Videobewegung und Bewegungsvideos.
Politische Videoarbeit der Medienwerkstatt Freiburg in den 1980er Jahren
1978 beschäftigten sich die Videogruppen mit »Video in der Krise«. Die Gruppen der 3. Generation ab 1978 wussten (noch) nichts von Krise. Sie begannen ohne Theorieballast mit ihrer Vorstellung von »Gegenöffentlichkeit«, das neue Genre Bewegungsvideo war geboren. Es bewegte sich zwischen der Hofberichterstattung für eine diffuse links-alternativen Szene und der kritischen Auseinandersetzung mit ihr.
Der ruhmreiche Einstieg gelang der MW Freiburg, mit Videos zum Häuserkampf, der in Freiburg, Zürich, Berlin und anderswo tobte. Wir verstanden uns als Teil dieser Bewegung, die ihre Themen von Zeit zu Zeit wechselte: vom Häuserkampf über Anti-AKW zur Friedensbewegung, weiter zur Solidarität mit der sog. »Dritten Welt« bis zur Beschäftigung mit historischen Themen und der politischen Realität in der BRD.
In der BRD gab es zeitweise über 50 Videogruppen, die sich regelmäßig trafen und Teil der »Videobewegung« waren, die in der euphorischen Phase vor Selbstvertrauen nur so strotzte. Das neue Selbstbewusstsein äußerte sich im Boykott der Oberhausener Kurzfilmtage und der Schaffung eigener Videoforen wie in Freiburg. Untereinander gab es einen »Bänderrundlauf« (Austausch von Filmen), den Video-Informationsdienst cut/in, einen »Videotopf« als Solidaritätsfond und 1983 die Herausgabe des Gesamtkatalogs der Videoszene »Das andere Video« mit 159 Filmen.
Untereinander gab es hitzige Kontroversen um die »richtige« politische Videoarbeit und ob man damit Geld verdienen darf. »Wer Umatic wählt, wählt das Kapital!« so die These gegen die Professionalisierung. Diejenigen, die es taten, machten Auftragsarbeiten für den Senat, arbeiteten fürs Fernsehen oder den Offenen Kanal, drehten Werbefilmen oder stellten Anträge auf Filmförderung.
Nach 1985 wurde das »Ende der Schonzeit« eingeläutet. Die jetzige Videobewegung und ihr Konzept von Gegenöffentlichkeit waren bald am Ende. Auf dem Freiburger Video-Forum 1990 wurde ernsthaft die Frage gestellt, ob Spiegel-TV jetzt die »zeitgeist-gerechte Rolle der sogenannten Gegenöffentlichkeit« übernommen hat.