Zwischen ICH WILL EIN FREMDER BLEIBEN (1990) und AUSGERECHNET BANANEN (1991).
Wechselseitige Blicke von Ost und West in Wendedokumentarfilmen
In der Bundesrepublik hatte die Beschäftigung mit der DDR bis zum Mauerfall etwas Subversives. Allerdings wurde das Thema mit wenigen Ausnahmen nicht von »Autorenfilmern« aufgegriffen, sondern der Fernsehberichterstattung überlassen. In der DDR wurde das Thema BRD nur von wenigen, systemtreuen Dokumentaristen behandelt, deren Filme im kapitalistischen Teil Deutschlands destruktiv wirken sollten. Im eigenen Land versuchte die Zensur alles zu unterbinden, was als subversiv hätte wahrgenommen werden können. Neben thematischen Tabus waren der Kritik, aber auch den gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten des DEFA-Dokumentarfilms enge Grenzen gesetzt.
Mit dem Fall der Mauer fielen Zensur in der DDR und Reisbeschränkungen, so dass nun für ost- wie für westdeutsche Dokumentaristen theoretisch alles das möglich gewesen wäre, was in Zeiten des Systemkonflikts undenkbar war. Wie wurde die neue Freiheit in einem Moment historischer Umbrüche und sich überstürzender Ereignisse genutzt? Der Beitrag behandelt deutsch-deutsche Dokumentarfilme, die im Prozess der Wende und Vereinigung versucht haben, ästhetisch und inhaltlich Positionen zu beziehen, die konträr zu den dominierenden Diskursen und Medienbildern standen und diese kritisch reflektierten bzw. dekonstruierten.