Der Schatz im Silbersee
Nach Motiven von Karl May. Der skrupellose Cornel Brinkley tötet Fred Engels Vater und raubt die Hälfte einer Karte, die zum Schatz im Silbersee führt. Die andere Hälfte befindet sich bei Mr. Patterson auf einer Farm. Mit Unterstützung des Apachen-Häuptlings Winnetou und des Trappers Old Shatterhand kann ein Angriff der Banditen auf die Farm abgewehrt werden. Diese können allerdings Fred und Pattersons Tochter Ellen gefangen nehmen. Fred soll sie zum Silbersee führen, wohin auch Winnetou und Old Shatterhand unterwegs sind. Dabei werden sie von den Utahs aufgehalten, deren Dorf von den Banditen niedergebrannt wurde, und die Old Shatterhand und dessen Gefährten für die Übeltäter halten. Brinkley findet den Schatz, der von einem alten Indianer bewacht wird, den Brinkley kurzerhand niederschlägt. Mit letzter Kraft löst der Indianer einen Mechanismus aus, der das Gold mitsamt dem Bösewicht in die Tiefe stürzen lässt. Winnetou und Old Shatterhand gelingt es inzwischen, die Gefangenen aus den Händen der Banditen zu befreien.
Based on a story by Karl May. Ruthless Cornel Brinkley kills Fred Engel’s father and steals half of a map that leads to a treasure hidden close to Silver Lake. Mr. Patterson has the other half of the map on his farm. When bandits attack the farm they are warded off with the support of Apache chief Winnetou and trapper Old Shatterhand, but they still manage to kidnap both Fred and Patterson’s daughter Ellen. Fearing that Fred will be forced to lead the bandits to Silver Lake, Winnetou and Old Shatterhand are also on their way there, but are delayed by the Utahs. They accuse Old Shatterhand and his companions of burning down their camp, not knowing that the bandits actually set the fire. Brinkley finds an old Indian guarding the treasure and knocks him down, but with the last of his strength the Indian manages to set a mechanism to work, which plunges both the gold and the villain into a deep pit. Meanwhile Winnetou and Old Shatterhand are able to free the captives from the hands of the bandits.
Da schaue keiner naserümpfend auf den ollen Karl May und seine üppig blühende Phantasie: Dieser Cinemascope-Farbfilm von Harald Reinl packt die ganze Winnetou-Naivität samt höherer Gerechtigkeit und tapferer Heldentugend ins zünftige Wildwestgewand, die jugoslawische Landschaft gibt einen herrlichen Indianerspielplatz ab, und was die Prärie-Saloons, die Schurkenvisagen und die diversen kinnladenkrachenden Handgemenge betrifft, so kann sich dieses rechtschaffen inszenierte Knabenabenteuer technisch durchaus mit so manchem Hollywood-Pferdegetrappel messen.
Kurzum: Diese Lektion für habgieriges Diebsgesindel und der Triumph von Freundestreue und supermännlichem Edelmut macht Spaß vorausgesetzt, man legt jegliche siebengescheite Erwachsenenmiene ab und verwandelt sich ein wenig zurück, in Richtung jugendlicher Old-Shatterhand-Ideale.
Lex Barker investiert in die Rolle beste Tarzanerfahrung und ist ein Donnerbüchsenheros ohne Furcht und Tadel, Pierre Brice schleicht auf souveränen Winnetousohlen über Stock und Stein, Götz George ist besonders für seine exakten Kleinholzprügeleien und für sein Hinauf-aufs-Pferd-Tempo zu rühmen. Herbert Lom glitzert wie eh und je aus bösartigen Halunkenaugenschlitzen, ehe er, wie weiland die Schatzsucher im »Dschungelbuch«, vom Gold berauscht, im Sumpf vergluckert. Ein paar Fuzzy-Typen schnörkeln sich brav um die Bubenromantik, und die Damen sind, wie es sich gehört, nur Staffage.
Fazit: Old Shatterhand, Retter in der Filmkrise?
Ponkie: Der Schatz im Silbersee
Abendzeitung (München), 15./16.12.1962
Es lebe Karlchen May: Nun hat der sächsische Geistespapa des Winnetou und Old Shatterhand auch die Cinemascope-Leinwand erobert. Denn siehe da der nimmermüde Phantasierer aus Radebeul bei Dresden (der das Land seiner Beschreibungen erst nach dem enormen finanziellen Erfolg seiner Bücher als braver Tourist ein bißchen kennenlernte) hatte schon zu seiner Zeit mehr schlichten Filmverstand als mancher mit dem Massenmedium unserer Tage aufgewachsene Drehbüchler. Man mag über Qualität und Lesbarkeit seiner Bücher streiten ich halte sie für kaum lesbar : Entkleidet ihres langatmigen treudeutschen Moralgebabbels bleiben als Substanz handfester Kinostoff und immer noch genug Edelsinn, der das inzwischen aus dem Wiesbadener Füllhorn gepurzelte Prädikat »wertvoll« halbwegs gerechtfertigt erscheinen lassen mag.
Regiemann Reinl hat das Silbersee-Abenteuer im übrigen ganz passabel in den Griff bekommen. Wie er die Saloon-Bilder und manche Schieß-, Reit- und Messerszene auf die Breitwand brachte, ließ wahrhaftig kaum erkennen, daß hier keineswegs ein routinierter Westernspezialist aus Hollywood auf dem Regiestuhl saß.
Als tatsächlich einziger und überdies bei uns längst heimisch gewordener Hollywoodimport erweist sich Ex-Tarzan Lex Barker: kein Schauspieler, jedoch genau Karlchens Old Shatterhand.
Aus eigener Zucht steuerten wir den allewege ungedoubelten George-Sohn Götz bei, der ein Sportsmann ist zu Pferde und zu Wasser, Marianne Hoppe außerdem mit entschlossenem Pioniersgesicht, sowie Ralf Wolter und Eddi Arent, die ihre Komik nicht nur obenhin, sondern im Blut haben. Frankreich lieferte einen wunderschönen Winnetou namens Pierre Brice, England den bösen, bösen Herbert Lom, und Titos jugoslawische Koproduzenten schließlich sorgten fürs bleiche wie rote Fußvolk und für den Ort der Handlung: eine grandiose Wildwestlandschaft, die uns sozusagen autark macht.
Und so möchte ich denn meinen Skalp mit Essig und Öl zum zweiten Frühstück fressen, wenn dies das einzige Schmetterhand-Epos bleiben sollte. Der Radebeuler Volksschreiber hat noch mehr auf der Pfanne. Es wird also wohl May werden im deutschen Film.
Der Schatz im Silbersee
Der Kurier (Berlin), 28.3.1963
Die humanistische Grundeinstellung des Schriftstellers, der überzeugter Christ war, wird im Film besonders in den Kampfszenen offenbar. Der Gegner wird, wenn möglich, zwar geschlagen, aber nicht erschlagen. Und die schlagkräftige Hand von Old Shatterhand ist zum Friedensgruß immer bereit, Freilich, es ist eine starke Hand. Hihi, würde Sam Hawkens sagen ...
Herbert Gerhardt: Der Schatz im Silbersee
Die Kirche (Berlin), 25.8.1985