Als in den beiden deutschen Staaten zu Anfang/Mitte der 1950er Jahre die Produktion von Puppentrickfilmen begann, basierte diese im Westen vor allem auf den Traditionen der Gebrüder Diehl. In der DDR konnte hingegen auf keinerlei Erfahrungen zurückgegriffen werden, während in der benachbarten und befreundeten Tschechoslowakei eine ausgeprägte und weltweit anerkannte Trickfilmproduktion sowohl im Zeichentrick, also auch im Puppentrick vorhanden war.
Es ist evident, dass sich die DDR-Künstler direkt oder vermittelt am Nachbarn orientierten, zumal Dresden als junges Zentrum des ostdeutschen Trickfilms und Prag als renommierter Standort des Studios »Brüder im Trick« bzw. Krátký Film (mit seiner Gallionsfigur Jirí Trnka) räumlich eng beieinander lagen.
Der Vortrag untersucht zunächst anhand eines stilistischen Vergleichs Einflüsse der tschechischen Puppentrickfilm-Schule auf die Gestalter des Ost-Sandmännchens, Gerhard Behrendt, sowie den dritten Puppentrick-Regisseurs der DDR, Herbert K. Schulz, der zu Anfang der 1960er Jahre in den Westen übersiedelte und dort das bekannteste »Westsandmännchen« kreierte. Durch dieses Weiterreichen und kreatives Verarbeiten haben sich Versatzstücke tschechischer Trickfilmtradition fest in den deutschen Film eingeschrieben.
Ein zweiter Teil richtet seinen Fokus auf die erste Co-Produktion zwischen dem Dresdner und dem Prager Animationsfilmstudio, der 13 Folgen umfassenden Puppentrick-Serie RÜBEZAHL (1974-84). Die sowohl in der CSSR als auch in der DDR im Kino-Beiprogramm gestarteten Kurzfilme behandeln mit dem Sagenkreis des Berggeistes der Sudeten einen Aspekt gemeinsamer Kulturgeschichte und stehen thematisch, ästhetisch und personell der Schule Jirí Trnkas nahe.