Italien um 1500: Der Herzog von Lombardo kommt bei Kämpfen ums Leben und seine Frau Catarina flieht mit ihrem kleinen Sohn Giovanni in die Berge. Als Erwachsener schließt er sich dem Condottiere Malatesta an, doch ist er schon bald des Söldnerlebens überdrüssig. Zusammen mit seinen Freunden erobert er die väterliche Burg zurück. Giovanni stellt nun selbst eine Miliz auf, um für ein geeintes Vaterland zu kämpfen, und macht sich damit Malatesta zum Feind. Der sorgt dafür, dass Giovanni wegen Hochverrats eingesperrt wird. Seine Freunde können ihn jedoch befreien. Giovanni, der in Rom den Segen des Heiligen Vaters empfängt, scharrt erneut eine große Anhängerschaft um sich. Als er von Malatesta angegriffen wird, kommt es zu einer furchtbaren Schlacht, die für Giovanni fast verloren scheint. Mit letzter Kraft spornt er seine Leute an, die den Kampf, in dem Giovanni fällt, doch noch gewinnen.
Italy in the 1500s: The Duke of Lombardo is killed in battle and his wife flees into the mountains with their young son, Giovanni. Years later, an adult Giovanni is recruited by Condottiere Malatesta, but is soon bored with his life as a mercenary soldier. Together with his friends he reconquers the paternal castle. Giovanni then establishes his own militia to fight for a united fatherland. This antagonizes Matalesta, who sees to it that Giovanni is put into jail for treason. His friends, however, are able to free him and Giovanni, who has received the blessing of the Holy Father in Rome, again gathers many followers. When he is attacked by Malatesta a terrible battle evolves in which Giovanni is a casualty, but with his last strength he motivates his people to win the war.
Auch ein Film muss sich für eine bestimmte Wahl seiner Ausdrucksmittel entscheiden, muss wissen, ob er menschlich gelöst und wirklichkeitsnah und bereit zur schicksalhaften Führung der Ereignisse sein will, oder ob er darauf ausgeht, das Bild in großen ausgedehnten Szenen sprechen zu lassen und sich darauf zu beschränken, wuchtige Eindrücke zu geben, deren innere Verknüpfung mehr oder weniger dem Beschauer überlassen bleibt.
Hier gewinnt ein Film den farbigen und lebendigen, abwechslungsreichen und immer wieder neu fesselnden Ausdruck eines geschichtlich bestimmten, von einer überragenden Idee beherrschten Zeitgemäldes. Er entwickelt sich weniger zum Einzelschicksal oder zur höchstpersönlichen Berufung eines Menschen, der sich eine hohe Aufgabe gesteckt hat und nun als Landsknechtführer, als Condottiere, das Vaterland aus Zerrissenheit und Bürgerkrieg, aus nationalem Verfall und aus der Not der Schwäche befreien will der Film bleibt vielmehr Zeitgeist und Gleichnis und blättert auf großen Bilderbogen die Ereignisse an uns vorüber.
Diese Anschauungsweise ist gewählt, um auf solche Art eine Großlinigkeit, eine Weite des Handlungsbodens zu erzielen, gewissermaßen das Monumentale des Hintergrundes stark herauszuarbeiten. Das ist auch der Grund, warum die Landschaft, überhaupt das ausdrucksvolle schöne Bild eine sehr bedeutende Rolle spielen, denn in den befreienden Fernblicken über die Hügelketten der Apennien lebt etwas wie eine tiefe Sehnsucht, über den Lebenskreis eines oder einiger Menschen erhaben zu bleiben.
Deshalb entsteht auch immer wieder neu die Schwierigkeit, den Kern der Handlung, den Kampf eines echten Patrioten gegen frevelhaften Eigennutz und gegen räuberische Ränke in dem weitgesteckten Rahmen zu halten und den Strom der Zeit, das Gegeneinander der Kräfte, die Hitze der Leidenschaften und die ständig wachsende Unerträglichkeit der Zustände, die an dem Marke eines Volkes zehren, von der Zurückführung auf das Einzelschicksal fernzuhalten. Daraus ergibt sich eine Szenenfolge gross angelegter Episoden, und wie betont der Stil des Films an die weitgreifende Andeutung gebunden bleibt, wird allemal in den kurzen Szenen fühlbar, die das Menschliche unmittelbar durchbrechen lassen und stärker ins Persönliche gehen. Sie wirken in dieser Umgebung verloren und sind abtrünnig gegen die Grundhaltung des Films.
