Schmalfilme, schmal zensuriert?
Die Zensurpraxis der Amateur- und Schmalfilme in Österreich 1928-1938
Das Thema der Zensur von Amateur- und Filmen auf Schmalfilmformat ist kaum erforscht. Außer einigen sporadischen Anmerkungen ist meines Wissens nach nichts zu finden. Eventuell hat sich niemand dem Thema genähert, in die Irre geführt von der Überlegung, Zensur von privat Gezeigtem wäre nicht notwendig gewesen. In der Tat jedoch wurden die Amateurfilme sehr oft publik vorgeführt und in Österreich oblag alles öffentlich Vorgeführte der Zensur. Für die Periode meiner Untersuchung gelten die Zeitkoordinaten 1927 bis 1938. In Österreich galten für die Zensur der öffentlich gezeigten Amateurproduktionen dieselben Modalitäten – mit derselben Strenge durchgeführt von denselben Behörden – wie die der Industriefilme, auch Amateurfilme wurden verboten. Die Blütezeit dieser außerordentlich interessanten Tätigkeit beginnt 1927, dem Jahr der Gründung des Klubs der Kinoamateure Österreichs (K.D.K.Ö.), und endet abrupt mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland.
Es werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Zensur geschildert, eine Liste der zensurierten Schmalfilme wird vorgestellt. Diese Entdeckung möge zu neuen Kategorien in den Überlegungen der Filmwissenschaft führen, man müsste zum Beispiel dem weit verbreiteten Non theatrical mode neue Facetten bieten.