Eheschließung in der Unterwelt: Der gefürchtete Verbrecher Macheath, bekannt als Mackie Messer, heiratet Polly, die Tochter des Londoner Bettlerkönigs Peachum. Außer sich vor Wut will Peachum den ungewollten Schwiegersohn an die Justiz ausliefern und erpresst zu diesem Zweck den korrupten Polizeichef Tiger-Brown. Doch letztlich mündet das makabre Spiel um Verrat und Rache in der pragmatischen Erkenntnis aller Beteiligten, dass die gemeinsame Gier nach Geld selbst die schlimmsten Feinde eint.
Married to the mob: Notorious gangster Macheath a.k.a Mackie Messer weds Polly, the daughter of beggar king Peachum, who is reigning over London's lowlifes. Enraged, Peachum tries to get rid of his unwanted son-in-law by framing him with the help of police chief Tiger-Brown, whom Peachum blackmails. A macabre game of treason and revenge ensues, which ultimately ends with the pragmatic realization of all participants that the shared greed for money unites even the worst enemies.
G.W. Pabst hat die Regie dieses Films mit viel photographischer Phantasie und gescheiter bildrhythmischer Einstellung auf die herrliche Musik Weills geführt. Mackie Messer ist Rudolf Forster, der mit unbeschreiblicher Überlegenheit diesen Burschen hinstellt, mit den legalen Abzeichen des bourgeoisen Gigerls: Elfenbeinstöckchen, Glacé- Handschuhe und Melone, herrlich jongliert. Er ist ein Jongleur mit allen Requisiten der bürgerlichen Ehrbarkeit. Die Rolle der Polly hat Carola Neher übernommen. Sie macht daraus das Vorbild der modernen unabhängigen Frau, die sich über Konventionen, Bindungen hinwegsetzt und einzig dem Gesetz ihres Lebens folgt. Herrlich auch Schünzels Polizeichef und Fritz Rasps Peecham. Nicht zu vergessen Buschs wundervoller Ansager, der zur Handorgelbegleitung, bitterböse Moritaten und fantastische Epigramme auf die bürgerliche Gesellschaft singt.
Br. [=Heinrich Braune]: Die Dreigroschenoper. In: Hamburger Echo, 25.4.1931.
Regie: G. W. Pabst. Regie-Assistenz: Mark Sorkin, Herbert Rappaport. Buch: Leo Lania, Ladislaus Vajda, Béla Balázs; frei nach dem Bühnenstück »Die Dreigroschenoper« von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Kamera: Fritz Arno Wagner. Kamera-Assistenz: Carl Moeller, Walter Hrich. 2. Kamera: Robert Baberske. Standfotos: Rudolf Brix, Hans G. Casparius (Werkfotos). Bauten: Andrej Andrejew. Kostüme: Max Pretzfelder. Maske: Paul Dannenberg. Schnitt: Hans Oser. Ton: Adolf Jansen. Tonassistenz: H. Meller, Eugen Hrich. Musik: Kurt Weill. Musikalische Leitung: Theo Mackeben. Liedtexte: Bertolt Brecht. Musik-Ausführung: Lewis Ruth Band. Musik-Titel: »Moritat vom Mackie Messer«, »Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens«, »Liebeslied«, »Barbara-Song«, »Lieder der Seeräuber-Jenny«, »Kanonensong«.
Darsteller: Rudolf Forster (Mackie Messer), Carola Neher (Polly), Reinhold Schünzel (Tiger-Brown), Fritz Rasp (Peachum), Valeska Gert (Frau Peachum), Lotte Lenya (Jenny), Hermann Thimig (Pfarrer), Ernst Busch (Straßensänger), Wladimir Sokoloff (Smith), Paul Kemp, Gustav Püttjer, Oskar Höcker, Krafft-Raschig [= Krafft Raschig] (Mackie Messers Platte), Herbert Grünbaum (Filch), Sylvia Torff (Bordellbesitzerin).
Produktion: Tonbild-Syndikat AG (Tobis), Berlin / Warner Bros. Pictures GmbH, Berlin [Ein Tonfilm der Tobis-Warner-Produktion]. Produktions-Durchführung: Nero-Film AG, Berlin. Produzent: Seymour Nebenzahl, Gus Schlesinger (Delegierter Warner), Guido Bagier (Delegierter Tobis). Produktionsleitung: Wilhelm Löwenberg. Aufnahmeleitung: Gustav Rathje. Drehzeit: 19.9. 15.11.1930. Drehort: EFA-Atelier Berlin-Halensee, Filmwerke Staaken. Länge: 112 min, 3077 m (3097 m vor Zensur) / DP: 113 min, 3097 m. Format: 35mm, s/w, 1:1.19, Tobis-Klangfilm. Zensur: 14.02.1931, B.28190, Jugendverbot. / DP: 1931.04.01, O.01975, Jugendverbot. / DP: 1933.08.10, O.06681, Verbot. Uraufführung: 19.2.1931, Berlin (Atrium).
Prädikat: Künstlerisch. / Am 10.8.1933 von der Filmoberprüfstelle verboten.