Ein solches Festival in Deutschland war längst überfällig, denn bisher finden sie vor allem in anderen europäischen Ländern statt.
Kay Hoffmann, Film & TV Kameramann, Nr. 6, 20.6.2005
Our patchwork view of German cinema emphasises angst and gloom, but CineFest, which opened in Hamburg in November, gave us a survey of comedy before 1945 with a focus on the Jewish humour that was eventually forced abroad or extinguished. (...)
German cinema isn't just Caligari's cabinet, Dietrich's legs and Hitler's jackboots; it's also Hansen's grin, Schünzel's eyes and Siggi Arno, funny from head to toe.
Geoff Brown, Sight & Sound, Nr. 2, Februar 2005
In Hamburg, beim CineFest, dem ersten Internationalen Festival des deutschen Film-Erbes, gelang der Zeitsprung zurück in die zwanziger Jahre: Das Orchester "Tuten und Blasen" heizte dem Publikum im nostalgischen Metropolis-Kino mit entfesseltem Swing ein, während auf der Leinwand in Reinhold Schünzels Komödie "Der Himmel auf Erden" eine überdrehte Band den Gästen eines Nachtclubs aufspielte gestenreich, aber notgedrungen ganz ohne Töne.
Es war der umjubelte Höhepunkt eines Festivals, das in seinem ersten Jahr der deutschen Filmkomödie vor 1945 gewidmet war.
Detlef Kühn, epd Film, Nr. 1, Januar 2005
Die einzigen, die sich regelmäßig um den deutschen Film bemühen, sind Hans-Michael Bock und sein kleines Team von CineGraph in Hamburg. Dort wird seit 20 Jahren das gleichnamige mustergültige Lose-Blatt-Lexikon herausgegeben, und seit 17 Jahren lädt man zu einem filmhistorischen Kongress mit Filmschau ein, der vor allem Filmhistoriker anzieht. Als der Verein CineGraph den Kongress nun zu einem Festival erweiterte (inklusive Workshops zu Filmgeschichte im Kino, auf DVD und im Internet), zum "CineFest Internationales Festival des deutschen Film-Erbes" in Hamburg (13.-21.11.), war der Erfolg mit 2000 Zuschauern in 26 Vorstellungen mit 38 Filmen noch eher bescheiden; richtig voll war das Metropolis-Kino bei Ernst Lubitsch, obwohl mit "Schuhpalast Pinkus" und "Wenn vier dasselbe tun" kaum bekannte Kurzfilme von und mit ihm gezeigt wurden. (...)
Nun ist ein Anfang gemacht, das deutsche Filmerbe zu präsentieren.
Andrea Dittgen, film-dienst, Nr. 26, 23.12.2004
Was macht das deutsche Filmerbe? Mal gibt es einen alten Rühmann- oder Marika-Rökk-Film im TV, mal zeigt ein Filmfestival restaurierte Klassiker wie „Metropolis". Ansonsten lagern die Filme im großen Bundesarchiv in Berlin und Koblenz, bei kleineren Archiven wie dem Deutschen Institut für Filmkunde in Frankfurt und Wiesbaden oder der früheren Stiftung Deutsche Kinemathek (jetzt Filmmuseum Berlin). Und: Ein Großteil liegt als Kriegsbeute im riesigen Gosfilmofond bei Moskau.
Selbst die spezialisierten historischen Filmfestivals zeigen kaum deutsche Filme, die große Schau "Deutscher Film vor Caligari" fand in Pordenone Ende der 80er statt. Nun hat der Verein Cinegraph -der in letzter Zeit fast als einziger versucht hat, deutsche Filmgeschichte nicht nur zu dokumentieren, sondern auch zugänglich zu machen ein deutsches Filmerbe-Festival initiiert. Das "1. internationalen Festival des deutschen Film-Erbes" widmete sich deutschen Filmkomödien vor 1945.
Aus der Taufe gehoben wurde das Festival in dem Jahr, in dem das Cinegraph-Lexikon 20-jähriges Bestehen feiert jene Loseblatt-Sammlung, die inzwischen sieben dicke Ordner füllt und in ihrer Datenfülle und wissenschaftlichen Verlässlichkeit unersetzbar geworden ist. Und nun also ein eigenes Festival, hervorgegangen aus den seit 1988 Jahr für Jahr organisierten Cinegraph-Kongressen.
Peter Hornung, Saarbrücker Zeitung, Nr. 272, 22.11.2004
"Wir wollen eine andere Art des Weimarer Kinos zeigen", sagt CineGraph-Chef Hans-Michael Bock. "Komödien sind in der Forschung oft nicht ernstgenommen worden." Dabei gebe es dort viel zu entdecken. Schon der Eröffnungsfilm zeige, dass Schünzel in seinen Filmen durchaus improvisiert habe. Die Filme mit dem Hamburger ziehen sich als roter Faden durch das CineFest-Programm.
Volker Behrens, Hamburger Abendblatt, 12.11.2004