Lucky Luke
Nach Motiven der gleichnamigen Comicserie. Als Kind muss Lucky Luke mit ansehen, wie seine Eltern brutal getötet werden. Als Erwachsener kämpft er als einsamer Cowboy für Gerechtigkeit. Der Mann, der seine Waffe schneller als sein Schatten zieht, hat sich jedoch geschworen, niemals einen Menschen zu töten. Als er glaubt, in einem Duell den Schurken Pat Poker erschossen zu haben, fällt er in eine Sinnkrise, und nur sein treues Pferd Jolly Jumper kann ihn davon abhalten, sich vom Zug überrollen zu lassen. Er hängt seinen Colt an den Nagel und will von nun an ein Leben ohne Schießeisen führen. Dabei steht ihm die holde Belle gerne zur Seite. Schließlich erkennt er jedoch, dass das Duell nur ein Trick war, um ihn unschädlich zu machen. Gemeinsam mit Billy the Kid, Jesse James und Calamity Jane rechnet er endgültig mit Pat Poker ab, der inzwischen ein Spielerparadies in der Wüste aufgebaut hat.
Based on a Belgian Comic-Series. As a child Lucky Luke witnessed the brutal murder of his parents. As an adult he fights as a lonesome cowboy for justice. Lucky Luke, the man who draws his gun faster than his shadow, has sworn never to kill anyone. When he believes he has shot and killed the villain Pat Poker, he falls into a deep crisis and only his loyal horse Jolly Jumper can keep him from getting run over by a train. He then hangs up his holster and decides to lead a life without a gun. Charming Belle is willing to support him in his new life. Eventually however he finds out that the duel was just a trick to defang him. Together with Billy the Kid, Jesse James and Calamity Jane he finally settles up with Pat Poker, who meanwhile has built a gambler’s paradise in the desert.
»Lucky Luke, c'est lui qui a le truc pour nous étonner!« (»Lucky Luke hat das Zeug, uns zu verblüffen!«) Wie im Vorspannlied des berühmten Zeichentrickfilms nach dem Comic überrascht auch der Spielfilm Lucky Luke [...] in vieler Hinsicht. Vor allem in Bezug auf die wahnsinnige Herausforderung, aus dem Titelhelden jemand ganz anderen als die Figur von Morris’ Zeichenbrett zu machen: Er ist gewissenhafter und stärker in den Möglichkeiten eines Leinwandabenteuers verankert. Regisseur James Huth und Darsteller Jean Dujardin, die gemeinsam am Drehbuch gearbeitet haben, tragen einem wesentlichen Punkt Rechnung: Sie liefern ein Filmwerk mit all seinen Unwägbarkeiten, seinem anderen Format und vor allem seinen zahlreichen Möglichkeiten. Mehr noch: Mit der Chance, eine Abenteuerkomödie und vor allem einen richtigen Western zu schaffen, liefert der Film dem französischen Kino gleichzeitig die Gelegenheit zu einem Vorzeigefilm, der den Heldenmythos frontal angeht mit all der Romantik, der Träumerei, aber auch der Traurigkeit, die damit verbunden sind. In gewisser Weise eine Vervollständigung von Morris’ Werk... Dinge, die weit entfernt sind von den üblichen Prioritäten des französischen Mutterlandes...
