Keoma
Mystischer Endzeitwestern. Nach dem Bürgerkrieg kehrt Halbblut Keoma in seine Heimatstadt zurück, die gleich doppelt von Unheil betroffen ist: Sie wird von einer Gruppe ehemaliger konföderierter Soldaten unter Führung von Caldwell tyrannisiert und zudem ist die Pest ausgebrochen, die die Einwohner in großer Zahl dahinrafft. Keoma rettet eine schwangere Frau aus den Händen der Gangster, die alle Kranken in einem Lager zusammenpferchen und ihrem Schicksal überlassen. Unter den Anhängern von Caldwell sind auch die drei Stiefbrüder Keomas, die ihn noch nie ausstehen konnten. Keoma erkennt, dass er sich seinem Schicksal stellen muss, und gemeinsam mit seinem Ziehvater Shannon und seinem alten Mentor George stellt er sich Caldwells Bande entgegen. Doch George und Shannon werden getötet und Keoma gefangengenommen. Seine Stiefbrüder erkennen die Chance, die Stadt zu übernehmen und töten Caldwell und seine Männer. Keoma kann jedoch entkommen und am Ende stehen sich die verfeindeten Brüder im Showdown gegenüber
An apocalyptic Twilight-Western. After the Civil War, half-breed Keoma returns to his home town to find it double cursed: Not only is it tyrannized by a group of ex-Confederates led by
Eigentlich ist der Italo-Western tot, verkommen zuletzt zur sich volkstümlich gebenden Faust-Folklore à la Bud Spencer und Terence Hill. Enzo G. Castellaris Keoma ist ein unerwarteter, wenn auch nicht immer überzeugender Wiederbelebungsversuch. [...]
Ex-»Django« Franco Nero spielt diesen Keoma, langmähnig und vollbärtig: eine Mischung aus Jesus und Fuzzy, aufgerufen zur Rettung der toten Seelen. Die Story ist eigentlich unerheblich, komplex nur insofern, als sie mit Vaterkomplex, Rassenkomplex, Frauenkomplex und Freiheitskomplex zu tun hat.
Castellari konzentriert sich in extrem manieristischer Stilisierung auf die mythisch-surreale Dimension des Genres. Diese etwas wahnwitzig anmutende Kombination aus Kafka und Freud, Shakespeare und italienischer Oper ist fast eine Hommage an Giulio Questis Töte Django: schwankend zwischen Abstrusität und Absurdität.
Helmut W. Banz: Franco Nero ist »Keoma«
Kölner Stadt-Anzeiger, 29./30.1.1977
Der italienische Endzeit-Western hat eine wahrhaft apokalyptische Blüte getrieben: einen Horrorfilm in den Ruinen des Wilden Westens. So zerborsten wie die Häuser ist die Moral. Was hier die Wüste schafft, hat dort der Bürgerkrieg angerichtet. Marodierende Soldaten haben ein Schreckensregiment errichtet. Die wenigen ehrbaren Leute, die die Pocken noch übriggelassen haben, schweigen.
Da schickt Gott Keoma (Franco Nero), einen Halbblut-Hippie, und bald pflastern Leichen seinen Weg. Doch im Gegensatz zu Django will Keoma das Gemetzel nicht. Er muß sich nur wehren gegen die Feindschaft, die ihm entgegenschlägt, als er eine schwangere Frau rettet, Medikamente besorgt oder sein Vaterhaus besucht.
In diesem Film von Enzo G. Castellari scheint selten die Sonne. Häufig blitzt und donnert es, immer fegt Wind über das zerstörte Land. Als Keoma ans Kreuz gebunden hat wird, geht ein Wolkenbruch nieder. Und eine alte Lumpensammlerin zieht ihren Karren wie ein Todesengel durch den Sand.
Gut fotografiert, mit hervorragender Musik unterlegt, mit geschickten Zeitlupen-Stilisierungen und einer ausgeklügelten Schnitt-Technik ist dies ein schöner, pathetischer Unterhaltungsfilm.
Rudolf Herfurtner: In den Ruinen des Wilden Westens
Münchner Merkur, 31.1.1977