Nach dem Bestseller von Vicki Baum und der amerikanischen Bühnenversion von William A. Drake. Im Grand Hotel, dem teuersten Luxushotel Berlins, treffen ganz unterschiedliche Menschen aufeinander, und ihre Geschichten verbinden sich für die Dauer eines Tages: Der charmante Baron von Gaigern steckt in Geldschwierigkeiten. Er bricht in die Suite der russischen Tänzerin Grusinskaya ein, um ihre Perlenkette zu stehlen. Da kommt diese, deren Karriere auf dem absteigenden Ast ist und die unter Depressionen leidet, frühzeitig von einem Auftritt zurück, den sie abgebrochen hat. Von Gaigern verhindert, dass sie sich das Leben nimmt, und sie verlieben sich ineinander. Währenddessen führt der grobschlächtige Unternehmer Preysing eine wichtige Geschäftsverhandlung, bei der er seine Partner betrügt. Nebenbei versucht er, die Stenotypistin Flamm, genannt Flaemmchen, zu verführen. Ebenfalls im Hotel abgestiegen ist Preysings todkranker Buchhalter Otto Kringelein, der mit seinen Ersparnissen das Leben im Hotel genießen will. Lakonisch wird all das von dem Kriegsinvaliden Dr. Otternschlag beobachtet, der als Dauergast im Hotel lebt.
– Weitere Stoffverfilmungen entstanden 1945 (als WEEK-END AT THE WALDORF) und 1959 (siehe S. XXX).
GRAND HOTEL is a production thoroughly worthy of all the talk it has created and the several motion-picture luminaries deserve to feel very proud of their performances, particularly Greta Garbo and Lionel Barrymore. So far as the direction is concerned, Edmund Goulding has done an excellent piece of work, but occasionally it seems as though he relies too much on close-ups. Nevertheless he has sustained a steady momentum in darting here and there in the busy hostelry and working up to an effective dramatic pitch at the psychological moment. […]
Miss Garbo, of course, impersonates the dancer, Grusinskaya, played on the stage by Eugenie Leontovich. Miss Garbo, possibly appreciating that she was supported by a galaxy of efficient performers, decided that she would do her utmost to make her role shine. And she succeeds admirably. She is stunning in her early scenes and charming in the love scene with Baron Gaigern, portrayed by John Barrymore with his usual savoir faire. And later, wearing a chinchilla coat, she is gay and lighthearted, for love has beckoned to the temperamental dancer. Grusinskaya leaves the screen hopeful of meeting the Baron at the railroad station, but the audience knows that the good-natured and sympathetic thief has met his doom at the hands of the ignoble Preysing, a part acted by Wallace Beery.
It fell to Lionel Barrymore’s lot to play Otto Kringelein, the humble bookkeeper […]. Through Mr. Barrymore’s skillful interpretation one gleans the satisfaction of this obsequious human adding machine has in hobnobbing with people of the world and in living in the corner suite of the Grand Hotel. Mr. Barrymore is superb when he as Kringelein finds himself tipsy, tipsy but elated. If ever an actor got under the skin of a character Mr. Barrymore does here.
And, although Miss Garbo and Lionel Barrymore deliver talented portrayals, it does not mean that any aspersion is to be cast at the work of others in the cast. Miss Crawford, for instance, is splendid as Flaemmchen. She, too, does all that is possible to vie with the others in the cast. Then there is John Barrymore as the Baron. Nobody could hope to see such a type better acted. This Baron is handsome, a little sly, eager for money, but always thoughtful and friendly when it comes to his association with Kringelein. He steals Kringelein’s wallet, but, when he hears Kringelein bewailing his loss, he “finds” the wallet, and how glad is Kringelein!
As for Mr. Beery, it may seem that while his performance does not quite compare with that of Siegfried Rumann, the stage Preysing, it is nevertheless a very worthy characterization. Mr. Beery is sufficiently ponderous and forbidding as Preysing, but in having to assume a German accent he is not quite in his element. But those who did not see Mr. Rumann will undoubtedly decide that Mr. Beery’s performance is good enough.
