Zum 60. Geburtstag des Filmregisseurs, Hörspiel- und Filmautors Günther Rücker erschien dessen erster Prosaband. Begeistert vom Klang der Sprache, vom feinen Gewebe alltäglicher Vorgänge, in denen sich große Gefühle offenbarten, von der sozialen und historischen Genauigkeit verglichen Literaturkritiker Günther Rücker mit großen deutschen Erzählern wie Joseph Roth, Gottfried Keller, Anna Seghers. In einer der beiden Erzählungen des Bändchens, »Hilde, das Dienstmädchen«, erinnert sich der Autor an seine Jugendzeit, seine erste große Liebe, an sein politisches Erwachen, an die bewusste Wahrnehmung all dessen, was um ihn herum 1938 in seiner Heimatstadt Reichenberg geschah. Bereits in zahlreichen Hörspielen hatte Rücker das Thema der verlorenen Heimat Böhmen reflektiert, immer, wie auch hier, unter dem Aspekt der Schuld der Sudeten Deutschen an der Zerstörung einer Lebenswelt, in der Tschechen, Deutsche und Juden gemeinsam existiert hatten.
Der 1985 entstandene Film HILDE, DAS DIENSTMÄDCHEN war nach Artur Pohls DIE BRÜCKE (1949) die zweite Arbeit innerhalb mehr als 40jähriger Produktionsgeschichte, mit der die DEFA sich dem Thema Aussiedelung als Folge des von den Deutschen begonnenen und verlorenen Zweiten. Weltkrieges zuwandte. Zu einer öffentlichen Debatte über ein nahezu tabuisiertes Thema in der DDR führte der Film nicht.