Luis Trenker, der zusammen mit Werner Klingler auch hier sein künstlerisches Bemühen auf innere Geschlossenheit eines langen und sehr bewegten Handlungsverlaufes gerichtet hat, gestaltet einen von Gunst und Tragik umwitterten Einzelgänger, einen Abenteurer mit dem leidenschaftlichen Ideal der Stärke und Freiheit seines Volkes im Herzen, einen Freibeuter der Unerbittlichkeit, einen Ritter der Gerechtigkeit, der sich durchsetzt, weil er an nichts so stark glaubt wie an die innere Wahrheit seines Kampfes und an seine eigene Kraft.
Das ist das heilige Feuer, das in diesem Film glüht, und das ist der Sturm, der die Begeisterung anfacht, von der dieses Werk durchbraust ist. [...]
So rollt ein Film vorüber, der ein großes Thema mit großen Mitteln anschlägt. Was wir erleben und was wir gerne glauben, das ist die Herzensstärke Giovannis, sein Mut und seine Kraft, die Geschichte seines Volkes zu wenden. Was wir aber nicht sehen und was wir nicht erleben, das ist der klare Sieg seines Ideals, das ist der überzeugende Triumph seines Kampfes.
In dem großen Bogen, den dieser auf Wucht und breite Stiche, berechnete Film überspannt, gehen die zeitliche Klarheit und die äußere und die innere Geografie, sozusagen die dramatische Geografie und die geschichtliche Folgerichtigkeit bisweilen verloren. Aber die Ereignisse überspringen solche Hohlräume, und es bleibt immer wieder der leitende Gedanke und die lebendige Kraft fühlbar, dass ein Mensch um das Glück seiner größeren Heimat kämpft, blutet und schliesslich im Anblicke des Sieges stirbt.
Robert Volz: Condottieri
Der Film, Nr. 13, 27.3.1937
Bei der Themenauswahl für unsere wichtigsten Filme, die an Glanz und Helden unseres Volkes erinnern und diese lobpreisen sollen, präsentiert sich Giovanni de' Medici als formidabler Protagonist, als einer jener hervorstechenden Figuren, die ein ganzes Zeitalter auszudrücken, in sich zusammenzufassen und es in die Zukunft zu projizieren vermögen. [...] Keine Mühe wurde gescheut, damit diese Erinnerung auf der Leinwand wirkte. Der eigens zu diesem Zweck gegründeten und unter dem Vorsitz von S. E. Paoulucci de' Calboli stehenden Interessengemeinschaft trat die Tobis für die deutsche Version des Films bei. Mehr als sechs Monate Arbeit; und Einheiten unseres Heeres stellten in großer Zahl Infanteristen und Reiter zur Verfügung, die lebhaft die weiten und glänzenden Bilder gestalteten.
Trenker, Regisseur und Darsteller, wollte auch Autor des Drehbuchs sein. Der umfassende Stoff wurde von ihm in allegorischen Kadenzen geordnet, in einer Erzählung, die zuweilen den Rhythmus eines Volksliedes annimmt, die sich oftmals ins Epische steigert und reich ist an Anspielungen auf das Italien von heute [...]. Die historische Rekonstruktion jener Epoche wirkt immer sehr genau, sehr gelungen ist die Montage wunderschöner Panoramen von Dekors, von der Kamera in Florenz und Torrefranca, Gradara und Verona eingefangen. Bei der Wahl seiner Kulissen hat Trenker sich einige Freiheiten herausgenommen; manch ein Zuschauer wird sich zum Beispiel wundern, Giovannis Truppen in Florenz über die Zinnenbrücke von Verona eintreten zu sehen, aber es ist eine Art ideeller Topografie, die nur den Bedürfnissen der Filmkomposition gehorcht. Ein Film von Trenker kann nicht anders als zuweilen fragmentarisch sein, der Autor von Der verlorene Sohn ist gewohnt, nur seiner Eingebung zu folgen; und es reihen sich wunderschöne Seiten aneinander, auch wenn sie manchmal nicht durch so offensichtliche Kerne verbunden werden. Aber dies ist ein kleiner Einwand angesichts eines Films, der dem italienischen Kino große Ehre bereitet.
Mario Gromo: Condottieri
La Stampa, 2.10.1937