Die Technik verändert den Dokumentarfilm.
Neue Formen durch synchrone 16mm- und Video-Kameras
Die Aufnahmetechnik hat einen immensen Einfluss darauf, welche Dokumentarfilme gedreht werden und welche Bilder sie zeigen. Bis 1960 wurde der Dokumentarfilm überwiegend mit schweren 35mm-Kameras auf Stativ und mit künstlichem Licht gedreht, hatte also immer einen Moment der Inszenierung. Handliche 16mm-Kameras mit synchronem Ton revolutionierten die Annäherung an die Wirklichkeit. Konzepte wie das amerikanische Direct Cinema oder das französische Cinéma Vérité hatten Einfluss auf die junge deutsche Dokuszene. Die Nähe zu den Protagonisten, die genaue Beobachtung und das Authentische wurden zu neuen Zielen der Dokumentarfilmmacher.
In den 1970er Jahren konnte mit Videokameras gedreht werden. Damit war man nicht mehr auf einige Minuten Filmmaterial im Magazin angewiesen, sondern konnte bis zu einer Stunde am Stück drehen. Die Kameras wurden leichter und transportabler. Bild und Ton wurden synchron aufgezeichnet, konnten sofort kontrolliert und vorgeführt werden. Es entstanden Medienkooperativen und Videogruppen, die dezidiert das Ziel hatten, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Sie waren Teil der Protestbewegungen, die sie dokumentierten. Ein Schwachpunkt war der Schnitt und die Bildgestaltung. Wichtiger als brillante Bilder war das Dabeisein mit wackeliger Kamera und zum Teil unscharfen Bildern.