Ausgehend von dem Motiv des Hotels wird der Vortrag die Filme Wes Andersons eher besetzen als beschreiben, um von hier aus über das Verhältnis von Film und Hotel nachzudenken. Drei Schritte sind mir dabei wichtig:
Hotels sind Transiträume, in die wir ein- und ausziehen und in denen wir deutlicher als sonst auf unsere Zeitlichkeit verwiesen sind. Als von uns zu besetzende (Nicht-)Orte sind sie stets Räume der Begegnung, in denen sich Menschen zu anderen und zu sich selbst in Beziehung setzen. In besonderer Weise sind sie darum temporäre, flüchtige Inszenierungsräume – auch das mag ihre Nähe zu Film und Kino ausmachen.
Lange bevor eines von ihnen in The Grand Budapest Hotel (2014) zum titelgebenden Schauplatz wurde, spielen Hotels und andere Herbergen in den Filmen Wes Andersons eine wichtige Rolle. Von Bottle Rocket (1996) über The Royal Tenenbaums (2001) und The Darjeeling Limited (2007) bis zu Moonnrise Kingdom (2012) und eben dem Grand Budapest bieten sie in unterschiedlicher Gestalt Begegnungs- und Inszenierungsräume mit je eigenen Architekturen und Regeln. In ihnen kommen die Akteure zu anderen und sich selbst, indem Welten entworfen, belebt und verlassen werden.
Im Gegensatz zu den Utopien als „Platzierungen ohne wirklichen Ort“ hat Michel Foucault die Heterotopien als wirkliche und wirksame Orte bezeichnet, zu denen er u.a. Schiffe und Hotels zählt: „Tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind.“