Insel der Seligen (1913)

Inhalt - Synopsis

Touristen im Rausch der Sinne in einem freizügigen mythischen »Flimmerspiel«. Zwei Jünglinge folgen zwei Mädchen in einem Ruderboot auf eine kleine Insel. Eilig rudern auch die Väter der beiden Jungfrauen hinterher. Auf der Insel führen Götter, Faune, Wasserteufel und Najaden ein enthemmtes Dasein. Als die Menschen ankommen, erlauben sich Armor, Circe und Co. diverse Spielchen mit den sterblichen Gästen, so werden die beiden alten Spießbürger von Circe flux in Schweine verwandelt. Nach vielen erotischen Versuchungen und Verwirrungen kehren die Sterblichen schließlich aufs Festland zurück und überlassen die Insel wieder den Sagenfiguren.

Tourists in a sensually uninhibited mythical »Flimmerspiel«: Two young men in a row boat follow two beautiful maidens to a small island. Protectively, the girls’ fathers follow them. On the island, gods, naiads, and a variety of other mythological creatures live without inhibitions. When the humans arrive, Armor, Circe and Co. play all sorts of games with them, such as transforming the two old Philistines into swine. After a spectrum of erotic temptations and titilations, the mortals leave the island again, leaving it again to the mythological creatures.

Zeitgenössische Kritiken:

Der Dichter hat etwas Hübsches frei ersonnen. Seine Absicht war es, den künstlerischen Menschen und den Philister im Zusammenprall mit der wahrhaft humorvollen poetisch-belebten Natur zu zeigen. Aus dieser leitenden Absicht, die er nie vergißt, erwächst der Stil des Ganzen, die mit Satire gepaarte Poesie. Der rote Faden der Handlung ist dünn, und heißt – etwa wie in Shakespeares  »Sommernachtstraum« auch – Liebe, Amors Pfeil. Da liegt auch der einzige bemerkenswerte Mangel des Stückes: der dramatische Aufbau ist nicht packend und zwingend, das Spiel zerflattert oft in Einzelheiten, die nur mühsam zusammengehalten werden. Aber auch dieser Mangel wird wiederum ausgeglichen durch die Fülle dichterischer Gesichte im einzelnen, durch eine der köstlichsten Satiren auf das Spießbürgertum, das selbst am italienischen Gestade das Karten- und Alkoholglück nicht vergessen kann und seine Naturfreude nur in das eine Lied ausklingen zu lassen vermag: Wer hat dich, du schöner Wald... ehe die Herren von Circe berechtigtermaßen in Schweine verwandelt werden. Das Spiel, die Darstellung dieser Szenen, ist geradezu glänzend. Es ist ein Gegenstück zu Reinhardts »Sommernachtstraum«-Inszenierung. Eine Anzahl seiner besten Künstler scheinen hier ihre froheste Sommertagslaune in künstlerischem Wirken ausgeströmt zu haben.

Alexander Elster: Die Insel der Seligen
Bild und Film, Nr. 5, 1913


Wir wissen längst, daß Reinhardt ein großer Maler ist, ein Meister der Färbungen und Stimmungen. So hat er auch der stummen Kunst viel von seiner Sprache zugegeben ... Reinhardt hat der herrlichen Landschaft Italiens die schönsten Haine und lauschigsten Grotten entrissen, in diese erdenentrückt anmutende Plätze stellt er das heitere Spiel der Götter, der Meereskinder ... In vielen Bildern steckt wirkliche Poesie... Eine kühne Neuerung, der sich diesmal erfreulicherweise kein Zensor entgegengestellt hat, ist die Freiheit der Darstellung. Die Götter treiben in holder Nacktheit ihr Wesen und Unwesen, die Wellen des italienischen Meeres umspielen die schönen Nymphen und seltsamen Tritonen.

Berliner Volkszeitung
Zit. nach: Lichtbild-Bühne, Nr. 41, 11.10.1913


Im II. Akte »Menschen in Sicht« haben die Szenen der nackten Najaden bis zu dem Augenblicke entfernt zu werden, wo sich dieselben umwenden und in das Wasser springen. Ferner mit Ausschluß der Szene, wo der Faun von Amors Pfeil gestochen wird und konvulsivische Zuckungen macht, wo er das Mädchen betastet und fortträgt, weiters müssen die Szenen entfernt werden, wo das Mädchen am Boden liegt und vom Faun gestreichelt wird, wo sie der Meergott dem Faun entreißen will, so daß die Szene erst wieder einsetzt, wo der Jüngling das Mädchen rettet. Im III. Akte aus der Szene »Philister auf der Insel der Seligen«, wo Circe mit den beiden Alten auf der Bank sitzt, muß alles entfernt werden von dem Augenblicke, wo beide an sie heranrücken und Circe den Fuß hebt, bis zu dem Augenblicke, wo ihre Dienerin den Zaubertrank bringt. Weiters muß die Liebesszene zwischen Circe und den beiden Junggesellen wegbleiben. Nur beim Wegbleiben aller hier aufgezählten Szenen darf der Film zur Aufführung gelangen.

Zensurvermerk der Wiener Polizeidirektion (7.-13.5.1918)
In: Der Kinobesitzer (Wien), Nr. 37, 18.5.1918