Melodramatischer Sängerfilm. Der erfolgreiche Opernsänger Ettore Vanni sorgt dafür, dass seine Frau Fiamma neben ihm als Sängerin an der Großen Oper verpflichtet wird. Als gemeinsamen Partner schlägt er Cesare Doret vor, ohne zu ahnen, dass dieser einst ein Verhältnis mit Fiamma hatte und der Erzeuger ihres Sohnes ist, den Vanni als liebevoller Vater aufgezogen hat. Als Doret in Fiammas Garderobe erschossen aufgefunden wird, wird sie sofort verdächtigt und kommt in Untersuchungshaft. Ettore erfährt nun die Wahrheit über Dorets Beziehung zu Fiamma, kann ihr aber schließlich verzeihen. Als er zum Muttertag für alle Mütter des Landes singen soll, stellt er die Bedingung, dass das Konzert in der Kapelle des Gefängnisses stattfindet, in dem Fiamma in Haft ist. Die Radioübertragung hört auch Dorets Witwe Ricarda, die in der Nacht des Mordes einen Verkehrsunfall hatte und nun schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Erschüttert von der Nachricht, dass eine Frau unschuldig für den Mord an Doret im Gefängnis sitzt, gesteht sie, ihren Mann aus Eifersucht getötet zu haben. Fiamma kommt frei und kann Sohn und Ehemann wieder in die Arme schließen.
A Melodramatic music film: Successful opera singer Ettore Vanni arranges an engagement for his wife Fiamma to sing together with him at the Great Opera. As a mutual partner, Ettore suggests Cesare Doret, who, unbeknownst to him, once had an affair with Fiamma and is the biological father of her son, who Vanni has cared for as a loving father. When Doret is shot in Fiamma’s dressing room, she is immediately suspected as the murderer and taken into custody. Ettore finds out about the true relationship between Fiamma and Doret but manages to forgive her. When he is asked to sing on Mother’s Day for all the mothers of the country, he agrees, on the condition that the concert takes place in the chapel of the jail where his wife is imprisoned. When Doret’s wife Ricarda, who was badly injured in an accident on the night of Doret’s murder and is in a hospital, hears the radio broadcast, she realizes that an innocent woman is in jail for killing Doret and confesses that she shot her husband in a frenzy of jealousy. Fiamma is then released and is able to take both her husband and son in her arms.
Sechs Autoren standen vor dem Problem aller Sängerfilme, im Rahmen einer interessierenden Handlung Raum für die notwendigen Gesangseinlagen zu schaffen.
Auch diesmal wurde die Handlung auf die Opernbühne verlegt. Die Gesangsszenen sind in das übrige Geschehen einbezogen, indem die Partner des Stars Benjamino Gigli gleichzeitig Hauptdarsteller des Films sind. Zu diesem Zwecke wurde Maria Cebotari für die weibliche Hauptrolle verpflichtet und Michael Bohnen für die Figur des Intriganten. Aus diesem Nebeneinander von Film- und Bühnengeschehen ergeben sich reizvolle Kontraste. Es erweist sich auch als nützlich, daß nicht mehr wie in früheren Filmen sämtliche Gesangsszenen bei Gigli liegen. Der Film Zauber der Boheme bildet in seinem Aufbau hierzu eine Parallele.
Solche Filme können nicht von der Warte eines Großstadtpublikums gewertet werden, das nach Belieben in ein Opernhaus gehen kann, wenn es gute Sänger hören will. Sie sind geschaffen für die vielen Millionen, die in Orten ohne große Opernhäuser leben oder denen es ihre finanziellen Verhältnisse nicht gestatten, erstklassige Gesangskunst aus erster Hand zu beziehen. Die großen, anfänglich sogar ganz unerwarteten Erfolge der meisten Sängerfilme haben gezeigt, daß in diesen Millionen die Liebe zu gediegener Musik entscheidend für den Kinobesuch ist und daß Schwächen der Handlung viel eher in Kauf genommen werden als bei sonstigen Filmen. Für diese Millionen ist ein Film mit Benjamino Gigli, Maria Cebotari und Michael Bohnen auf jeden Fall ein lohnender Besuchsanlaß. Und in der Tat erfüllt der Film in dieser Hinsicht alle Erwartungen. [...]
Man konnte bei der gestrigen Uraufführung feststellen, daß der Filminhalt dem Publikum sehr nahe ging. Viele Frauen schluchzten vernehmlich. Auch aus Dresden kommt die Meldung, daß die dortigen Besucherinnen sehr gerührt waren.
Es steht außer Zweifel, daß die Autoren und der Regisseur Carmine Gallone auf diese Wirkung hingearbeitet haben. Diese Absicht ist zuweilen erkennbar und wird vielleicht eine empfindsame Minorität stören. Besonders die Telefonszene, in der Fiamma aus dem Gefängnis heraus ihrem Kinde das Mutterlied vorsingen muß, leidet an erkennbarer Konstruktion.
Das gleiche gilt auch für viele Szenen um den kleinen Peter Bosse. Man spekulierte mit der unfehlbaren Wirkung niedlicher Kinderszenen und ging dabei etwas zu weit. Aber auch dieser Einwand wird nicht von allen Besuchern gemacht werden.
Georg Herzberg: Mutterlied
Film-Kurier, Nr. 298, 23.12.1937
Gewissenhaft und akkurat hat Gallone diesen Film abgedreht, der so viel Güte und Bosheit enthält, ohne Zwischentöne. In den Filmen mit Gigli sind die Guten mehr als gut und die Schlechten mehr als schlecht.
Aber einen Gigli-Film sieht man sich an, um Gigli zu hören, und in diesem Film können Sie ihn hören, solange Sie wollen. Der Tenor hat ein bisschen abgenommen, und das steht ihm gut. Sie werden auch Maria Cebotari hören, die nicht schön, aber besser geschminkt und ausgeleuchtet ist. Sie könnte sich glaube ich als durchaus interessant erweisen.
Sandro De Feo: Solo per te
Il Messaggero, 26.4.1938
Der kleine Peter, der mit seiner Mutter, der Filmschauspielerin Hilde Maroff, erschienen war, bereitete den Kinobesuchern, die in Massen gekommen waren, große Freude. Der kleine Kerl in Wirklichkeit noch kleiner als im Film (6 Jahre) stellte sich auf der Bühne als echt Berliner Kind vor, überbrachte schöne Grüße vom »Onkel Gigli«, der in Rom singen müsse, und »Tante Cebotari«, welche leider keine Zeit habe. Er erzählte dann weiter, daß er aber schon für genügend Unterhaltung sorgen würde. Peter unterhielt sich wie ein Alter mit den Besuchern und sang dann mit Klavierbegleitung aus dem Film Mutterlied das Liedchen »Reich mir die Hand, mein Leben«. Anschließend sang er dasselbe noch einmal auf italienisch, worüber die Besucher nicht wenig erstaunt waren. Dann wurden ihm eine Anzahl netter Spielsachen überreicht, z.B. ein Planwagen, ein Pontonwagen und ein Ball. Zum Schluß spielte er mit den Besuchern Ball, so daß man ihn überhaupt gar nicht von der Bühne herunterbekommen konnte.
Peter Bosse in Brandenburg
Lichtbild-Bühne, Nr. 15, 18.1.1938