Im Hafenviertel von New York besucht die junge Anna Christie ihren Vater Chris, der sie als kleines Kind zurückließ, um weiter zur See zu fahren. Sie ist gerührt von der überschwänglichen Begrüßung durch den alten Mann und da Chris von der Tugendhaftigkeit seiner Tochter überzeugt ist, wagt Anna es nicht, ihm von ihrer Vergangenheit als Prostituierte zu erzählen. Chris nimmt Anna mit an Bord seines Kohlenschiffs und nachdem sie sich an das Leben auf See gewöhnt hat, scheinen die schmerzlichen Erinnerungen von ihr abzufallen. Als jedoch der in Seenot geratene Matrose Matt auf das Schiff gelangt, droht seine ungestüme Leidenschaft für Anna nicht nur die neue Beziehung zu ihrem Vater zu zerstören, sondern auch ihr dunkles Geheimnis ans Licht zu bringen.
In the harbour district of New York, young Anna Christie visits her father Chris, who left her as a child in order to continue his unstable life as a sailor. Anna is moved by the old man's warm welcome for what he believes is a perfect daughter, and therefore she doesn't dare to tell him that she was forced to work as a prostitute. Chris takes Anna on board of his coal ship, and after growing accustomed to the life on sea, Anna finally seems to be able to leave the past behind her. But when rowdy seaman Matt joins them after being shipwrecked, his passion for Anna threatens to unravel her new relationship with her father and to reveal her dark secret.
Greta Garbo spricht deutsch. Sie ist als einziger der großen Hollywood-Stars uns Mitteleuropäern auch nach der Tonfilm-Umstellung treu geblieben. Die anderen machte der Ton unsichtbar. ... Wenn man eine Frau in einigen zehn Filmen gesehen und oft über sie geschrieben hat, macht man sich unbewußt Vorstellungen darüber, wie diese Frau wohl sprechen wird. Das erste Filmwort der Garbo heißt Whisky. Der Klang der Stimme läßt aufhorchen. Er ist tief, männlich, unweiblich; scheint gar nicht zu dem festgewurzelten Begriff Greta Garbo zu sprechen. Die Stimme hat Ähnlichkeit mit der Asta Nielsens, die ja auch Skandinavierin :ist. ... Die Rolle liegt der Greta Garbo. Sie bietet ihr Wandlungsmöglichkeiten. Sie kann die welthassende versoffene Dirne, das allmählich wieder inneren Halt findende Mädchen, die leidenschaftlich verliebte Frau und die Wahrheitsfanatikerin spielen.
Georg Herzberg: Anna Christie. In: Film-Kurier, Nr. 74, 28.3.1931.
Regie: Jacques Feyder. Buch: Frances Marion; nach dem Bühnenstück »Anna Christie« von Eugene O'Neill. Deutsche Fassung: Frank Reicher. Deutsche Dialoge: Walter Hasenclever. Kamera: William H. Daniels. Bauten: Cedric Gibbons. Kostüme: Adrian. Schnitt: Finn Ulback. Ton: Douglas Shearer. Musik: James Allen Bland. Musik-Titel: »Carry Me Back to Old Virginny«, »Let Me Call You Sweetheart« (Leo Friedman/Beth Slater Whitson).
Darsteller: Greta Garbo (Anna Christie), Theo Shall (Matt Burke), Hans Junkermann (Chris Christofferson), Salka Steuermann [= Salka Viertel] (Marthy Owens), Herman Bing (Larry, der Barkeeper), Leo White.
Produktion: Metro-Goldwyn-Mayer Studios (M-G-M), Culver City; für: Loew's Inc., New York. Drehort: M-G-M Studios Culver City. Länge: 94 min, 2563 m. Format: 35mm, s/w, 1:1.19, General Electric. Zensur: 18.12.1930, B.27637, Jugendverbot. Uraufführung: 23.12.1930, Köln (Schauburg).