Mordaunt Hall: Grand Hotel
A Pictorial Version of Vicki Baum’s Stage Work
The New York Times, 13.4.1932
Der kühle, neutrale Wellenschlag von Leben und Tod, Aufstieg und Abstieg, Liebe und Betrug in einem modernen Luxushotel, dies, und dahinter Seligkeit und Verzweiflung, Sterbens-Krämpfe und eine Geburt, dieser ganze unbegreifliche Bienenkorb des Menschenlebens, versinnbildlicht in der Halle eines Hotels: das wäre schon des großen DÄNISCHEN SCHRIFTSTELLERS Herman Bang würdig gewesen. So wahr es eine bloße Unterhaltungssuche ist, so wahr hat die Autorin hier irgend etwas, ein großes Gefühl, darüber hinausgehoben …
Dieses denke man sich nun von lauter Meistern der Schauspielerei verkörpert. Eine Starbesetzung, wie sie wohl noch nie da war. Eine technische Vollendung des Mimischen, deren einziger Fehler vielleicht ist: daß alles gar so vollendet ist. Diese unbeirrbare Sicherheit, mit der hier Monologe, Duette und Terzette hingelegt werden, hat etwas von der großen italienischen Oper. Jeder dieser Meister hat eine ganze Atmosphäre von Meisterschaft um sich, und das ganze läuft wie ein Rolls-Royce-Motor. Ein herrliches Schauspiel. Ein Genuß für Kenner: als ob man Marmor und Bronze, vollkommen gestaltet, mit verwöhnten Fingern abtastete. Wir wissen, daß Theater und Film noch anderes bieten müssen. Aber wir sind dankbar für diesen seltenen Genuß. […]
Das Glanzstück unter vielen Meisterstücken ist Joan Crawford. Kein Berliner Mädchen, wie im Original, sachlich, gescheit, und doch mit Gefühlen, – sondern sehr harte, bittere Töne: eher wie eine bittere Nuß, die schwer zu brechen ist. Aber welche Kraft, welche tiefe Energie, welche Schärfe der Zeichnung! Selbst die beiden großen Barrymores – John und Lionel – werden daneben zu allerdings großartigen Chargen, der eine weich und rührend, der andere eine kurze, mit ein paar Farbflecken großartig hingeworfene Skizze. Um wieviel mehr Wallace Beery, der sozusagen nur auf der einen Saite der Brutalität spielt, und der etwas starre Lewis Stone …
Nun aber, und natürlich vor allem, die Greta Garbo. Ihr Schwanengesang – die Geschichte vom »Sterbenden Schwan«, von der Pawlowa, die das Modell ihrer Rolle war. Und hierin unvergleichlich. Ein dunkler Stein Verbitterung und der Trauer. Ihre tiefe, seltsam rauhe und müde Stimme erschüttert, und es erschüttert die kalte Keuschheit dieses verführerischen Gesichtes, dieses schlanken Körpers, dieser biegsamen Tiergesten. In der Liebesszene allerdings war sie … nur die größte Filmschauspielerin, die wir haben.
Die Regie Gouldings ist von jener taktischen und technischen Vollendung, die der ganze Film ausstrahlt.
In einem Film, der so riesige Komplexe füllt, Raumkomplexe, Architekturkomplexe, ist der Wert der Regie eigentlich durch eine einzige Tatsache bestimmt. Wie der Regisseur in die Winkel und Ecken zu leuchten vermag, wie er Personen und Eindrücke in ein paar Metern lebendig und greifbar werden läßt, aber andererseits, wie er dieses zusammenhält und zu einer lockeren Einheit verkettet, mit einem Wort: wie er das Monumentale und Intime gegeneinander auszuwiegen versteht. Hierin ist Goulding ein Meister.
Die unvergleichliche Rhythmik, in der er das Gesamte mit dem Einzelnen verschränkt, die überraschenden und großartigen Fern- und Gesamt-Einstellungen der Hotelhalle mit den eleganten Apparatbewegungen der Groß- und Naheinstellungen in den intimen Spielszenen: das wird ihm schwerlich einer nachmachen. Daß ein solcher Film weder verfällt, noch andererseits in der Monumentalität starr wird und dann bloß wie eine kalte Allegorie des Lebens wirkt, das ist schon eine Leistung. Aber diese Dinge so organisch in eine Einheit zu bringen, daß das ganze wirklich wie ein breiter, großartiger Strom fließt, mit einem merkwürdigen Glanz darüber, das ist ein technisches Meisterstück.
Vieles erinnert hier an Max Reinhardt. Max Reinhardt hätte vielleicht einen Schauer von Unheimlichkeit durchwehen lassen, der hier fehlt. Aber auch hier haben wir Stellen, die über das einfache Regietalent hinausgehen und an das Schöpferische grenzen: Etwa das Überführen der Leiche des Barons im Morgengrauen zwischen Bierfässern, Gelächter und Gesang, und dann etwa solche Szenen, wie das lächelnde Hochzeitspaar zum Schluß.
Hier fühlt man die Schule Stroheims, hier fühlt man aber auch ein selbständiges Talent, das über das bloße Dispositionstalent des Regisseurs hinausgeht. Das ganze wirkt seltsam in der frischen Erinnerung. Geschlossen und von großartigen Proportionen, aber auch wieder offen und von merkwürdigen Lichtern durchzogen, eine Einheit und eine Vielheit …
W.H. [= Willy Haas]: Menschen im Hotel
Film-Kurier, Nr. 40, 15.2.1933