Der ungeschickte aber liebenswerte Modehaus-Angestellte Ignaz Fischbein stürzt meist von einem Schlamassel ins nächste. Als sein Chef ihn losschickt, den neuen Anzug vom Schneider zu holen, macht Fischbein Station auf einem Rummelplatz, wo er auf die reizende Mizzi stößt, die ihn überhaupt nicht ausstehen kann. Prompt geraten die beiden auf die Bühne des angeblich indischen Zauberers Brahmaputra, der ihnen unter Hypnose suggeriert, sie wären frisch vermählt. Daraufhin beziehen sie Quartier in einer Ferienpension, wo sie in Ruhe ihre Flitterwochen genießen wollen. Doch dort hat sich bereits eine Reihe kurioser Gestalten versammelt: ein zerstreuter Naturforscher, eine ältliche Jungfer und ein durchgedrehter russischer Anarchist, der danach trachtet, eine Bombe zu platzieren. Auch Fischbeins Chef Direktor Strohbach trifft mit seiner Geliebten ein, ebenso Mizzis Verlobter mit Brahmaputra im Schlepptau, der versuchen soll, die verhängnisvolle Hypnose aufzuheben. Doch zuvor kommt es zu zahlreichen witzigen Verwechslungen.
Es geht toll zu, ausgekochte Jungens, die Produktionsleiter, Autoren und Regisseure dieses Films –, wenn schon Posse, dann tausendprozentig, sagen sie.
So entstand ein Extrakt aller Possenspässe seit 200 vor Christi.
Keine Verwechslungs-Wirren, die ungenutzt blieben, kein Witz, an den nicht gedacht wurde, – Kuchenteig, Speiseeis, Mostrich und Schlagsahne, die unentbehrlichen Stimmungs-Zauberer … Erich Schönfelder, der Inszenierer, kennt sich aus.
Endlich – auf der Höchstebene der Situationskomik platzt, in einem Plumpudding versteht, – die Bombe eines Anarchisten in der Villa Waldfrieden. Die Wirkung war vorher nicht auszumalen: Julius Falkenstein hängt plötzlich demoliert am Kronenleuchter, furchtbar zerschlissen, – Siegfried Arno steckt rußgeschwärzt im Kamin, ein Stück Nase ging verloren, – von Henry Bender flattern die Fetzen herunter, – ein entfesselter Lumpenball im letzten Delirium. »Non possumus« wir können nicht mehr – stöhnt das Publikum vor Lachen, denn bei jedem Satz, bei jedem neuen Bild beinahe, krümmt sich ein Teil des Parketts. (Obwohl es eine Posse – für die Galerie ist.)
Und schon ein paar Sekunden später merkt man, das mit der Bombe war noch gar nichts. Da sind schon neue Possen-Überraschungen vorbereitet und listig durchgeführt. […]
Wer sich auslachen will, findet neben den unmöglichsten Menschen das Tierreich in diesem Film versammelt: Igel und Frösche, die bei Hermann Picha übernachten oder ins Bett der Jungfer Lotte Werkmeister abwandern. Doch die Menschen werden viel mehr gequält: Julius Falkenstein steckt mal in der Zwangsjacke, mal im Sauerkohlfaß. Es bleibt erstaunlich, wie der Autor (Erich Philippi) und der Regisseur mitsamt dem technischen Stabe (Kamera: Winterstein, Tonaufnahme: Metain) sich durch den an sich geschickt konstruierten Possenirrgarten durchfanden.
–e– [= Hans Feld]: Ein ausgekochter Junge
Film-Kurier, Nr. 262, 7.11.1931
Man wußte es nach den ersten paar Szenen: Hier hat man einen Film geschaffen ohne große Ambitionen, mit dem ausschließlichen Zweck, zu amüsieren und nochmals zu amüsieren. Einen richtigen Schwank. Mit vielem Klamauk, möglichst zahlreichen komischen Situationen. Typen, Durcheinander, Tempo. Und man hat sich tatsächlich nicht getäuscht. Das Publikum reagierte kräftig. Lachte am laufenden Bande. […]
Gern darf man weiter Erich Schönfelder, dem Regisseur, attestieren, daß er es ausgezeichnet verstand, diese etwas wilde Fabel ins Filmische umzusetzen. Da gibt es keinen Augenblick Aufenthalt. Tempo und nochmals Tempo. Teilweise, wie die Flucht in der Pension, stark an Amerika erinnernd. Mit hübschen Einfällen. Der Ochsenritt zum Schluß löst wahre Jubelstürme aus. Vielleicht hätte aber, wie so oft, auch hier ein bißchen weniger mehr bedeutet.
Der »ausgekochte Junge« ist kein anderer als Siegfried Arno. Was soll man noch über ihn sagen? Daß er quick-amüsant ist wie immer? Daß er, der Schlemihl par excellence, stets aufs neue Heiterkeitsstürme entfesselt? Diesmal hat er übrigens eine wirklich reizende Partnerin: Olly Gebauer, die sich im Nu das Herz des Publikums erobert. […]
Will Meisel zeigt auch in diesem Film den Willen, nicht nur (einen sehr hübschen) Schlager zu servieren, sondern darüber hinaus musikalisch-stilgerecht zu untermalen, eventuell auch Impulse zu geben. Ein Beispiel hierfür die Grotesk-Szene zu Anfang.
H.B.: Ein ausgekochter Junge
Lichtbild-Bühne, Nr. 267, 7.11.1931
Der Regie Erich Schönfelders hätte ein wenig mehr Mäßigung nicht geschadet. Manchmal glitten dem lnszenenten die Zügel aus der Hand. Im ganzen aber arbeitete er sehr flott und schwungvoll und ließ dem derben Ulk freien Lauf. Siegfried Arno lebte als verzauberter Hausdiener Fischbein das aufgezwungene Ehemannsleben mit bester Laune, er hatte ungezählte Male Gelegenheit, komischer als komisch zu sein. Seine unfreiwillige Braut war die mollige Olly Gebauer, ein neues Gesicht. Sie fand sich recht geschickt in ihre Aufgabe; die Grenzen ihres Talents und Könnens seien bei ihrem zweiten Film aufgezeigt.
Poel.: Ein ausgekochter Junge
Der Film, Nr. 45, 7.11.1931