»Raus aus den Toiletten, rein in die Straßen!«
Film und die Schwulenbewegung der 1970er Jahre
Die neuen sozialen Bewegungen, die seit Ende der 1960er Jahre die Öffentlichkeit und Gesellschaft in den westlichen Ländern Europas und Amerikas zu reformieren versuchten, verwendeten von Beginn an explizite Medienstrategien. Technologische Entwicklungen wie der Kopierer oder die Videokamera schufen die Voraussetzung, um abseits der herkömmlichen Institutionen und Kommunikationskanäle alternative Formen von Öffentlichkeit zu schaffen. Bei den westdeutschen Schwulen war es allerdings etwas anders: Hier stand ein von einer öffentlichen Fernsehanstalt produzierter 16mm-Film am Anfang. Rosa von Praunheims Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, genügte als Initialzündung für die Gründung von Schwulengruppen in ganz Deutschland. Wie es dazu kam, dass ein einziger Film eine ganze Bewegung auszulösen schien, und wie dabei Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit in ein spannungsreiches Verhältnis traten, davon erzählt dieser Vortrag.