Wasser für Canitoga
Kanada 1905. Ingenieur Montstuart arbeitet an der Fertigstellung einer Wasserleitung für Canitoga, was immer wieder durch Sabotage beeinträchtigt wird. Erneut verhindert eine zu große Sprengladung den Weiterbau. Montstuart stellt den Vorarbeiter Westbrook zur Rede, der ihn plötzlich mit dem Messer bedroht. Montstuart erschießt ihn in Notwehr und flieht. Später kehrt er unter dem Namen Nicholsen zur Baustelle zurück, deren Fortkommen immer noch durch Sabotageakte behindert wird. Obwohl er steckbrieflich gesucht wird, stellt er sich als neuer Mitarbeiter vor. Er findet heraus, dass der Ingenieur Ingram hinter der Sabotage steckt, der wiederum Nicholsens wahre Identität herausgefunden hat. Es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod, als durch ein Leck das ganze Bauprojekt gefährdet wird.
Canada 1905. Engineer Montstuart works on the construction site of a water pipeline to Canitoga, which has repeatedly been sabotaged. When an oversized blasting charge prevents the continuation of the project, Montstuart confronts foreman Westbrook who suddenly attacks him with a knife. In self-defence, Montstuart shoots him and flees. Wanted by the law, disguised and using the name Nicholsen, Montstuart returns to the construction site, which is still being sabotaged. Soon after introducing himself as a new worker, he discovers that engineer Ingram is behind all of the sabotage. Ingram, however, has found out Nicholsen's real identity. A true battle between life and death begins when a leak endangers the lives of everyone in the construction area.
Nach frisch-fröhlichem Wildwestdraufgängertum in Sergeant Berry kommt uns Albers diesmal kanadisch. Das kühlere Klima hat den parodistischen Übermut verweht.
Nicht daß Albers seinen »Otto«, mit allen daran baumelnden Jargon-Ottilien zu Hause gelassen hätte. Soweit ließ er sich nicht verleugnen. Aber seine Charaktergestalt hat einen dramatisch seriöseren Anstrich bekommen.
Albers verkörpert mit salopper, fuselgeschwängerter Selbstironie ehrliches Tramp-Heldentum. Er opfert sich für eine gute Sache. Die Fahne Kanadas breitet sich über seinen verlöschenden Körper.
Das Bühnenstück von G. Turner-Krebs haben Doktor Emil Burri und Peter Franke für den Film bearbeitet. Walter Zerlett-Olfenius schrieb das Drehbuch, das Albers viele Trümpfe in die Hände spielt, man möchte sagen, fast zu viel, weshalb die anderen nicht immer genügend zum Zuge kommen. Seiner deftigen Improvisationskunst wurde hundertprozentiges Bumbum-Wasser auf die Dialogmühle gegossen.
Albers hat auch in diesem Film Erfolg bei den Frauen, weil er ein ganzer Mann ist, wie Kaschemmen-Lillys einschlägige Erfahrung feststellt. Er bringt Stimmung in die Sylvesterfeier durch Singsang und Klingklang. Und er legt den korrupten Elementen das Handwerk, die den Bau der Wasserleitung für Canitoga, an dem er als Ingenieur mittätig ist, skrupellos sabotieren.
Darstellerisch steht Albers auch in diesem Film, wo sich fast alles auf ihn konzentriert, seinen Mann. Seine unbekümmerte Art, der man allerdings wenig Verzweiflungsstimmung oder gar Weltschmerz zutraut, wie es ein junges Mädchen ihm in dem Film unterstellt, findet mehrfach Beifall während der Vorführung.
Günther Schwark: Wasser für Canitoga
Film-Kurier, Nr. 66, 18.3.1939
In den knappen Szenen, in denen der Ingenieur Oliver Montstuart unter Aufbietung aller und letzter moralischer wie menschlicher Kräfte die Gefährdungen für den Wasserleitungsbau im nördlichen Kanada beseitigt, gipfelt der ethische Sinn des Films: Opferbereitschaft des Einzelnen für die Gemeinschaft! Hans Albers, Märtyrer und Held von Canitoga, beweist in dieser Rolle, daß er nicht nur mit burschikosem Siegerlächeln wilde Abenteuer bestehen und anspruchsvolle Frauenherzen besiegen kann wozu natürlich auch in diesem Film für den blonden Hans ausschweifend Gelegenheit ist , sondern daß er ein ebenso guter Charakterdarsteller im Tragischen sein kann und in dieser Richtung über starke und packende Gesichte verfügt. Leider schmälert ihm die Spielleitung Herbert Selpins diesen bemerkenswerten Lorbeer durch die weit ausgespielte Schlußdramatik. Hier streift der Film, nachdem er frisch und männlich die Gefahrenzone des Abenteuers und der Liebe bestanden hat, bedenklich die Gefilde falschen Sentimentalität. Im übrigen aber feiert die Natürlichkeit und der Elan des Herzens eines Hans Albers vielfältige Triumphe. Er ist und bleibt wohl die einmalige Idealverkörperung des goldenen Humors und der frischen Mannestat. Er ist auch hier wieder der Hans Albers, für den wir uns in mancherlei Gestalt begeistert haben. Vielleicht erscheint er diesmal ein wenig drastischer als sonst, deshalb aber nicht weniger liebenswert.
Die aufregende Atmosphäre der dunklen Mächte, die drohend über Canitogas neuer Wasserleitung steht, wird im dramatischen Wechselspiel von Charlotte Susa, Josef Sieber, Hilde Sessak, Peter Voß und Heinrich Kalnberg verdeutlicht. Eine Reihe von Regieüberraschungen gibt den Vorgängen im Baulager und in der rauhen Welt des Nordens Tempo und Spannung. Ihre Schlagfertigkeit versöhnt mit den offensichtlichen Schwächen des Zuviels an schmückendem Beiwerk. Ausgezeichnet wiederum die Arbeit der Kamera. Über allen steht aber Montstuart Albers, der Mann, der stets zu seinem Worte steht, der unerschütterliche Kamerad, der ewige Lausbub, der bedenkenlos ohne Vorbehalt seine Pflicht erfüllt, wenn das Dasein es erheischt. So verströmt er in dem Senkkasten um des Werkes Willen sein Leben, dessen Ehre er zugleich mit dieser Opfertat wiederherstellt.
Walter Schwarze: Kampf um Werk und Ehre
Leipziger Tageszeitung, 13.5.1939