Tatsächlich hat der Regisseur schon oft bewiesen, dass er niemand ist, der Standards befolgt, sondern die reinen Regeln der Unterhaltung, mit der er groß geworden ist, einer langweiligen Nabelschau vorzieht. Letzten Endes einer der wenigen Liebhaber des Kinos, die Filme machen... Lucky Luke hat sich jedenfalls als eine schriftstellerische Herausforderung durchgesetzt, da es für die Bedürfnisse eines solchen Leinwandabenteuers möglich und vor allem notwendig war, einen Helden, der nicht wirklich für dieses Format gemacht war, über sich selbst hinauswachsen zu lassen. Die stoische Figur, die in ihrem Phlegma fast unbeweglich ist und die unwahrscheinlichsten Kunststücke vollbringt, macht den ganzen Charme der unmöglichen Zeichnungen aus und passt wunderbar zu den statischen Comics. Da, wo viele sich bei der Übertragung eines solchen Helden ins Kino getäuscht haben, wagt Lucky Luke es zu adaptieren. Mehr noch: Er erfindet neu. Wir erinnern uns an den nicht vollständig gelungenen Versuch von Terence Hill [von 1991] (einfach ein Trinità mit anderem Namen) oder schlimmer noch an Les Daltons [2004], in dem Lucky Luke buchstäblich in den Hintergrund gerückt wird, zweifellos, weil er als zu langweilig empfunden wurde. Der neue Film denkt endlich an den Helden... An den wahren Helden. Einerseits an Luke, schließlich trägt der Film seinen Namen, aber auch an den Helden an sich und alles, was er verkörpert. Die neue Verfilmung wagt etwas in Frankreich absolut Seltenes und bis jetzt noch nie Gesehenes: Sie setzt ganz auf den Hang Hollywoods zum Reboot. In gewisser Weise ist es unser Batman Begins oder Casino Royale.
Neben diesen beiden gibt es äußerst zahlreiche Beispiele und Vergleichsfälle für den Willen des Films, sich in eine universelle und regelmäßig im Kino angewandte Thematik einzuschreiben, und zwar vor allem, weil James Huth ein Kinoliebhaber ist, der seine Klassiker kennt, speziell die Filme von Leone (er besitzt ein Originaldrehbuch von Once Upon a Time in America). Amüsant ist, dass der ursprüngliche Ansatz des Comics mehr mit bestimmten Zügen Eastwoods der Art von Il buono, il brutto, il cattivo geliebäugelt hat: ein Geheimnis, ein Pseudonym, ein Schatten (der langsamer reagiert) und ein Charisma, das die Hüte erschrockener, kleiner Banditen hochspringen lässt. Für diese Version wird man sich eher an C'era una volta il West mit dem von Charles Bronson verkörperten schweigsamen Helden orientiert haben, der seine ganze Kraft aus einer unterdrückten Wut Folge eines Kindheitstraumas bezieht. Dieser neue Luke verblüfft also wie der Titelsong und er fasziniert. Genauer gesagt: John Luke, denn seinen Spitznamen Lucky verdankt er seinem legendären Glück, seit er dem Blutbad entkommen ist, in dem sein Vater und seine Mutter umgekommen sind. Eine besonders starke und unerwartete Einleitungsszene enthüllt auch seine Mischblütigkeit: Luke ist Freund der Indianer, weil seine Mutter Indianerin war.
Arnaud Mangin: Lucky Luke: Le mythe réinventé (Der wieder neu erfundene Mythos)
www.jeuxactu.com, 9.10.2009
Die schlechte Nachricht vorweg: Diese Realfilm-Adaption der berühmten Comic-Bücher von Goscinny/Morris kommt ganz ohne die skurrilen Dalton-Brüder sowie den Hund Rantanplan aus; womit zwei urkomische Grundelemente der gezeichneten Abenteuer des einsamen Cowboys Lucky Luke entfallen, der seinen Colt schneller als sein eigener Schatten zieht. Nun die gute Nachricht: Ein Western, der halb liebevolle Hommage, halb skurrile Genreparodie ist, kann gar nicht so schlecht sein, wenn er gleich mehrere Songs der Kanadierin Térez Montcalm einbezieht. Vor allem ihre eigenwillig-schräge Version von »High Noon (Do Not Forsake Me)« ist ein Genuss, aber auch »Mon Lonesome Cowboy« setzt einen ganz besonderen Akzent, mit dem der glückliche Luke auch als begehrtes Sexualobjekt der weiblichen Wildwest-Personnage gefeiert wird.
Horst Peter Koll: Lucky Luke
Film-Dienst, Nr. 7, 31.3.2011