Treffpunkt im Unendlichen. Das Hotel als Ort für Exilanten, Vertriebene, Flüchtlinge
Mit großem Aufwand hat Ottokar Runze, Regisseur aus Hamburg, Klaus Manns Roman »Der Vulkan«, dessen Sujet das Dasein einiger aus Hitlerdeutschland Vertriebener und Geflohener ist, 1998 verfilmt. Das Ganze spielt sich im Paris der 1930er-Jahre ab, dem Ort der prächtigsten Grandhotels der damaligen Epoche. Grandhotels gelten als exemplarische Orte der Moderne – kann man selbiges auch über die billigen Pensionen, Herbergen, Absteigen sagen, in denen Exilanten ihr Dasein zumeist fristen müssen? Wodurch ist die Lebenssituation Exil insbesondere gekennzeichnet, welche Funktion haben Hotels und ihre verschiedenen Räume in diesem Spektrum, welchen Menschentypen begegnet man, welche Abhängigkeiten, Nöte, Konflikte oder auch Sehnsüchte gedeihen dort, wie ist es um die Liebe an diesem Ort der schwindelerregenden Unsicherheit bestellt?
Ausgehend von Ottokar Runzes Verfilmung von »Der Vulkan« ist mein Vortrag eine kleine Exkursion durch verschiedene Filme und literarische Texte (Beispiel etwa Friedrich Holländers stark autobiographisch gefärbter Roman »Menschliches Treibgut«), welche die Lebensumstände von deutschen Exilanten der 1930er- und 1940er- Jahre, insbesondere ihre Hotelerfahrungen genauer beleuchten. Auch die Frage, ob und inwiefern Hotels zu spezifisch kinematographischen Orten werden können, spielt in meinem Vortrag eine Rolle.