Keine Menschen im Hotel. Räume der Einsamkeit im Neusten deutschen Film
Hektik und Eile, Gedränge und Dichte zeichneten die Inszenierungen des Hotelraums in den bundesdeutschen Filmen der 1950er Jahren aus. Die Straße vor dem Hotel, die vollen Hallen, die stets gut besuchte Bar und die immer besetzte Rezeption dienten als Mikrokosmos einer – zumeist feinen – Gesellschaft, die sich im Hotel niedergelassen hatte, oft für kurze Zeit, manchmal gar für immer. Die Filme der Berliner Schule resp. des Neusten deutschen Films scheinen mit dieser Form der Inszenierung des Hotelraums nicht mehr viel gemeinsam zu haben. Das Hotel, genauer noch: das Hotelzimmer, dient als eine Form des isolierten Rückzugsraumes, der in seiner Sterilität weder Behaglichkeit modelliert, noch von einer längst vergangenen Eleganz zeugt. Diese scheinbar vom Rest des Hotels abgetrennte Räumlichkeit formiert so nicht nur ein neues Bild modernen Reisens, sondern legt sich ebenso auf die Figuren selbst, die diese Räume bewohnen oder in ihnen arbeiten und die trotz einer vorhandenen Enge verloren erscheinen. Figuren, die es verlernt haben zu kommunizieren oder sich in einen bitteren Zynismus retten (Zeit der Kannibalen, D 2014). Das Hotel wird – meist aufgrund fehlender Alternativen – zum Motel, zum Knotenpunkt zwischen den Autobahnen und hierbei zur grauen Wiederholung des Ewig-Gleichen (Yella, D 2007), das die Menschen gespenstisch leer voneinander separiert (Gespenster, D 2005), auch wenn es sie immer wieder zueinander zieht (Love Steaks, D 2013); Menschen, denen sich das Außen als Gefahr entgegenzustellen scheint, wenn der ängstliche hinter Vorhängen hervorschauende Blick auf die Welt vor dem Hotel gerichtet wird (Unter Dir die Stadt, D 2010).