Basierend auf der Novelle von Stefan Zweig. Der Lebemann und Rennfahrer Haller verbringt ein paar Tage in einem schweizer Hotel. Auf der Suche nach einem netten Abenteuer versucht er vergeblich, sich einer Dame zu nähern, die auch im Hotel wohnt. Daraufhin freundet er sich mit ihrem Sohn Edgar an, der sich über die ihm entgegenbrachte Aufmerksamkeit freut. An seinem 13. Geburtstag machen Haller, Edgar und dessen Mutter einen gemeinsamen Ausflug, bei dem sich Haller und die Mutter näherkommen. Edgar erkennt langsam, dass er von Haller nur benutzt wurde und reagiert darauf mit störrischer Trotzigkeit. Als er schließlich Haller und seine Mutter in inniger Umarmung beobachtet, kommt es zwischen ihm und Haller zu einer handfesten Auseinandersetzung. Edgar rennt davon in die Nacht. Er sucht Zuflucht bei seiner Großmutter in Zürich. Als die herbeigerufenen Eltern kommen und ihn der Vater zur Rede stellt, fleht ihn die Mutter mit stillen Blicken an, das Geheimnis zu bewahren.
Based on a novella by Stefan Zweig. The ace car driver and bon vivant Haller spends a few days in a Swiss hotel. Looking for a bit of adventure, he tries in vain to approach a lady who is staying in the hotel. He then befriends her son Edgar, who is pleased that someone is paying attention to him. Haller, Edgar, and his mother go on an excursion on Edgar’s 13th birthday, during which Haller and the mother become closer. Edgar slowly realizes that he has been used by Haller to gain the attention of his mother and responds with stubborn defiance. When he spies Haller and his mother in an intimate embrace, it escalates to a quarrel between Edgar and Haller. Edgar runs off into the night and seeks refuge with his grandmother in Zurich. When Edgar’s parents are summoned to come and pick him up, it Edgar’s mother offers a silent gaze, asking him to keep the secret from his father.
Es geht hier nicht um eine große Handlung: Geschehnisse in der Welt seelischen Erlebens gewinnen Form; wie sie im Optischen eingefangen werden, wie sie ein sparsamer, durchfeilter Dialog aufdeckt –, darin liegt das Verdienst dieses Filmwerkes.
Die zarte Kindernovelle von Stefan Zweig wird in die Sphäre des Films transponiert. Es kommt hier nicht darauf an, und es wäre wie zumeist müßig, philologisch genau zu untersuchen, was von der Geschichte blieb, was geändert wurde. Friedrich Kohner, der Autor, ist subtil vorgegangen; wo er änderte, hat es seinen Sinn, wo er andere Wege ging, wurde nichts verloren.
Ein Kammerspiel tut sich auf. Beziehungen zwischen Menschen werden leise angedeutet, mitunter ist es nur ein Kreuzen der Blicke, das sich anbahnt. Dieses Menschen-im-Hotel-Spiel hat nichts zu tun mit dem ewigen Kreisen der Drehtür und Hast und Treiben. Nachsaison wird eingefangen, das müde Beisammensein der letzten Gäste, das langsame Auseinandergehen.
Siodmak spielt diese Momente eindringlich aus; Kohner unterbaute ihm kleine psychologische Augenblicke in der Beziehung von Mann zu Frau. Das erste Kennenlernen geschieht im Speisesaal, beim Löffel Suppe des Lunchs spinnt es sich an; beim Löffel Suppe zum Diner geht es weiter: ein Spiegel ist der Kuppler – hier setzt das Einfangen und Abwehren von Blicken ein in reizvoller, taktvoller, niemals überdeutlicher Regie-Art.
Kleines Drama am Hoteltisch – Robert Siodmak gewinnt diese Atmosphäre in allen ihren Ausstrahlungen.
Dieses Herausarbeiten von Einzelheiten ist es, das hier bestimmt. Ein Augenblick als Beispiel ist charakteristisch: jenes Moment, da der Don Juan von dem kleinen ahnungslosen Jungen, der den herrlichen großen Freund stolz der Mama präsentiert, am Tisch Platz nehmen will, nach der Stuhllehne greift und eine Geste der Frau ihn zurückweist. Hier wird nicht mit überbetonten Mitteln gearbeitet; eine Sekunde nur klingt so etwas an, sehr zart, sehr fein, in einem Wort des Dialogs gerade nur als Situation auf eine Schwingung offenbar.
Durchdacht ist dieser Dialog und in jeder Nuancierung aufgenommen. […] Die Musik von Allan Gray wurde stimmungsgemäß einverwoben, ein Song zumal, von Kolpe erdacht, ist am Platz, für die Handlung bestimmend.
Verzerrt, ins Tollphantastische gesteigert wird dieser Song in einem Traumbild des kleinen Schlafenden: wirkungsvoll konnte hier die Übersinnlichkeit von Optik und Ton, wie sie nur die Leinwand kennt, herangezogen werden.
