Die Dramaturgie der Blicke.
Filmästhetische Gestaltung des Topos »Hotel«
Filme visualisieren die Dynamik des Topos ‚Hotel’ durch die Dramaturgie der Blicke.
Wenn sich die Blicke kreuzen, ziehen sich auf den Blickachsen Angst und Lust, Moral und Genuss, geheime Wünsche und Wunscherfüllung, Macht und Ohnmacht magnetisch an. In der Begegnung mit dem Fremden scheint das eigene Begehren, die Alterität der Identität auf. „I’m a stranger to you. And because of that I am able to see you all a little more clearly than you see yourselves.“ Der von Conrad Veidt gespielte Fremde, der ein im dritten Stock gelegenes Hinterzimmer in einer Pension bezogen hat, verändert in THE PASSING THROUGH THE THIRD FLOOR BACK (GB 1935) die Bewohner einer Londoner Pension für einen Augenblick im besten Sinne zu sich selbst. Auch der von Willi Forst gespielte Verführer in der Stefan Zweig-Verfilmung BRENNENDES GEHEIMNIS (D 1933) erkennt die Verführbarkeit der verheirateten Frau, deren Blick er im Spiegel des Speisesaals fixiert. Für die von Elisabeth Bergner verkörperte Else ist der Spiegel im Hotelzimmer das Medium der Erkenntnis über ihre Lage, in die sie ein verantwortungsloser und fallierender Vater gebracht hat. Die Zuschauer des Films FRÄULEIN ELSE (D 1929) folgen Jäger und Beute durch die Gänge und Räume des Hotels, sie gehören zum Tross, sie haben sich unter die Hotelgäste gemischt, sie sind Voyeure.