Drehtür in eine andere Welt?
Täuschungen, Enttäuschungen und Verwandlung im Film-Hotel
Das Hotel versteht sich als Gegenort zum Alltag, bietet Auszeit von Routinen, Pflichten und Konflikten, ein anderes, besseres Leben. In den fiktionalen Hotels wird diese Verheißung jedoch als trügerisches Versprechen entlarvt: Film verschiebt den vertrauten Blickwinkel auf diese ‚andere’ Welt und offenbart Ansichten, die das Hotel gewöhnlich verschweigt oder kaschiert. Sobald die schönen Fassaden zusammenbrechen, hinter Kulissen, Türen oder sozialen Masken Verborgenes in die Sichtbarkeit drängt, erweist sich das Hotel als höchst ambivalenter Ort, der scheinbar Unvereinbares unter einem Dach vereint. Der Eintritt in diesen Kulturraum verlangt die Einwilligung in eine bestimmte Repräsentationslogik, die Anpassung und Rollenspiel erfordert und mitunter Selbstverleugnung und Grenzüberschreitung sozialer Milieus zur Folge hat. Eine Vielzahl normierter und ritualisierter Abläufe strukturiert den Aufenthalt, soll Verhaltenssicherheit bieten und die Rollen von Gast und Angestellten definieren. Filme nutzen diese vertrauten Standardsituationen, um durch Abweichungen, Störungen und Enttäuschungen geltende Vorschriften, herrschende Ideologien und psycho-soziale Befindlichkeiten sichtbar zu machen, über die die ästhetischen und sozialen Scheinwelten hinwegtäuschen sollen. Die Begegnung mit dem Fremden lässt stabil geglaubte Wirklichkeiten und Identitäten brüchig werden. Anhand einer Reihe ausgewählter Beispiele soll das Hotel als Spielort von identitären Krisen im Film etabliert werden.