Landschaftsstimmung wird bei einem solchen Film selbstverständlich mit einbezogen. [Robert] Baberske und Richard Angst geben sie herrlich: zart verwobene Spätsommerbilder, verschleiert liegt Herbstahnung und Nebel über den Bergmatten.
Neben der Hotelwelt der Großen wird die Welt des Kindes aufgespürt. Da ist nirgend etwas von der Herablassung der Großen in diesem Film zu finden, von der dummen Verniedlichung der Erwachsenen. Kohner gibt Worte, wie sie ein Junge spricht, aus der Einstellung des Halbflüggen heraus gewonnen. Und Robert Siodmak holt die ganze Unmittelbarkeit heraus, die in so einem Bengel steckt. […]
Da ist ein Junge, wie wir ihn alle kennen, so einer, der in die Welt der Autos und Kompressors hineinpaßt. Wenn der Konflikt vom Pubertätstum und von dem Geheimnis der Erwachsenen hineingetragen wird, so wird dieser Bub nicht neurasthenisch, nicht larmoyant und nicht süßlich-tragisch. […]
Bezeichnend, wie der Schwerpunkt verlegt wird: der zweite Held dieses Films ist Hans Richter, der freche kleine Flaps von Liftboy. Herrlich in seiner Verschmitztheit, die von der Welt der Großen schon übergenug weiß […]; Hilde Wagner, sehr damenhaft, sehr schön, mit ein paar innigen Momenten als Mutter. Willi Forst spielt den gewohnheitsmäßigen Verführer in seiner klugen Art, aber er gibt ihm gerade dadurch, daß er pointiert charakterisieren möchte, bei aller Diskretion seiner Gestaltung ein paar unangenehme Züge mit. Er verwischt damit die menschlichen Qualitäten, die dieser Rennfahrer haben muß, um einer Frau, die zum ersten Male fast auf Abwege geht, zu gefallen.
L.H.E. [= Lotte H. Eisner]: Brennendes Geheimnis
Film-Kurier, Nr. 69, 21.3.1933
Ein Schweizer Hotel während der Nachsaison wird mit Witz und Einfällen geschildert. Die Handlung wird behutsam disponiert. Die Mutter mit ihrem dreizehnjährigen Sohn. Das Wiedersehen mit dem Rennfahrer im Restaurant. Sie erblicken sich im Spiegel. Sie rückt ihren Stuhl aus der Sicht des Spiegels. Er seinen wieder hinein. Dann die Fahrt im Auto. Die herbstlich trübe Landschaft. Das alles ist von Robert Siodmak leicht und flüssig inszeniert und vonRobert Baberske und Richard Angst wundervoll photographiert worden.
Aber DAS BRENNENDE GEHEIMNIS ist nicht nur ein Kammerspiel, sondern auch ein Starfilm. Willi Forst will beiden genügen. Er spielt diskret und mit einer beachtenswerten Mannigfaltigkeit des Ausdrucks den Sportsmann. Aber er muß auch dankbare »Nummern« haben. Er singt eine Liebeserklärung – und sofort ist das Niveauverlassen, wir sind im üblichen Schlagerfilm. Wenn doch die Filmleute und ihre Stars merken würden, daß solche Mätzchen für den Erfolg unnötig sind!
Auch sonst gibt es noch einige Senkungen des Geschmacks und Dehnungen und Umständlichkeiten des Manuskripts. Es ist peinlich, daß der Knabe die Mutter mit dem Liebhaber im Gebüsch überrascht. Die Leichtigkeit der Handlungsführung geht verloren. Diese Einwände sind aber nur deshalb zu machen, weil DAS BRENNENDE GEHEIMNIS die meisten deutschen Filme der letzten Zeit übertrifft. Im Geschmack, in der Flüssigkeit des Bildablaufs und im Schauspielerischen.
Herbert Ihering: Das brennende Geheimnis
Berliner Börsen-Courier, 21.3.1933
Aus der unerfreulich-dumpfen Novelle Zweigs hat die Universal nun einen Film gedreht, der an krankhafter Schwüle und dumpfer Verworrenheit seinem Urbild nicht nachsteht. Und es wäre eigentlich zu erwägen, ob man diesen Film nun verbietenmüßte. Denn diese leichtfertige Spielerei mit so außerordentlich peinlichen Gefühlsangelegenheiten ist gerade wegen der bestechenden Form, in der sie dargeboten wird, doppelt gefährlich. Abgesehen davon, daß Willi Forst ein Verführer ist, auf den nur übergeschnappte unreife Backfische hereinfallen könnten, muß gerade heute gefordert werden, saubere, anständige Filme zu drehen und uns mit erotischen Verirrungen, in die sogar Kinder hineingezogen werden, zu verschonen.
Wie gesagt: Es geht hier nicht um die schöne äußere Form, sondern um den Ideengehalt des Films und sein Gehalt an inneren aufbauenden Werten. In diesem Sinne empfehlen wir das Verbot.
P.H. [= Peter Hagen, d.i. Willi Krause]: Brennendes Geheimnis
Der Angriff [Gauzeitung der Berliner NSDAP], 21.3.1933