Tecumseh
Das Indiana-Territorium Anfang des 19. Jahrhunderts: Der Shawnee-Indianer Tecumseh lebt bei den McKews nach den Sitten und Gebräuchen der Weißen. Simon McKew ist sein engster Freund, dessen Schwester Eileen er gern heiraten möchte. Doch als die Weißen, allen voran Harrison, der Gouverneur von Indiana, den Indianern mit miesen Tricks das Land abgaunern, kehrt Tecumseh zu seinem Stamm zurück. Er will die Indianervölker zu einem Stammesbund vereinen und ihr Land zu unverkäuflichem Gemeineigentum erklären. Als Eileen nach einer heimlichen Waffenlieferung an die Indianer aus dem Hinterhalt überfallen wird und spurlos verschwindet, hält Simon die Indianer für die Täter und kämpft fortan an der Seite Harrisons gegen seinen einstigen Freund. Sie zerstören die »heilige Stadt« der Indianer. Die Überlebenden fliehen nach Kanada und verbünden sich mit den Engländern gegen die Amerikaner. Tecumseh trifft Eileen wieder, die von einem Kanadier gerettet wurde und nun bei diesem lebt. In der entscheidenden Schlacht lassen die Engländer jedoch ihre neuen Verbündeten im Stich und Tecumseh fällt im Kampf.
Indian territory in the beginning of the 19th century: Shawnee-Indian Tecumseh lives with the McKew family and has adapted to the customs and ways of the white people. Simon McKew is his best friend, Eileen McKew is his fiancee. But when the whites, led by Harrison, the governor of Indiana, trick the Indians out of their land, Tecumseh returns to his tribe. He wants to unite the different Indian tribes and declare their land as unsaleable common property. After a secret weapon delivery to the Indians, Eileen is attacked by an ambush and vanishes. Simon believes the Indians are the culprits and starts fighting side by side with Harrison against his former friend. They destroy the »holy city« of the Indians. The surviving Indians flee to Canada and form an alliance with the English against the Americans. Tecumseh then by chance meets Eileen again, who had been saved by a Canadian. In a crucial battle, the English abandon their new allies and Tecumseh is killed in combat.
Gojko Mitic spielt den Tecumseh, hat es aber mit dieser statuarisch angelegten Rolle ziemlich schwer: Er muß seinen Helden vorwiegend mit dem Dialog charakterisieren, hat nur wenig Spielraum, ihn in der in diesem Genre allerdings eigenen Aktion zu zeigen. So kommt es, daß sein weißer Freund-Feind Simon zur eigentlichen Zentralgestalt avanciert. Rolf Römer schrieb sich diesen sehr differenzierten Charakter, der tiefgreifende Konflikte in diesem Kampf der Klassen auszutragen hat, auf den »eigenen Leib«, spielt die Rolle ausdrucksstark, eindringlich. Weitere Akteure der attraktiven internationalen Besetzung sind Annekathrin Bürger, Leon Niemczyk und Herbert Köfer, deren Spiel ebenso wie die indianischer Folklore nachempfundene exotische Musik Günter Fischers darauf bedacht ist, dem Publikum einen gehaltvollen Abenteuerfilm zu bieten.
Hans-Dieter Tok:Tesumseh ein Held der Geschichte
Freie Presse (Karl-Marx-Stadt), 6.7.1972
Das also ist die Geschichte des großen Häuptlings, der Shakespeare kannte, Rousseau gelesen hatte und von Napoleon wußte: Tecumseh, der Spartacus seines Volkes. Rolf Römer und Wolfgang Ebeling erzählen davon im ersten Teil ihres dialogreichen Drehbuchs überaus gebildet. Und Gojko Mitic spielt den Helden mit Gelassenheit, Würde und Sensibilität in der Liebe zu einem weißen Mädchen. Er sitzt gut zu Pferde, bewahrt Haltung und bekommt sogar zärtlichen Glanz in die Augen, wenn er Tecumsehs Gefühlen Ausdruck verleiht. Nur abenteuerliche Aktionen hat er kaum zu zeigen, die Historie frißt die Spannung auf.
Das ändert sich, als die Autoren einen privaten Konflikt auszubreiten beginnen: Tecumsehs weißer Bruder Simon, dankbarste Rolle des Films und daher auch von Rolf Römer für Rolf Römer geschrieben, glaubt Tecumsehs Volk in den vermeintlichen Mord an der Schwester verstrickt und wird zum Indianerhasser. Als Obrist von Gouverneur Harrisons Gnaden hält er blutiges Gericht über die roten Stämme und erklärt Tecumseh zu seinem Todfeind, seinen Irrtum auch im Sterben noch nicht erkennend ... Natürlich ist diese Story nicht neu, aber sie wird immerhin interessant erzählt.
Das letzte Drittel gerät vollends als Historienfilm: Tecumsehs Ende! Wolfgang Braumann fängt mit seiner Farbkamera oft auch im Gegenlicht Schlachtszenen ein, die selbst einem Sergej Bondartschuk alle Ehre gemacht hätten: Artillerieduelle, Kavallerieattacken, Infanteriestürme es fehlt nichts, auch nicht die heroische Pose und schon gar nicht die Mennige als farbensatter Blutersatz.
So wandelt sich ein philosophischer Dialogfilm über die aktionsreiche Römer-Story zum großen Schlachtengemälde, sucht die Regie drei verschiedene Stilelemente zu bündeln wie Tecumseh dereinst die Stämme seiner Heimat, und Regisseur Hans Kratzert teilt das Schicksal seines Helden wenigstens symbolisch: Er findet trotz redlichen Mühens nicht zur Einheit.
Georg Antosch:Großer Häuptling
Um Geschichtlichkeit bemüht: Hans Kratzerts »Tecumseh«
Der Neue Weg (Halle), 21.7.1972