Ein poetisches Alltagsmärchen über die Sehnsucht nach persönlicher Entfaltung: Nach dem Tod ihres Vaters müssen sich die 18-jährige Helene Raupe und ihre kleine Schwester Asta in einer radikal veränderten Lebenssituation zurechtfinden. Helene wird von den Behörden an verschiedene Arbeitsplätze vermittelt, scheitert jedoch an den Erwartungshaltungen ihrer reglementierten Umwelt. Erst als sie lernt, ihren Träumen Ausdruck zu verleihen, kann sie sich gegenüber den Bevormundungen der anderen behaupten.
A poetic, modern fairy-tale about the desire for personal fulfilment: Following their father's death, 18-year-old Helene and her little sister have to adjust to the radically changed situation. The authorities sign Helene up for different jobs, but she constantly fails their demands. Only when Helene finally learns how to express her dreams, she is able to free herself from the paternalism of others.
Man könnte dies die letzte Kinoproduktion der DDR nennen - ein Regalfilm von 1965/66, verboten wie fast die gesamte damalige Jahresproduktion der Defa. Im Unterschied zu anderen Filmen des im Rückblick einzigartigen Defa-Jahrgangs war "Fräulein Schmetterling" zum Zeitpunkt des berüchtigten, eine kulturpolitische Eiszeit einläutenden Plenums des ZK der SED im Dezember 1965 zwar abgedreht, aber noch mitten in der Nachproduktion. Daher existiert ein vollständiges Bildnegativ, bei einigen Aufnahmen sogar Varianten, jedoch kein Rohschnitt mehr. Der Ton ist nicht vollständig überliefert, die dokumentarischen Sequenzen waren unmontiert. Dem Verständnis des Torsos ist das nicht hinderlich. Wo Dialog fehlt, oder die slowakische Darstellerin nicht synchronisiert ist, helfen Untertitel. Ralf Schenk und Ingeborg Marszalek haben keine Rekonstruktion vorgelegt, eher die Dokumentation des vorhandenen Materials.
Kurt Barthel, der Regisseur, und die Autoren Christa und Gerhard Wolf zielten auf eine poetische Mischform, halb realistischer Alltag, halb Märchen. Das Lebensgefühl Helenes paßt nicht umstandslos zu den Angeboten der sozialistischen Gesellschaft, sie hat Träume jenseits der Regeln. Das findet sich auch in den anderen Regalfilmen, in denen Jugend mehr möchte als FDJ und Karriere.
Rainer Rother: Die Raupe ist geschlüpft. In: Die Welt: 17.6.2005.
Regie: Kurt Barthel. Regie-Assistenz: Irene Maetzig. Buch: Christa Wolf, Gerhard Wolf, Kurt Barthel. Dramaturgie: Klaus Wischnewski. Kamera: Hans-Jürgen Sasse, Claus Neumann. 2. Kamerastab: Bernd Felgentreff. Bauten: Gerhard Helwig. Kostüme: Helga Scherff. Maske: Otto Banse. Schnitt: Rita Hiller. Musik: Peter Rabenalt.
Darsteller: Melania Jakubisková (Helene), Christa Heiser (Asta), Carola Braunbock (Tante), Milan Sladek (Pantomime), Herwart Grosse (Kubinke, Busfahrer), Rolf Hoppe (Himmelblau), Lissy Tempelhof (Frau Fertig), Irene Korb (Leiterin des Exquisit), Heinz Jörg Herrmann (Boxer), Freimut Götsch (Freund des Boxers), Karin Heinrich (Marion, Helenes Freundin), F. Müller (Fischverkäuferin), Peter Rabenalt (Saxophonspieler), Hans Hardt-Hardtloff (Betrunkener im Bus), Carmen-Maja Antoni (junge Kundin im Exquisit), H. Klingenberg (Wohnungsverwalter), Lothar Förster (Dozent), Hans-Joachim Glaeser (FDJ-Student), G. Hänsel (Freundin von Marion), Sina Fiedler, H. Detloff, Gert Klisch.
Sprecher: Manfred Krug (Erzähler).
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, Potsdam-Babelsberg [KAG Heinrich Greif]. Produktionsleitung: Heinz Herrmann. Aufnahmeleitung: Christel Kruse, Egon Schlarmann. Drehzeit: 30.8. 8.12.1965. Länge: 118 min. Format: BetaSP, s/w. Uraufführung: 4.2.1966, Rohschnittabnahme.
2005 Rekonstruktion: Ralf Schenk, Ingeborg Marszalek im Auftrag der DEFA-Stiftung und des Bundesarchiv-Filmarchiv.