ganzen Sensationsaufwand getrieben? Warum läßt er nach alter Routine die finsteren Figuren der Geheimdienste aufmarschieren, fotografiert die breitflächigen Agentengesichter und die Abwehrleute in schwarzen Trenchcoats, die eigentlich viel lieber elektrische Eisenbahn spielen, als ihrem Gewerbe nachzugehen? Warum der verkommene Bahnhofsschuppen bei Nacht, raffiniert in seiner Tristesse aufgenommen, auf daß der Zuschauer partout an den DRITTEN MANN und seine dunkle Szenerie denke?
Das Schicksal des Paares ist schlimm. Vielleicht ist es wirklich passiert. Aber im Film fesselt es nicht durch psychologische Vertiefung. Die beiden reden besonders am Anfang viel Illustriertendialog. Der Rückkehrer ist ein ziemlicher Parzival im Jahre 1959, so scheint es. Und die Frau nun sie ist wahrscheinlich keine tumte Törin, die da in eine böse Sache mit gutem Glauben hineingeschlittert ist. Was ihnen zustößt, bleibt in den Zonen des Tatsachenberichtes, in der versierten Reportage mit Zeithintergrund und in der Kategorie des Unterhaltungsreißers, der mit Polizeirazzia und Jagd über die Glasdächer endet. Das Kino hat seinen Teil bekommen aber dem großen Thema vom schmutzigen Krieg der Geheimdienste auf deutschem Boden ist es einiges schuldig geblieben. Dessen Wirklichkeit ist schleichender und unauffälliger. Morde kommen höchst selten vor auch wenn man im Vorspann des Films den in die Luft gesprengten Waffenhändler in Frankfurt zitiert. Haltlose verlieren, um ein paar lumpiger Geldscheine willen, den Boden unter den Füßen. Und die »Abwehr« schiebt sie hüben und drüben kalten Herzens als Figuren hin und her. Das Ganze ist prosaischer, doch im Grunde weit schäbiger. Mit diesem Film jedenfalls werden seine Hersteller kaum vor den 12 000 Agenten in der Bundesrepublik mit Erfolg warnen, sollte ihnen überhaupt diese Absicht nahegelegen haben.
Jetzt gehen die Leute am Ende mit Gruseln nach Hause. Sie gruseln sich vor den Spionen, die mit Drahtschlingen hantieren, wenn einer zuviel weiß. Und sie gruseln sich vor den undurchsichtigen Inquisitoren der Abwehr, die mit ihren verkniffenen Gesichtern auch nicht viel andere Druckmittel anwenden als die Gegenseite.
Friedrich A. Wagner: Der unentschiedene Spionage-Reißer
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.8.1959
Protest! Bitte sehr, niemand hat etwas dagegen, wenn auch hierzulande sich einer an Nervensägen á la Clouzot versucht. Aber dann doch mit etwas mehr Ehrlichkeit und nicht in der fadenscheinigen Verpackung einer Zeit-»Aussage«. Hätte die Produktion die Rechnung ohne den (Franz Peter) Wirth gemacht, wäre es fast besser gewesen. Der HELDEN-Bundesfilm-Preisträger aber deckt mit seiner Person die Schäbigkeit des Romans von Erich Kern, alias Kernmayr (der für politische Stoffe sowieso nicht zugelassen werden sollte) und die gewiegte Routine des Drehbuchs von Herbert Reinecker. Hinzu kommen so ausgezeichnete Helfershelfer wie der Komponist Hans-Martin Majewski und der Kameramann Günther Senftleben, die beide dem Thriller künstlerischen Schliff geben. [...]
Das alles wäre schön und gut und sicher geht manch einer mit hoch gebürsteter Gänsehaut nach Hause. Jedoch, des Pudels »Kern« macht den Film mehr als fragwürdig: ist es zulässig, daß das Ost-West-Problem, daß der 17. Juni, daß Widerstandskämpfer rüde dazu benutzt werden, »Stimmung« zu erzeugen? Nein und nochmals nein, und alle künstlerische Mühe ist vergebens, auch wenn so gute Darsteller wie Hansjörg Felmy als aus Bautzen entlassener Sträfling, Johanna von Koczian als dessen Frau, die Ostspitzel wurde, ihn zu retten und vor allem ein so überragender Menschengestalter wie Hannes Messemer unter anderen guten Bühnenschauspielern den Film veredeln helfen.
D. F.: Menschen im Netz
Telegraf, 1.11.1959