Drei sowjetische Genossen werden nach Paris geschickt, um zur Aufbesserung der Staatskasse Juwelen der Zarenfamilie zu verkaufen, die während der Russischen Revolution konfisziert wurden. Die im pariser Exil lebende Großherzogin Swana, einstige Besitzerin der Juwelen, erfährt durch Zufall vom geplanten Verkauf und setzt alles daran, die Juwelen zurückzubekommen. Derweil quartieren sich die Russen im feinsten Hotel der Stadt ein und genießen die Annehmlichkeiten des Kapitalismus. Doch dann wird ihnen die linientreue Genossin Ninotchka Yakushova nachgeschickt. Diese wiederum begegnet dem charmanten Grafen Leon, Geliebter und Vertrauter der Großherzogin. Leon zeigt Ninotchka die feine Gesellschaft von Paris, und die beiden verlieben sich ineinander. Die eifersüchtige Großherzogin nötigt Ninotchka und die drei russischen Gesandten, nach Moskau zurückzukehren, andernfalls würde sie dafür sorgen, dass der Verkauf des Schmucks durch Prozesse auf Jahre verzögert würde. Wieder in Moskau trauern die vier der Zeit in Paris nach, und auch Leon versucht alles, um seine Ninotchka wiederzusehen.
Stalin won’t like it. Molotoff may even recall his envoy from Metro-Goldwyn-Mayer. We still will say Garbo’s NINOTCHKA is one of the sprightliest comedies of the year, a gay and impertinent and malicious show which never pulls its punch lines (no matter how far below the belt they may land) and finds the screen’s austere first lady of drama playing a dead-pan comedy role with the assurance of a Buster Keaton. Nothing quite so astonishing has come to the Music Hall since the Rockefellers landed on Fiftieth Street. And not even the Rockefellers could have imagined M-G-M getting a laugh out of Garbo at the U.S.S.R.’s expense.
Ernst Lubitsch, who directed it, finally has brought the screen around to a humorist’s view of those sober-sided folk who have read Marx but never the funny page, who refuse to employ the word »love« to describe an elementary chemico-biological process, who reduce a Spring morning to an item in a weather chart and who never, never drink champagne without reminding its buyer that goat’s milk is richer in vitamins. In poking a derisive finger into these sobersides, Mr. Lubitsch hasn’t been entirely honest. But, then, what, humorist is? He has created, instead, an amusing panel of caricatures, has read them a jocular script, has expressed – through it all – the philosophy that people are much the same wherever you find them and decent enough at heart. What more could any one ask? […]
It must be monot-nous, this superb rightness of Garbo’s playing. We almost wish she would handle a scene badly once in a while just to provide us with an opportunity to show we are not a member of a fan club. But she remains infallible and Garbo, always exactly what the situation demands, always as fine as her script and director permit her to be. We did not like her “drunk” scene here, hut, in disliking it, we knew it was the writer’s fault and Mr. Lubitsch’s. They made her carry it too far.
We objected, out of charity, to some of the lines in the script: to that when Ninotchka reports: “The last mass trials were a great success. There are going to be fewer but better Russians”; and to that when the passport official assures the worried traveler she need not fret about the towel situation in Moscow hotels because “we change the towel every week.” But that is almost all. The comedy, through Mr. Douglas’s debonair performance and those of Ina Claire as the duchess and Sig Rumann, Felix Bressart and Alexander Grannach as the unholy three emissaries; through Mr. Lubitsch’s facile direction; and through the cleverly written script of Walter Reisch, Charles Brackett and Billy Wilder, has come off brilliantly. Stalin, we repeat, won’t like it; but, unless your tastes hew too closely to the party line, we think you will, immensely.
Frank S. Nugent: Ninotchka
The New York Times, 10.11.1939
Das waren noch Zeiten, damals, vor einem Dutzend Jahren. Die Völker trieben noch ihre satirischen Spielchen miteinander, gemildert durch einen Schuß Selbstironie, hoben dann das Sektglas und tranken sich zu. Wäre der NINOTCHKA-Film heute gedreht worden, sähe er sicher anders aus. Auch die Scherze zwischen den Völkern sind grimmiger geworden; man nimmt sich nicht mehr auf den Arm, sondern tritt sich an die Schienenbeine, und der Witz hat jetzt etwas von geistiger Atomspaltung mit verheerender Wirkung angenommen.
Dem berühmten NINOTCHKA-Film, diesem heiter verspielten Rencontre zweier Weltanschauungen, merkt man an, daß er in früheren Zeiten gedreht wurde. […]
Dieser von Ernst Lubitsch geschaffene Bildstreifen zeigt, daß ein politischer Film durchaus kein garstiger Film zu sein braucht. Er ist vor allem, vom Schauspielerischen her gesehen, einer der schönsten Garbo-Filme. Wie diese Frau sich verwandelt, wie sich im Pariser Klima die Starrheit löst und der doktrinäre Kampf, wie das strenge Gesicht weich wird unter der Liebe und das Lächeln lernt, das wird von Greta Garbo reizvoll dargestellt. Als alten Berliner Bekannten begegnet man Felix Bressart und Alexander Granach in diesem Film, die als unsichere Sowjet-Kantonisten sich überraschend schnell der genüßlichen bourgeoisen Atmosphäre anpassen. Die Kamera illustriert das sehr anschaulich: Sie zeigt, wie die schlichten Moskauer Mützen am Garderobenständer des Pariser Hotels sich rasch in elegante Hüte verwandeln. Amüsante optische Einfälle wechseln mit oft treffsicheren Dialogscherzen ab. Gelegentlich gibt es bei einem Wortduell auch ein paar schärfere Hiebe. So erteilt Ninotchka der russischen Fürstin, die um ihre[n] Schmuck kämpft, eine heftige Abfuhr.
Es ist falsch, zu behaupten, der Film mache die sowjetischen Ideale lächerlich; er glossiert nur die allzu strengen und doktrinären Verfechter dieses Systems. Er karikiert heiter drauf los, schont mitunter auch nicht die westlerischen Schwächen und erweist sich mit dieser graziösen Taktik weit wirksamer und überlegener als die gegnerischen Bühnen- und Film-Produkte mit der Holzhammer-Taktik. Man sollte wieder das Florett-Fechten lernen.
Werner Fiedler: Vom Krampf zum Lächeln
Der Tag (Berlin), 8.12.1948